Die Verhandlung hätte an sich schon Anfang August in erster Instanz beendet werden sollen, doch da ein wesentlicher Zeuge nicht erschienen war, musste vertagt werden. Ein von der Staatsanwaltschaft als wesentlicher Belastungszeuge geführter Mann kam auch diesmal nicht. Dafür legte Richard St. zum nicht geringen Erstaunen von Richter Stefan Erdei eine notariell beglaubigte Bestätigung des Abwesenden vor, der ihn im Vorfeld belastet hatte. In dem Schriftstück hält der Mann fest, er habe St. "zu keinem Zeitpunkt Schutzgeld bezahlt", was er in einer polizeilichen Einvernahme im April 2010 noch anders dargestellt hatte.
Der Richter wunderte sich zunächst, wie es St. gelungen war, an den Zeugen zu kommen, der für die Justiz offensichtlich nicht greifbar ist, obwohl er zwecks seiner Zeugenaussage sogar zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Er habe diesen eines Tages zufällig in einem Laufhaus getroffen, erklärte der mutmaßliche frühere Rotlicht-Boss: "Er hat sich bei mir tausend Mal entschuldigt, dass er früher das gesagt hat." Er habe daraufhin beschlossen, mit dem Mann einen Notar aufzusuchen, auf dass dieser den Widerruf der ursprünglichen Angaben dokumentiere. "Ich war nicht bewaffnet", betonte St. in diesem Zusammenhang.
Der Verteidiger von Richard St., Christian Werner, kritisierte demgegenüber die lange Ermittlungsdauer und betonte, sein Mandant habe mit dem Nokia Club keine Schutzgeld-Erpressungen begangen, sondern im Wiener Nachtleben "eine legale Nachbarschaftshilfe betrieben".
Am Dienstag kommen ab 9.30 Uhr noch die Angeklagten kurz zu Wort. Ihnen steht das Recht auf ein abschließendes Statement zu, ehe sich das Gericht zur Beratung über die Schuld- und Straffrage zurückziehen wird. Die Urteile könnten bereits zu Mittag oder am frühen Nachmittag vorliegen.
(Quelle: salzburg24)