Anonyme Quellen

Antisemitismus-Vorwurf gegen ORF III-Chef: Schöber will juristisch vorgehen

Peter Schöber anlässlich einer Pressekonferenz im Jahr 2022. (Archivbild)
Veröffentlicht: 27. September 2024 18:03 Uhr
Aufregung um Peter Schöber: Laut "Kronen Zeitung" sieht sich der ORF-Programmdirektor mit einem Antisemitismusvorwurf konfrontiert, den dieser "auf das Schärfste" zurückweist, wie er gegenüber dem "Standard" festhielt.

In der Whistleblower-Stelle des ORF laufen Ermittlungen, ORF III verschickte eine von den Programmbereichsleitenden unterzeichnete Ehrenerklärung, während die vermeintlich angegriffene Danielle Spera die Anschuldigungen gegen Schöber als "absurd" bezeichnete.

Vorwürfe werden intern geprüft

"Ja, es gibt Vorwürfe, und die werden derzeit intern geprüft", heißt es in dem "Krone" und "Standard" übermittelten Statement. "Den Inhalt kommentieren oder bestätigen wir derzeit nicht." Schöber selbst kündigte "gegen Menschen, die diese Vorwürfe erheben" juristische Schritte an. "Ich bin kein Antisemit, im Gegenteil", so Schöber zum "Standard". Er habe 60 Dokumentationen zum Thema verantwortet, das "Fest der Freude" zum Gedenken an die Befreiung von der NS-Herrschaft ins Fernsehen gebracht. "Ich lasse mich nicht mit Dreck bewerfen", sagt der ORF-Manager.

Antisemitische Äußerungen gegenüber ehemaliger ORF-Moderatorin

Hintergrund sind anonyme Vorwürfe, Schöber habe sich intern über die ehemalige ORF-Journalistin und spätere Direktorin des Jüdischen Museums Danielle Spera antisemitisch geäußert. "Der Spera werd ich mal ihren Judenstern vom Kleidl reißen", zitiert die "Kronen Zeitung" das kolportierte Zitat Schöbers. Gegenüber dem "Standard" sagte Spera, sie könne sich solche Äußerungen "beim besten Willen nicht vorstellen", sie halte sie für "absurd" und verweist auf die langjährige Zusammenarbeit mit Schöber in "größter Wertschätzung und Freundschaft".

Heinz Lederer, SPÖ-"Freundeskreises"-Leiter im ORF-Stiftungsrat, fordert indes im APA-Gespräch: "Das muss jetzt Chefsache und übers Wochenende geklärt werden." Gleichzeitig solle aber auch Schöbers Werk "gewürdigt werden", so Lederer, der auf zahlreiche Zusammenarbeiten Schöbers mit Spera rund um jüdische Themen im ORF verweist. Auch sei Spera zuletzt im Kulturbeirat von ORF III verlängert worden.

Die Vorwürfe stammen offenbar aus einer Sammlung von Unterlagen, die in den vergangenen Monaten über Schöber von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angelegt wurden. Diese gingen dann gesammelt an die Whistleblower-Stelle. Diese müsse laut Lederer jedoch "nachgeschärft werden, denn offenbar funktioniert sie nicht ausreichend, weil sie eigentlich eingerichtet wurde, damit einzelne Betroffene sich unmittelbar anonym an die Verantwortliche wenden können".

Prozess am Arbeitsgericht

Die Anschuldigungen kommen kurz vor einem Prozess am Arbeitsgericht auf, wie "Krone" und "Standard" berichten. Dort geht es im November um die Kündigung eines ORF III-Betriebsrats, der zuvor schwere Vorwürfe der Manipulation von Arbeitszeitaufzeichnungen bei dem in einer Tochterfirma organisierten ORF-Spartensender für Information und Kultur erhoben hatte. Die Kündigung wurde nach "Standard"-Informationen mit Hinweisen begründet, wonach der Mitarbeiter bei Produktionen für ORF III auch Tätigkeiten für die damit befasste Produktionsfirma verrechnet hätte.

Ehrenerklärung des ORF III

Am Freitagnachmittag verschickte ORF III eine von allen Programmbereichsleiterinnen und -leitern sowie zahlreichen weiteren Mitarbeitenden unterzeichnete Ehrenerklärung. Darin heißt es: "Niemals ist in unserer Gegenwart seitens Peter Schöber eine antisemitische Aussage gefallen." Schöber habe ORF III Information und Kultur "von Beginn an im Dienst der Aufklärung der antisemitischen Verbrechen der Vergangenheit verschrieben". Kein anderer Sender habe mehr Programm zum Thema jüdische Kultur und Geschichte sowie Programme, die sich den Verbrechen des Nationalsozialismus widmen, gesendet als ORF III unter Peter Schöber. Darunter fallen jährliche Schwerpunkte etwa zum Mauthausen-Gedenktag, zum Tag der Befreiung sowie eine überaus umfangreiche Programmierung in den wöchentlichen Geschichte-Hauptabend-Sendeleisten Zeit.Geschichte und Erbe Österreich. Abschließend heißt es: "Wir haben Peter Schöber immer als Führungskraft erlebt, die gerade beim Thema Antisemitismus über jeden Verdacht erhaben ist.

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken