Die fünfte Verhandlungsrunde zu einem neuen Bahn-KV ist am Sonntag gescheitert. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter gaben sich gegenseitig die Schuld am nun kommenden ganztägigen, österreichweiten Warnstreik der Eisenbahner am morgigen Montag. Nur Busse und kommunale Verkehrsbetriebe sind unterwegs, aber keine Regional-, Fern- und Nachtzüge oder S-Bahnen.
Arbeitgeber über "verantwortungslose Vorgehensweise"
"Waren die Forderungen bisher schon maßlos, dann ist diese Vorgehensweise unmittelbar vor einem Streik verantwortungslos", so Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber. Er fragte, warum niedrigere Gehaltsabschlüsse von der vida in anderen Branchen "abgefeiert" werden aber bei der Bahn gestreikt werde. "Die Gewerkschaft nimmt mit ihren unrealistischen Forderungen die gesamte Branche und ihre Kunden in Geiselhaft."
Solange es bei der Eisenbahn noch 40-Stunden-Jobs gäbe, wie im Nachtzug, wo Kolleginnen und Kollegen lediglich 1.356 Euro netto im Monat als Einstiegsgehalt bekämen, gäbe es im Kollektivvertrag noch massiven Aufholbedarf, so Tauchner. "Wir fordern weiterhin einen monatlichen Fixbetrag in Höhe von 400 Euro auf KV- und Ist-Löhne, weil dieser insbesondere die niedrigen und mittleren Einkommen in Zeiten der anhaltenden Rekordinflation von inzwischen elf Prozent stützt", bekräftigt Tauchner.
ÖBB-Chef "fehlt jedes Verständnis"
Die ÖBB bedauerten am Sonntag die Nicht-Einigung der Sozialpartner. Daher komme der gesamte Zugverkehr in Österreich am Montag, 00:00 bis 24:00 Uhr, zum Erliegen. "Mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik", kritisierte ÖBB-Chef Matthä die Gewerkschaft vida in einer Stellungnahme ganz offen. "Die Arbeitgeberseite hat mit 8,44 Prozent das höchste Angebot aller Branchen gestellt", bekräftigte er. "Es ist ganz klar, ein mutwilliger Streik der Gewerkschaft. Es schmerzt mich, dass unsere Fahrgäste dermaßen in Mitleidenschaft gezogen werden." Matthä entschuldigte sich wie die Verhandler beider Seiten bei den betroffenen Fahrgästen. "Die ÖBB werden alles daran setzen, den Betrieb so rasch wie möglich wieder hochzufahren."
Großes Öffi-Chaos droht am Montag in Österreich
Bei einem Streik kommt der gesamte Bahnverkehr in Österreich am Montag zum Erliegen, warnten die ÖBB bereits im Vorfeld. Sie ersuchten die Fahrgäste, nicht notwendige Fahrten zu verschieben bzw. alternative Reisemöglichkeiten zu wählen. Es kann bereits ab Sonntagabend bzw. bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet-und EuroNight-Verbindungen kommen. Die Bahn werde im Streikfall Details zu Einschränkungen, Verzögerungen oder Ausfällen auf oebb.at/streik, den ÖBB-SocialMedia-Kanälen sowie in der Fahrplanauskunft SCOTTY bekanntgeben. Alle Bahnunternehmen versuchen laut Scheiber, die Fahrgäste so gut es geht zu informieren und die Tickets zu ersetzen oder weiter gelten zu lassen.
Postbusse nicht vom Bahnstreik betroffen
In Salzburg ist von dem Streik aber nicht nur der Zugverkehr, sondern auch Salzburger und Pinzgauer Lokalbahn und Obus betroffen. Das teilte die Salzburg AG am Sonntagnachmittag mit.
Postbusse wären nicht vom Streik betroffen. Das gilt auch für kommunale Verkehrsbetriebe wie etwa die U-Bahn in Wien. Für den Pendlerverkehr nach und in Wien ist allerdings auch die S-Bahn besonders wichtig, die beim Streik nicht fahren würde. Hier führten Ausfälle kürzlich wegen einer Betriebsversammlung im Zuge des KV-Streits bereits zum Unmut einiger Fahrgäste.
(Quelle: salzburg24)