Suizidpräventionsforscher

Experte nach Amoklauf in Grazer Schule: Krisenintervention braucht Vorrang

Angesichts des Amoklaufs in einer Schule in der Grazer Dreierschützengasse sieht der Suizidpräventionsforscher Thomas Niederkrotenthaler von der Medizinischen Uni Wien eine "Ausnahmesituation, die zum Glück so in Österreich noch nicht gesehen wurde". Bild vom Polizei-Großeinsatz.
Veröffentlicht: 10. Juni 2025 14:00 Uhr
Nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule spricht Suizidpräventionsforscher Thomas Niederkrotenthaler von einer "Ausnahmesituation, die zum Glück so in Österreich noch nicht gesehen wurde". Wichtig sei nun, dass Betroffene rasch Kriseninterventionsangebote bekommen und von den Medien geschont werden.

Angesichts des Amoklaufs in einer Schule in der Grazer Dreierschützengasse sieht der Suizidpräventionsforscher Thomas Niederkrotenthaler von der Medizinischen Uni Wien eine "Ausnahmesituation, die zum Glück so in Österreich noch nicht gesehen wurde". Vor allem die direkt Betroffenen sollten jetzt möglichst rasch Kriseninterventionsangebote bekommen und von Medien geschont werden. Solche Ereignisse können insgesamt "massive traumatische Reaktionen" auslösen, sagte er zur APA.

Experte nach Amoklauf: "Möglichst auf Spekulationen verzichten"

Das gelte in gewisser Weise auch im erweiterten Schul-Setting oder der breiteren Bevölkerung. In der medialen Berichterstattung sollten daher Kriseninterventionsangebote genannt werden. "Wichtig wäre auch, möglichst auf Spekulationen zu verzichten - also darauf hinzuweisen, was man weiß und was man nicht weiß", so der Leiter des Lehrganges "Krisenintervention und Suizidprävention" an der MedUni Wien. Über Motive und den möglichen Tathergang zu spekulieren, ohne dass dem eine kritische Recherche zugrunde liegt, sollte ebenso vermieden werden wie auch Vereinfachungen.

Keine Interviews mit direkt Betroffenen

"Vor allem sollte man nicht mit potenziell oder eindeutig traumatisierten Personen Interviews führen", betonte Niederkrotenthaler. Man wisse, dass auch Menschen, die vielleicht recht gefasst wirken, "nach einem Trauma dann auch bereuen können, was sie gesagt haben. Hier ist wichtig, dass man sehr sensibel vorgeht". Professionelle Krisenintervention müsse hier jedenfalls Vorrang haben.

Auch in Gesprächen in nicht betroffenen Schulen, Schulklassen oder in Familien sollte man auf möglichst gesicherte Informationen setzen. Es liege in der Natur der Sache, dass zum jetzigen Zeitpunkt vieles noch nicht bekannt ist. Bespricht man so etwas zum Beispiel in Schulklassen, sollten sich Lehrpersonen - wenn möglich - mit der Schulpsychologie abstimmen. "Sehr oft ist es absolut sinnvoll, das sehr wohl zu thematisieren" - auch in Bildungseinrichtungen, die nicht direkt betroffen sind. Denn ein solch tragisches Ereignis könne prinzipiell jedem, der in dem Kontext arbeitet, zusetzen.

Bist du in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchst Hilfe?

Sprich mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Spezielle Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at

Wichtige Telefonnummern:

Angebote im Land Salzburg

(Quelle: apa)

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