Höchst individuell

Muss es immer die Pille sein? Alle Verhütungsmethoden im Überblick

Veröffentlicht: 27. April 2023 13:36 Uhr
Schon bald könnte in Österreich die Antibabypille – wie in Italien – kostenlos erhältlich sein. Zumindest hat sich Gesundheitsminister Johannes Rauch dafür ausgesprochen. Die Pille zählt zu den hormonellen Verhütungsmitteln, die vor allem von jungen Frauen immer häufiger hinterfragt werden. Welche – auch hormonfreie – Verhütungsmittel gibt es überhaupt? Hier ein Überblick.
SALZBURG24 (nic)

Während in Österreich die Kosten für die Antibabypille bald gänzlich von der Sozialversicherung getragen werden könnten, empfinden immer mehr Frauen den hormonellen Eingriff in ihren Körper als unangenehm und wünschen sich alternative Verhütungsmethoden.

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Welche Methode ist die richtige und welche passt zu mir – eine Entscheidung, die vielen (vor allem jungen) Frauen oft nicht leicht fällt. Das Wissen um die verschiedensten Verhütungsmöglichkeiten und das Wissen um den eigenen Körper können dabei helfen. Wir geben euch hier einen Überblick über die gängigsten Verhütungsmittel, aufgelistet nach ihren Wirkungsweisen.

Hormonelle Verhütungsmittel

Die Antibabypille

Rund 120 Euro pro Jahr bezahlen Frauen oder Paare aktuell für die Antibabypille. Die Pille zählt zu den hormonellen Verhütungsmitteln, gilt als sehr sicher und ist aktuell noch die am häufigsten verwendete Methode zur Verhütung einer Schwangerschaft.

Vor- und Nachteile

  • Die Pille bietet – bei regelmäßiger Einnahme – einen fast hundertprozentigen Schutz.
  • Die Pille ist ab dem ersten Tag der Einnahme sofort wirksam.
  • Schwächere und kürzere Monatsblutung: Blutungsstärke und -dauer nehmen durch die Einnahme der Pille meist ab.
  • Linderung von Menstruationsbeschwerden: Regelschmerzen (z.B. Unterbauchkrämpfe) können durch die Pilleneinnahme meist gelindert werden.
  • Positive Auswirkungen auf das Hautbild: Hautunreinheiten (z.B. Pubertätsakne) werden meist durch einen erhöhten Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen verursacht. Durch die Einnahme der weiblichen Geschlechtshormone mit der Pille verbessert sich das Hautbild oft deutlich.
  • Die Pille schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Die Pille muss täglich und zur gleichen Tageszeit eingenommen werden.
  • Die Pille ist nicht nebenwirkungsfrei. Zu den Nebenwirkungen zählen u.a. Übelkeit und Erbrechen, Gewichtszunahme, sexuelle Lustlosigkeit, Zwischenblutungen, Spannungsgefühl in den Brüsten.
  • Pille und Rauchen führt zu einer Verengung der Blutgefäße. Raucherinnen ist die Einnahme der Pille abzuraten.

Dreimonatsspritze

Die Dreimonatsspritze zählt ebenso zu den hormonellen Verhütungsmitteln und muss vierteljährlich erneut verabreicht werden. Die Spritze enthält ein hochdosiertes, lang wirkendes Gestagen (Gelbkörperhormon), mit dem unter anderem der Eisprung verhindert wird.

Vor- und Nachteile

  • Die Dreimonatsspritze muss nur vierteljährlich (alle drei Monate) injiziert werden.
  • Die Dreimonatsspritze kann auch während der Stillzeit injiziert werden.
  • Magen-Darm-Beschwerden haben keinen Einfluss auf die Zuverlässigkeit.
  • Die Dreimonatsspritze schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Durch die Dreimonatsspritze kann die Regel unregelmäßig auftreten.
  • Aufgrund des hohen Gestagengehalts kann es zu Unverträglichkeiten kommen wie z.B. Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Depressionen, Akne.
  • stärkere Gewichtszunahme

Der Vaginalring

Der Vaginalring ist ein flexibler Kunststoffring, der die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen gleichmäßig ins Blut abgibt. Die Hormone werden durch die Scheide aufgenommen und verhindern den monatlichen Eisprung.

Vor- und Nachteile

  • Der Vaginalring muss nur einmal im Monat eingesetzt werden.
  • Die Hormone des Vaginalrings sind niedriger dosiert als bei der Pille oder dem Hormonimplantat.
  • Gute Zykluskontrolle: Durch das Wechseln des Vaginalrings weiß man ziemlich genau, wann die Monatsblutung einsetzt.
  • Der Vaginalring schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Durch den Vaginalring sind schmerzhaftere Monatsblutungen möglich.
  • Der Vaginalring kann nicht während der Stillzeit angewendet werden, da das Baby durch die Muttermilch eine zu große Hormonmenge aufnehmen würde.

Hormonspirale

Die Hormonspirale ist ein elastischer, T-förmiger Kunststoffkörper. Sie ist mit einem kleinen Hormonzylinder versehen, der kontinuierlich eine geringe Menge an Gestagen direkt in die Gebärmutter abgibt – das nur in sehr geringen Mengen in den Blutkreislauf gelangt, wie dies beispielsweise bei der Pille der Fall ist. Daher ist auch die Hormonabgabe der Spirale wesentlich geringer als bei allen anderen hormonellen Verhütungsmitteln.

Vor- und Nachteile

  • Schwächere und kürzere Monatsblutung
  • Linderung von Menstruationsbeschwerden: Regelschmerzen (z.B. Unterbauchkrämpfe) können oft gelindert werden.
  • Die Hormonabgabe ist geringer als bei den herkömmlichen hormonellen Verhütungsmitteln. Daher sind hormonbedingte Nebenwirkungen sehr selten.
  • Die Hormonspirale schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Selten treten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Akne oder depressive Verstimmungen auf.
  • Die Hormonspirale ist dicker als die Kupferspirale: Bei Frauen, die noch keine Kinder geboren haben, kann eine Dehnung des Gebärmutterhalses erforderlich sein.

Hormonimplantat

Das Hormonimplantat ist ein weiches Kunststoffstäbchen. Es ist zirka vier Zentimeter lang und zwei Millimeter dünn. Das Stäbchen selbst ist aus einem Kunststoff hergestellt, der sich im Körper nicht auflöst und kein Silikon enthält. Es schützt über einen Zeitraum von drei Jahren vor einer ungewollten Schwangerschaft. Beim Hormonimplantat handelt es sich um eine der modernsten Verhütungsmethoden.

Vor- und Nachteile

  • Langzeitverhütung: Das Hormonimplantat bietet einen sicheren Schutz für die Dauer von drei Jahren.
  • Das Hormonimplantat ist besonders für Frauen geeignet, die kein Östrogen vertragen.
  • Das Hormonimplantat ist sofort wirksam.
  • Durch das Hormonimplantat können sich Menstruationsbeschwerden verbessern.
  • Das Hormonimplantat schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Hormonbedingte Nebenwirkungen sind möglich. Dazu zählen beispielsweise Kopfschmerzen,Gewichtszunahme, Hautunreinheiten (z.B. Akne), Spannungsgefühl in den Brüsten.
  • Muss im Rahmen eines kleinen Eingriffs unter lokaler Betäubung von einer Ärztin/einem Arzt eingesetzt und wieder entfernt werden. Durch den Eingriff kann eine kleine Narbe im Oberarm entstehen.

Verhütungspflaster

Beim Verhütungspflaster handelt es sich um ein kleines, dünnes, selbstklebendes Pflaster. Es ist 4,5 mal 4,5 Zentimeter groß und wird direkt auf die Haut geklebt. Das Verhütungspflaster enthält die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen, die über die Haut aufgenommen werden. Dadurch wird der monatliche Eisprung verhindert.

Vor- und Nachteile

  • Das Verhütungspflaster muss nur einmal wöchentlich angewendet werden.
  • Erbrechen und Durchfall haben keinen Einfluss auf die Wirksamkeit.
  • Das Verhütungspflaster schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Unregelmäßige Blutungen sind durch die Hormonabgabe möglich.
  • Durch das Verhütungspflaster können Nebenwirkungen auftreten, wie z.B. Kopfschmerzen, Reaktionen an der Klebestelle des Pflasters, Übelkeit, Brustspannen.
  • Das Verhütungspflaster kann nicht während der Stillzeit verwendet werden,
  • Das Pflaster ist sichtbar.
  • Nicht geeignet für Raucherinnen über 35, Frauen mit hohem Blutdruck oder Thromboseneigung oder Lebererkrankungen.
  • Es kann eine Reizung der Haut auftreten.

Kupferpräparate

Kupferspirale/Kupferkette

Die Kupferspirale ist ein weiches, meist T-förmiges Kunststoffstäbchen, das mit einem feinen Kupferfaden umwickelt ist. Die Kupferspirale ist eine sehr sichere Verhütungsmethode, die, je nach Modell, drei bis zehn Jahre in der Gebärmutter verbleiben kann. Alternativen zur herkömmlichen Kupferspirale sind die Kupferkette und der Kupferball.

Vor- und Nachteile

  • Die Kupferspirale ist ein sehr sicheres Verhütungsmittel, da es zu keinen Anwendungsfehlern kommen kann.
  • Die Kupferspirale muss nur alle drei bis zehn Jahre (je nach Modell) gewechselt werden.
  • Die Kupferspirale greift nicht in den Hormonhaushalt ein.
  • Die Kupferspirale kann auch während der Stillzeit eingesetzt werden.
  • Mit der Spirale können sich Monatsblutung und Regelschmerzen verstärken und verlängern.
  • Ein Verrutschen oder Ausstoßen der Spirale ist möglich.
  • Die Kupferspirale schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Die Kupferspirale ist mit einmaligen Kosten von bis zu ca. 500 Euro verbunden.

Mechanische Verhütungsmittel

Zu den sogenannten mechanischen Verhütungsmitteln zählen das Kondom, das Frauenkondom, das Diaphragma und das FemCap. Das Kondom ist nach wie vor – neben dem Frauenkondom – das einzige Verhütungsmittel, das sowohl vor einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen als auch vor einer ungewollten Schwangerschaft schützt.

Der Vorteil aller mechanischer Verhütungsmethoden ist, dass sie eben keine Hormone abgeben und damit nicht in den Organismus eingreifen. Der große Nachteil besteht darin, dass sie bei falscher Anwendung nicht schützen.

Natürliche Verhütungsmethoden

Die Temperaturmethode oder Verhütungscomputer

Die Temperaturmethode zählt zur natürlichen Empfängnisverhütung, bei der mittels Körpertemperatur die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage innerhalb eines Menstruationszyklus bestimmt werden. Die Temperaturmethode kann auch dazu verwendet werden, die fruchtbaren Tage zu zeigen, um einen Kinderwunsch zu unterstützen. Die Körpertemperatur kann auch mit Verhütungscomputer gemessen und ausgewertet werden. Eine weitere Möglichkeit ist der Hormoncomputer, der die fruchtbaren Tage mithilfe von Hormonanalysen aus dem Morgenurin ermittelt.

Vor- und Nachteile

  • Die Temperaturmethode bzw. die symptothermale Methode können sowohl zur Verhütung als auch zur Erfüllung des Kinderwunsches genutzt werden.
  • Das Wissen um Vorgänge im weiblichen Körper wird erweitert.
  • Regelmäßige genaue Körperbeobachtung und deren Aufzeichnung sind notwendig.
  • Konsequente Anwendung und Disziplin sind erforderlich.
  • Während der fruchtbaren Tage muss, wenn kein Kinderwunsch vorliegt, ein Verhütungsmittel (z.B. Kondom oder Diaphragma) verwendet oder auf den Geschlechtsverkehr verzichtet werden.
  • Bei den Verhütungscomputern werden die Daten gespeichert.

Notfallverhütung

Die Pille danach

In fast allen Ländern Westeuropas ist die „Pille danach“ (mit dem Wirkstoff Levonorgestrel) rezeptfrei erhältlich. Frankreich war das erste europäische Land, in dem 1999 die „Pille danach“ rezeptfrei eingeführt wurde. Seit Dezember 2009 ist auch in Österreich für die „Notfallpille“ kein Rezept mehr erforderlich. Je früher die „Pille danach“ nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zum Einsatz kommt, desto größer ist die Chance den Eisprung verschieben zu können. In dieser Zeit sterben die Spermien ab und eine Befruchtung wird verhindert.

Durch die Einnahme der „Pille danach“ können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Unregelmäßige Menstruationsblutungen (Zwischen- und Schmierblutungen, verspätete oder starke Monatsblutung), Unterbauchschmerzen, Schindel und Erbrechen auftreten. Sie sind aber allesamt ungefährlich.

Die „Spirale danach“

Das Kupfer der Spirale beeinflusst das Milieu in der Gebärmutter und in den Eileitern. Dadurch wird die Befruchtungsfähigkeit der Spermien gestört. Falls es doch zu einer Befruchtung kommen sollte, verhindert die Spirale die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter. Die „Spirale danach“ kann ausschließlich von einer Frauenärztin/einem Frauenarzt nach einer eingehenden Untersuchung eingesetzt werden. Die Kosten dafür werden nicht von der Sozialversicherung übernommen.

Operative Verhütung

Neben den zeitlich beschränkten Methoden zur Schwangerschaftsverhütung – wie beispielsweise Pille, Spirale, Kondom – gibt es auch operative Verfahren, die den Eintritt einer Schwangerschaft auf Dauer verhindern. Dabei wird mithilfe einer Operation eine dauerhafte Unfruchtbarkeit herbeigeführt. Dieses Verfahren ist sowohl bei der Frau als auch beim Mann durchführbar. Das Sexualleben wird durch eine Sterilisation nicht eingeschränkt. Es wird weder die Hormonproduktion noch das Lustempfinden beeinträchtigt.

Die relativ hohen Kosten für eine Refertilisierung in Höhe von ungefähr 3.000 bis 4.000 Euro werden von den Sozialversicherungsträgern nicht übernommen und müssen selbst getragen werden. Die Vasektomie beim Mann kostet rund 900 Euro und wird ebenfalls nicht von der Versicherung übernommen.

Sterilisationen sollten stets nach umfangreicher Information und eingehender Überlegung durchgeführt werden. Es gibt Möglichkeiten, diese rückgängig zu machen, der Erfolg kann aber nicht garantiert werden.

Weiterführende Infos zu allen Verhütungsmethoden

Die Entscheidung, welche Verhütungsmehtode gewählt wird ist höchst individuell und kann jede Frau, jedes Paar nur für sich treffen. Die Kosten sollten bei der Entscheidung jedenfalls keinen Einfluss haben.

(Quelle: salzburg24)

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