Tragödie in der Steiermark

Amoklauf mit elf Toten in Grazer Schule: Abschiedsbrief gefunden

Ein Polizei vor der Schule in Graz, in der ein Amoklauf mehrere Tote und Verletzte forderte.
In einer Grazer Schule kam es zu einem Amoklauf. Bild vom Tatort in der Dreierschützengasse.
Veröffentlicht: 10. Juni 2025 14:01 Uhr Aktualisiert: 10.06.2025 21:01 Uhr
Nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule gibt es neue Details: Der mutmaßliche Täter – ein 21-Jähriger – war ein ehemaliger Schüler. Am Tatort wurden Waffen sichergestellt, wie die Polizei bei einer Pressekonferenz mitteilte. Ein Abschiedsbrief wurde gefunden, bestätigte die Polizei am Abend.

Nach dem Amoklauf in einer Schule in Graz am Dienstag hat die Polizei am Nachmittag weitere Details bekanntgegeben. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 21-jährigen Österreicher. Das sagte Landespolizeidirektor Gerald Ortner bei einer Pressekonferenz. Der Mann verwendete zwei Schusswaffen, die er legal besessen hatte. Es handelte sich um eine Lang- und eine Kurzwaffe.

Elftes Todesopfer

Zunächst war von zehn Toten die Rede – darunter auch der mutmaßliche Täter, der Suizid beging. Am Abend hat das LKH Graz mitgeteilt, dass eine weitere Frau – eine der beiden Schwerverletzten, die ins Spital eingeliefert worden waren – ebenfalls verstorben ist. Das Motiv für die Tat war noch unklar. Der 21-Jährige war aber laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ein ehemaliger Schüler der Bildungseinrichtung, der die Schule nicht abgeschlossen hat. Er war bisher nicht amtsbekannt.

Alarmierung "wegen Schüssen und Schreien"

"Wir sind wegen Schüssen und Schreien in einer Schule alarmiert worden", erklärte Ortner kurz nach 15.15 Uhr vor Medienvertreter:innen. Daraufhin sei unverzüglich ein Großaufgebot mobilisiert worden. Über 300 Kräfte der Polizei standen laut Ortner im Einsatz.

17 Minuten später konnten schließlich die Kräfte des EKO Cobra nach der Durchsuchung des Gebäudes die Sicherheit wiederherstellen, erklärte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Dienstag. So hätten binnen kurzer Zeit die ersten Notarztwagen zufahren können, sagte Ruf.

Elf Menschen bei Amoklauf in Graz zum Teil schwer verletzt

Elf Personen sind - zum Teil schwer - verletzt. Zu deren genauem Zustand wollten weder die Polizei auf der Pressekonferenz noch der steirische Landesrettungskommandant danach ins Detail gehen. "Es war aber sicher der tragischste Einsatz des Roten Kreuzes in der Steiermark in der Zweiten Republik", sagte Peter Hansak zur APA nach dem Medientermin.

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Hansak betonte, dass das Rote Kreuz bisher im Rahmen der Krisenintervention rund 200 Eltern und Angehörige sowie 300 Schülerinnen und Schüler betreut habe. 40 Kräfte des Roten Kreuzes seien auch weiterhin vor Ort. Insgesamt standen 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Einsatz. Aufgrund der Lage sei während des Amoklaufes, wie in solchen Fällen üblich, auch der Krankentransport ausgesetzt worden. "Alle nicht notwendigen Einsätze werden dann zurückgefahren", sagte Hansak.

Motiv noch unklar, Abschiedsbrief bestätigt

Das Motiv des Einzeltäters war noch unklar. Der Mann war laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ein ehemaliger Schüler der Bildungseinrichtung, der die Schule nicht abgeschlossen hatte. Er war bisher nicht amtsbekannt. Medienberichte, wonach der Schüler in der Vergangenheit gemobbt worden sein soll, wollten Karner und die Polizei am Dienstag nicht bestätigen.

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Ein Bericht, wonach am Wohnort des 21-Jährigen bei einer Durchsuchung ein Abschiedsbrief gefunden worden sei, bestätigte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, in einer "ZIB Spezial" zum Amoklauf auf ORF2 (20.15 Uhr) am Dienstagabend. Dieser lag demnach in analoger und digitaler Form vor, inhaltlich habe das Schreiben laut Ruf jedoch keinen Hinweis auf ein Motiv geliefert, es enthielt Abschiedsworte des Täters an seine Eltern. Zudem wurde eine nicht funktionstüchtige Rohrbombe gefunden.

Was den legalen Besitz der Tatwaffen betrifft, so gelte es hier den genauen Sachverhalt zu prüfen. Ein Führen der Waffe war dem 21-Jährigen aufgrund der Gesetzeslage jedenfalls zu keinem Zeitpunkt gestattet gewesen. 

"Zutiefst erschüttert"

Die Politik hat sich nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule mit zehn Toten erschüttert gezeigt. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP)  erklärte bei der Pressekonferenz: "Dieser heutige Tag ist ein dunkler Tag. Der Amoklauf ist eine nationale Tragödie, die uns zutiefst erschüttert. Durch diese unfassbare Tat wurden neun Menschen plötzlich aus ihrem Leben gerissen. Diese Tat trifft uns alle: Als Menschen, Eltern und Gesellschaft." Eine Schule sei mehr als ein Ort des Lernens. Sie ist ein Raum des Vertrauens und der Zukunft. Man müsse nun als Gemeinschaft zusammenstehen. Konfliktösung durch Gewalt dürfe niemals Teil des Lebens werden. Stocker bedankte sich bei den Einsatzkräften, die "mutig, besonnen und mit größtem Einsatz gehandelt hätten." 

Bildergalerien

(v.l.n.r.): Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) am Dienstag, 10. Juni 2025, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. des Amoklaufs mit elf Toten in einer Schule in Graz.
(v.l.n.r.): Der Steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner und Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit Franz Ruf am Dienstag, 10. Juni 2025, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. des Amoklaufs mit elf Toten in einer Schule in Graz.
(v.l.n.r.): Der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Staatssekretär Jörg Leichtfried (SPÖ) am Dienstag, 10. Juni 2025, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. eines Amoklaufs mit elf Toten in einer Schule in Graz.
(v.l.n.r.): Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ), Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) und Staatssekretär Jörg Leichtfried (SPÖ) am Dienstag, 10. Juni 2025, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. eines Amoklaufs mit elf Toten in einer Schule in Graz.

Der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) erklärte ebenfalls, dass es darum gehe, gemeinsam durch diese Stunden zu gehen. "Es ist deshalb unfassbar, weil das Leben vieler sich mit dem heutigen Tag dramatisch geändert hat." Das betreffe nicht nur die Opfer, sondern alle, die vor Ort waren. Unten könnt ihr im Liveblog die Geschehnisse des heutigen Tages nachlesen. 


(Quelle: apa)

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