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Erstmals eigene Buchstabiertabelle für Österreich

Österreich erhält erstmals eine eigene Buchstabiertabelle. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 02. Juni 2025 06:42 Uhr
Erstmals erhält Österreich eine eigene Buchstabiertabelle. Statt Zürich wird darin etwa Zita verwendet, statt Gustav Georg.

Von "Aachen" bis "Zwickau" reicht die überarbeitete deutsche Buchstabiertabelle - und auch dazwischen dominieren bundesdeutsche Städtenamen. Das scheint für den Hausgebrauch im restlichen Sprachraum wenig praktikabel, weil die Liste auch hierzulande quasi unbekannte Orte wie "Quickborn" enthält und der Gebrauch somit viel Vorwissen voraussetzt. In der neuen Version des "Österreichischen Wörterbuches" ist nun eine originär hiesige Buchstabiertabelle enthalten - zum ersten Mal.

Die deutsche Buchstabiertabelle wurde im Jahr 2022 "völlig neu gestaltet", erklärte Rudolf Muhr von der "Gesellschaft für Österreichisches Deutsch" (GSÖD) im Gespräch mit der APA. Dabei handelte es sich um eine - freilich reichlich späte - "Reparaturmaßnahme", nachdem auf Betreiben der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren jüdische Namen aus der Liste gestrichen wurden. Auch in Österreich war die so gestaltete Tabelle trotzdem jahrzehntelang im Einsatz, so der Wissenschafter von der Universität Graz.

Hier findet ihr die vollständige Buchstabiertabelle.

De facto keine offizielle Buchstabiertabelle für Österreich

Die Vorgehensweise bei der Erstellung der überarbeiteten deutschen Tabelle kritisiert Muhr als "typisches Beispiel" dafür, wie eine in einem Sprachraum dominante Nation Tatsachen zu schaffen versucht bzw. nicht an die Anwendung außerhalb der eigenen Grenzen denkt. Nachforschungen ergaben überdies, dass es für Österreich "eigentlich keine offizielle Buchstabiertabelle" gab. Letztlich hat sich dann über den vergangenen Winter die aus Linguistinnen und Linguisten zusammengesetzte, neu gegründete "Österreichische Sprachkommission bei der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch" an die Neufassung der Österreichischen Buchstabiertabelle gemacht, die nun in der im Juni erscheinenden, aktualisierten Ausgabe des "Österreichischen Wörterbuches" veröffentlicht wird.

Von den Begriffen, die jeweils für eines der Grapheme auf der Liste standen, sind letztlich nur wenige unverändert geblieben. Die Grundlage für die Auswahl der Worte waren die Häufigkeiten in der Vornamensstatistik der Statistik Austria, die Einsicht, dass Ersatzwörter für ein Graphem kurz und prägnant, sowie weithin bekannt, geläufig und absehbar länger aktuell sein sollen. Fand man keinen passenden Vornamen, wurden häufig verwendete Substantiva herangezogen. Geografische Namen sollten möglichst vermieden werden, "weil es dazu zusätzliches Wissen erfordert", so Muhr.

Linguist: Manche Wörter und Namen "einfach überholt"

Vornehmlich suchte man nach ein- oder zweisilbigen Wörtern ohne Konsonanthäufungen am Beginn. Diese machen Worte nämlich schwer auszusprechen, wie es etwa bei "Friedrich" der Fall ist. Muhr: "Man darf ja nicht vergessen, dass es Deutschlerner gibt, die sich mit so einem Cluster am Anfang schon schwer tun."

Viele der jahrzehntelang verwendeten Wörter bzw. Namen seien auch "einfach überholt", zeigte sich Muhr überzeugt. So werden Namen wie "Dora" (neu: "David"), "Friedrich" ("Felix"), "Gustav" ("Georg"), "Ludwig" ("Leo") oder "Richard" ("Rosa") heute im Schnitt nur noch recht selten vergeben und sind entsprechend weniger geläufig.

Stärkerer Fokus auf geläufige Vornamen

Insgesamt bekommen Vornamen nun ein noch stärkeres Gewicht: so ersetzt etwa "Nora" den "Nordpol" oder "Zita" den Städtenamen "Zürich". Gegenüber der alten Liste gleich bleiben lediglich "Cäsar", "Ida", "Otto", "Österreich", "Quelle", "Schule", "Xaver", "Ypsilon" und "scharfes-S" als Substitute für ihre jeweiligen Anfangsgrapheme. Neu in der Liste ist "China" für das "ch". Aus "Ärger" und "Übel" wurden "Ärmel" und "Übung".

Im Aushandlungsprozess sei mitunter heftig diskutiert worden, nun warte man aber mit einer gründlichen Überarbeitung und Aktualisierung auf. Klarerweise gehen die Initiatorinnen und Initiatoren davon aus, dass es viel Zeit brauchen wird, "bis das einsickert". Der erste Schritt dazu sei die Verankerung im Wörterbuch.

(Quelle: apa)

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