Die Impfungen gegen Gürtelrose (Herpes Zoster) und Pneumokokken sind ab 60 Jahren und für jüngere Risikopersonen ab November kostenlos. Das bestehende Gratis-Impfprogramm für Erwachsene mit den Immunisierungen gegen Influenza, Covid-19 und HPV wird damit wie angekündigt erweitert, teilte Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) am Freitagnachmittag bei einer Pressekonferenz mit. Die Impfstoffe gegen Gürtelrose und Pneumokokken werden direkt bei Ärzten erhältlich sein.
Die Herpes-Zoster-Impfung schützt vor einer Reaktivierung des im Körper schlummernden Windpocken-Virus (Feuchtblattern), das in späteren Jahren als Gürtelrose mit starken Schmerzen wieder ausbrechen kann, erläuterte Schumann. Die Immunisierung sorge zudem für die Reduzierung von Krankenstandstagen und eine Entlastung des Gesundheitssystems. Bei der Pneumokokken-Impfung gehe es um das Verhindern einer bakteriellen Lungenentzündung mit hoher Sterblichkeit bei schweren Verläufen. "Also Impfungen sind medizinisch sinnvoll und volkswirtschaftlich effizient und jeder Euro, den wir hier investieren, spart hohe Folgekosten", sagte Schumann.
In den fünf Jahren des aktuellen Finanzausgleichs stehen 450 Millionen Euro für Impfungen zur Verfügung, erinnerte ÖGK-Obmann Andreas Huss. Die Bereitstellung der Immunisierungen im kostenlosen Impfprogramm ist damit bis Ende 2028 gesichert. Die Impfungen würden "wesentlich mehr" an Gesundheitsausgaben sparen, als sie kosten, betonte auch Huss.
175.000 Impfwillige in ersten Jahren erwartet
Zur Frage nach den erwarteten Impfquoten sei die Einführung in Deutschland beobachtet worden. "Wir rechnen im ersten Jahr mit 175.000 Personen, die sich impfen lassen, sowohl bei der Herpes-Zoster-Impfung als auch bei der Pneumokokken-Impfung. Im zweiten Jahr noch einmal in dieser Größenordnung und dann wird es wahrscheinlich abnehmen", erläuterte der ÖGK-Obmann. Die Impfungen müssen vom Arzt verpflichtend in den e-Impfpass eingetragen werden.
Die Herpes-Zoster-Impfung sei mit insgesamt rund 500 Euro für zwei Dosen "sehr teuer", berichtete Huss. Jene gegen Pneumokokken komme auf 80 bis über 100 Euro. "Diese stellen wir kostenlos zur Verfügung." Beim weiteren Ausbau des kostenlosen Impfprogramms - etwa entsprechend der Zulassung gegen Herpes Zoster ab 50 Jahre - gibt es laut Huss "limitierende Faktoren" wie das Geld. Bei Gürtelrose und Pneumokokken wurden die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) herangezogen. Ziel ist es, in Zukunft alle vom NIG empfohlenen Impfungen kostenlos anzubieten.
Aufholbedarf bei Prävention
Die jetzige Ausweitung des Gratis-Impfprogramms "ist wirklich ein Meilenstein", sagte der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) als dritter der Einigung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung. Bei der Behandlung von Krankheiten stehe Österreich gut da, so der Vorsitzende der Landesgesundheitsräte bei der Pressekonferenz. Aufholbedarf gebe es noch beim "Aspekt der Prävention und Vorsorge". Impfungen verhindern nicht nur Todesfälle, sondern auch "unheimlich viel menschliches Leid, Schmerzen und langwierige Krankheitsverläufe", was er selbst als Arzt miterlebt habe.
Der Pensionistenverband (PVÖ) und der Seniorenbund freuten sich in Aussendungen über die für alle Über-60-Jährigen kostenlos erhältlichen Impfungen gegen Gürtelrose und Pneumokokken. Auch die Wiener Ärztekammer begrüßte die ab November gültige Neuerung. Diese dürfe jedoch "nicht davon ablenken, dass viele wichtige Impfungen als Teil des öffentlichen Impfprogramms noch fehlen", betonte deren Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied. Dazu zählen demnach neben der Vierfachimpfung Pertussis/Diphtherie/Tetanus/Polio für alle Erwachsenen auch die RSV-Impfung für Schwangere sowie für die ältere Bevölkerung und Risikopatientinnen und -patienten.
(Quelle: apa)