KV-Streit

AUA streicht 400 Flüge vor Ostern

Aufnahmen vom Dienstag, 7. März 2023, am Flughafen Wien-Schwechat anlässlich der Betriebsversammlung des AUA-Bordpersonals.
Veröffentlicht: 26. März 2024 14:23 Uhr
Rund 400 Flüge der AUA werden vor dem Osterwochenende ausfallen. Grund dafür ist ein von der Gewerkschaft angedrohter Streik am Gründonnerstag und Karfreitag. Betroffene Fluggäste sollen sich bei Annullierungen proaktiv bei der Fluglinie melden.

Der KV-Streit bei der AUA führt erneut zu Flugausfällen - diesmal ausgerechnet in der Osterreisezeit. Wegen eines für Gründonnerstag und Karfreitag von der Gewerkschaft angedrohten Streiks streicht die Airline an diesen beiden Tagen rund 400 Flüge. Die etwa 50.000 betroffenen Fluggäste würden proaktiv informiert, gab die AUA am Dienstag bekannt. Auch wenn der Streik noch gar nicht fix ist, braucht die Fluglinie für etwaige Flugausfälle eine Vorlaufzeit.

Die Austrian Airlines bieten kostenlose Stornos und Umbuchungen an. "Alle Fluggäste werden zum nächstmöglichen Flug umgebucht. Der Gast kann sich gegen eine Flugumbuchung entscheiden, den Flug stornieren und refundieren lassen", heißt es laut Fluggesellschaft. Passagiere werden gebeten, ihren Flugstatus auf der Webseite austrian.com zu überprüfen. Konkret betroffen sind Flüge, die in die Zeit von 28. März, 00:00 Uhr bis 29. März, 12 Uhr, fallen.

Fronten bei AUA verhärtet

Austrian beziffert den bisher im Zuge der aktuellen KV-Verhandlungsrunden entstandenen Schaden infolge von Hunderten Flugausfällen mit 24 Mio. Euro. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen selbst hat es seit Sonntag keine Bewegung mehr gegeben. Die Fronten zwischen AUA-Management und Gewerkschaft bzw. Bord-Betriebsrat sind verhärtet. Beide Seiten pochen darauf, dass sich die jeweils andere Partei bewegt.

Die Gewerkschaft will einen Gehaltsabschluss über der Inflation, das Angebot der AUA von bis zu 18 Prozent Gehaltsplus für Flugbegleiter und Piloten sowie bis zu 28 Prozent für Co-Piloten beziehe sich auf zwei Jahre und bestehe aus nicht nachhaltigen Einmalzahlungen, hatte vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart am Dienstag kritisiert. vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit spricht von einem Gehaltsunterschied von 40 Prozent zwischen der AUA-Belegschaft und den Beschäftigten der deutschen Konzernmutter Lufthansa. "Es ist extrem unverständlich, dass ein Teil des Konzerns wie der letzte Putzfetzen behandelt wird", sagte Hebenstreit zur APA.

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Die AUA verwies darauf, dass sie für zwei Jahre den vollen Lohnausgleich plus etwas drauf anbiete, wobei der angebotene Erfolgsbonus, wie schon der Name sagt, von guten Bilanzzahlen in den nächsten Jahren abhängig ist. "Mit dem Angebot hat sich das Unternehmen bereits über die wirtschaftlich darstellbare Schmerzgrenze bewegt", so die AUA. Und weiteres: "Wir hoffen, dass die Gewerkschaft und der Betriebsrat nach dem Streik zur Vernunft kommen und behalten uns vor, unser Angebot bis dahin zu revidieren."

Aus Sicht der Gewerkschaft ist eine KV-Einigung weiterhin bis Mittwoch kurz vor Mitternacht möglich, um einen Streik für Gründonnerstag und Karfreitag abzuwenden. "Wir sind immer bereit. Es hängt ganz vom AUA-Management ab", sagte Hebenstreit. Dass dennoch Hunderte Flüge ausfallen, selbst wenn der Streik abgewendet würde, sei bedauerlich. "Zum Streiten gehören immer zwei. Wir können nur an die Gäste appellieren und um Verständnis ersuchen. Man hat uns in diese Situation getrieben", so Hebenstreit.

KV-Streit seit Wochen im Gange

Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen hin. Bei einer Betriebsversammlung am 1. März fielen 112 Flüge aus und rund 12.000 Passagiere waren betroffen. Aufgrund einer für 8. März angekündigten und dann verschobenen Betriebsversammlung wurden 150 Flüge gestrichen. Knapp eine Woche darauf, am 14. März, fand schließlich die Betriebsversammlung statt, wegen der erneut 120 Flüge ausgefallen sind.

"Verhandeln bedeutet, dass die Sozialpartner aufeinander zugehen, um einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Diesmal haben der AUA-Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft vida aber nur unerfüllbare Maximalforderungen gestellt, auf denen sie um jeden Preis beharrten, egal wie hoch der Schaden ist", kritisierte der Obmann der Berufsgruppe Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Flughafen-Chef Günther Ofner die KV-Gespräche.

AUA will proaktiv informieren

Grundsätzlich will die AUA selbst proaktiv informieren, wie sie am Dienstag bekräftigte. Auf ihrer Homepage bietet die Airline bereits seit gestern betroffenen Kunden bereits eine einmalige, kostenlose Umbuchung oder Stornierung ihres Fluges an. Generell müsse die Airline bei annullierten Flügen einen Ersatztransport anbieten und "den Vertrag mir gegenüber erfüllen", sagte auch Gabriele Zgubic, Leiterin Konsumentenpolitik bei der Arbeiterkammer Wien, am Montagabend in der "Zeit im Bild" des ORF.

Müsste letztlich tatsächlich selbst eine alternative Beförderung organisiert und bezahlt werden, empfiehlt die apf, unbedingt Rechnungen und Belege aufzubewahren und die Kosten möglichst gering zu halten. Das gilt auch, wenn eine Übernachtung nötig werden sollte.

Möglich wäre auch noch eine alternative Beförderung zum Ziel unter vergleichbaren Bedingungen zu einem späteren Zeitpunkt nach Wunsch des Fluggastes, vorbehaltlich verfügbarer Plätze. Die apf empfiehlt auf ihrer Homepage betroffenen Passagieren, denen keine alternative Beförderung proaktiv angeboten wird, unbedingt im ersten Schritt die Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen, bevor eigenständig Buchungen getätigt werden. So hat die Fluglinie dann sicher die Kontaktdaten und kann umgekehrt besser informieren.

Streik im Voraus bekannt

Nun war der mögliche Streik für Passagiere und die AUA Tage im Voraus bekannt. Am Dienstag folgten die Streichungen. Auch wenn der Streik aus Sicht der Gewerkschaft noch abwendbar wäre, die Airline braucht Vorlaufzeit.

Auf die Frage im Ö1-"Mittagsjournal" vom Samstag, ob man davon ausgehen könne, dass Austrian das nun alles bewältigen könne, sagte Robert Kogler von der apf: "Das ist ein bisschen schwierig für uns zu beurteilen." Man solle sich an die AUA wenden. Wenn man sechs Wochen lang nichts höre, oder nicht damit zufrieden sei, was man höre, dann solle man sich an die apf wenden.

 

Unabhängig von welcher der oben genannten Optionen man sich als von Annullierungen betroffener Passagier oder Passagierin entscheide, stehe einem womöglich auch eine Ausgleichszahlung, eine Entschädigung zu, so Kogler. Diese belaufe sich auf 250 bis 600 Euro pro Flug und pro Person. Grundsätzlich sei die Fluglinie zuständig, sich um die Fluggäste zu kümmern, wenn es Annullierungen gibt.

 

(Quelle: apa)

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