Nach dem Amoklauf in einer Schule in Graz am Dienstag hat die Polizei am Nachmittag weitere Details bekanntgegeben. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 21-jährigen Österreicher. Das sagte Landespolizeidirektor Gerald Ortner bei einer Pressekonferenz. Der Mann verwendete zwei Schusswaffen, die er legal besessen hatte. Es handelte sich um eine Lang- und eine Kurzwaffe.
Elftes Todesopfer
Zunächst war von zehn Toten die Rede – darunter auch der mutmaßliche Täter, der Suizid beging. Am Abend hat das LKH Graz mitgeteilt, dass eine weitere Frau – eine der beiden Schwerverletzten, die ins Spital eingeliefert worden waren – ebenfalls verstorben ist. Das Motiv für die Tat war noch unklar. Der 21-Jährige war aber laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ein ehemaliger Schüler der Bildungseinrichtung, der die Schule nicht abgeschlossen hat. Er war bisher nicht amtsbekannt.
Alarmierung "wegen Schüssen und Schreien"
"Wir sind wegen Schüssen und Schreien in einer Schule alarmiert worden", erklärte Ortner kurz nach 15.15 Uhr vor Medienvertreter:innen. Daraufhin sei unverzüglich ein Großaufgebot mobilisiert worden. Über 300 Kräfte der Polizei standen laut Ortner im Einsatz.
17 Minuten später konnten schließlich die Kräfte des EKO Cobra nach der Durchsuchung des Gebäudes die Sicherheit wiederherstellen, erklärte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Dienstag. So hätten binnen kurzer Zeit die ersten Notarztwagen zufahren können, sagte Ruf.
Elf Menschen bei Amoklauf in Graz zum Teil schwer verletzt
Elf Personen sind - zum Teil schwer - verletzt. Zu deren genauem Zustand wollten weder die Polizei auf der Pressekonferenz noch der steirische Landesrettungskommandant danach ins Detail gehen. "Es war aber sicher der tragischste Einsatz des Roten Kreuzes in der Steiermark in der Zweiten Republik", sagte Peter Hansak zur APA nach dem Medientermin.
Hansak betonte, dass das Rote Kreuz bisher im Rahmen der Krisenintervention rund 200 Eltern und Angehörige sowie 300 Schülerinnen und Schüler betreut habe. 40 Kräfte des Roten Kreuzes seien auch weiterhin vor Ort. Insgesamt standen 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Einsatz. Aufgrund der Lage sei während des Amoklaufes, wie in solchen Fällen üblich, auch der Krankentransport ausgesetzt worden. "Alle nicht notwendigen Einsätze werden dann zurückgefahren", sagte Hansak.
Motiv noch unklar, Abschiedsbrief bestätigt
Das Motiv des Einzeltäters war noch unklar. Der Mann war laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ein ehemaliger Schüler der Bildungseinrichtung, der die Schule nicht abgeschlossen hatte. Er war bisher nicht amtsbekannt. Medienberichte, wonach der Schüler in der Vergangenheit gemobbt worden sein soll, wollten Karner und die Polizei am Dienstag nicht bestätigen.
Ein Bericht, wonach am Wohnort des 21-Jährigen bei einer Durchsuchung ein Abschiedsbrief gefunden worden sei, bestätigte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, in einer "ZIB Spezial" zum Amoklauf auf ORF2 (20.15 Uhr) am Dienstagabend. Dieser lag demnach in analoger und digitaler Form vor, inhaltlich habe das Schreiben laut Ruf jedoch keinen Hinweis auf ein Motiv geliefert, es enthielt Abschiedsworte des Täters an seine Eltern. Zudem wurde eine nicht funktionstüchtige Rohrbombe gefunden.
Was den legalen Besitz der Tatwaffen betrifft, so gelte es hier den genauen Sachverhalt zu prüfen. Ein Führen der Waffe war dem 21-Jährigen aufgrund der Gesetzeslage jedenfalls zu keinem Zeitpunkt gestattet gewesen.
"Zutiefst erschüttert"
Die Politik hat sich nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule mit zehn Toten erschüttert gezeigt. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) erklärte bei der Pressekonferenz: "Dieser heutige Tag ist ein dunkler Tag. Der Amoklauf ist eine nationale Tragödie, die uns zutiefst erschüttert. Durch diese unfassbare Tat wurden neun Menschen plötzlich aus ihrem Leben gerissen. Diese Tat trifft uns alle: Als Menschen, Eltern und Gesellschaft." Eine Schule sei mehr als ein Ort des Lernens. Sie ist ein Raum des Vertrauens und der Zukunft. Man müsse nun als Gemeinschaft zusammenstehen. Konfliktösung durch Gewalt dürfe niemals Teil des Lebens werden. Stocker bedankte sich bei den Einsatzkräften, die "mutig, besonnen und mit größtem Einsatz gehandelt hätten."
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Der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) erklärte ebenfalls, dass es darum gehe, gemeinsam durch diese Stunden zu gehen. "Es ist deshalb unfassbar, weil das Leben vieler sich mit dem heutigen Tag dramatisch geändert hat." Das betreffe nicht nur die Opfer, sondern alle, die vor Ort waren. Unten könnt ihr im Liveblog die Geschehnisse des heutigen Tages nachlesen.
(Quelle: apa)