"Muss Konsequenzen geben"

Karner drängt nach Amoklauf in Graz zu Gesetzesänderungen

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) drängt nach dem Amoklauf in Graz auf gesetzgeberische Konsequenzen. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 13. Juni 2025 19:41 Uhr
Nach dem tödlichen Amoklauf an einer Schule in Graz fordert Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gesetzgeberische Konsequenzen. Vor dem Treffen der EU-Innenminister in Luxemburg betonte er die Notwendigkeit rechtlicher Änderungen, insbesondere beim Zugang der Waffenbehörden zu relevanten Daten und im Bereich des Opferschutzes.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hält nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule Reaktionen des Gesetzgebers für unbedingt notwendig. "Nach so einer Wahnsinnstat können und werden wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Es muss Konsequenzen und Änderungen geben", sagte er am Freitag vor dem Innenministerrat in Luxemburg. Dass etwa wegen Datenschutz "die Waffenbehörden keinen Zugriff auf Daten der Stellungsbehörden haben", sei "unerträglich und wird so nicht bleiben können".

Karner: "Es wird über viele Bereiche diskutiert"

Neben einer möglichen Verschärfung des Waffengesetzes gehe es auch etwa über Maßnahmen zu verstärktem Opferschutz und bei der Schulsicherung. "Es wird über viele Bereiche diskutiert. Es wird notwendig sein, hier gesamthaft Überlegungen anzustellen." Man müsse dem Landeskriminalamt Steiermark Zeit lassen, "sämtliche Hintergründe zu ermitteln, und es ist wichtig, dass diese Ergebnisse auch in die Beratungen der Bundesregierung mit einfließen. Auch deshalb war für mich klar, dass ich an diesem Innenministertreffen teilnehme, um mich auch bilateral mit Kollegen zu beraten. Das alles wird einfließen. Es geht um notwendige Konsequenzen, die gezogen werden müssen", so Karner, der auch seinen EU-Amtskolleginnen und -kollegen, aus deren Kreis es viele Solidaritätsbekundungen gegeben habe, "persönlich meinen Dank dafür aussprechen" wollte.

Bilaterale Gespräche über Erfahrungen und Konsequenzen

Karner hat in Luxemburg aber auch bilaterale Gespräche mit Vertretern jener Länder, in denen es in jüngerer Vergangenheit ähnliche Taten gegeben hat, geführt. Er habe sich dabei intensiv mit seinen Amtskollegen unter anderem aus Tschechien, Vít Rakušan, Frankreich, Bruno Retailleau und dem zuständigen Justizminister aus Schweden, Gunnar Strömmer, ausgetauscht, hieß es nach dem EU-Rat gegenüber der APA. Die Minister haben sich dabei etwa zu Maßnahmen der Länder im Bereich der Waffengesetze, polizeilichen Einsatztaktiken, Präventionsmaßnahmen und dem Datenaustausch der Behörden beraten.

In der ostfranzösischen Kleinstadt Nogant hatte am Dienstag ein 14-jähriger Schüler bei einer Taschenkontrolle vor seiner Schule eine Erziehungsassistentin erstochen. Entsprechende Kontrollen waren im Februar zur Bekämpfung von Messergewalt in und um Schulen angeordnet worden. Zwischen Ende März und Ende Mai wurden daraufhin bei rund 6.000 Taschenkontrollen 186 Messer beschlagnahmt und 32 Schüler in Polizeigewahrsam genommen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht sich seither für ein EU-weites Social-Media-Verbot für Kinder unter 15 Jahren stark. Er macht den Einfluss sozialer Medien mitverantwortlich für Gewalt unter jungen Menschen.

In der zentralschwedischen Stadt Örebro hatte im Februar ein 35-jähriger bei dem schlimmsten Schusswaffenangriff in der Geschichte Schwedens in einem Bildungszentrum zehn Menschen getötet, sechs weitere verletzt und danach Suizid begangen. Der Attentäter hatte eine Jagdlizenz und besaß mehrere Jagdwaffen legal. Die Polizei fand allerdings keine Hinweise darauf, dass er diese je zur Jagd verwendet hatte. Auch in Schweden hatte daraufhin eine Debatte um eine Verschärfung der Waffengesetze begonnen.

In Prag hatte im Dezember 2023 ein 24-jähriger Student im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät 14 Menschen erschossen und danach Suizid begangen. Zwei Jahre zuvor hatte die Regierung des damaligen Premiers Andrej Babis das Recht auf Waffengebrauch und -besitz in der Verfassung verankert. Nach dem Amoklauf wurden die Waffengesetze verschärft. Beschlagnahmungen von Waffen wurden vereinfacht. Zudem sollen etwa Psychiater Einblick ins zentrale Waffenregister erhalten, um feststellen zu können, ob ihre Patienten über Schusswaffen verfügen. Bis 2026 sollen alle Änderungen umgesetzt werden.

Mindeststandards bei Waffengesetzen in EU

In der EU gibt es eine Richtlinie zu Mindeststandards bei Waffengesetzen. Ob diese verschärft werden sollten, darauf wollte sich der österreichische EU-Migrationskommissar Magnus Brunner vor Beginn der Sitzung nicht festlegen: "Es ist wichtig, zu schauen, was die Ermittlungen ergeben - dann muss man die richtigen Schlüsse ziehen. Ob es auf der europäischen Ebene zu einer Verschärfung kommt, oder die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Möglichkeiten ausnützen, das werden wir dann sehen."

(Quelle: apa)

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