Nach dem Einzug der Debütanten zur Fächerpolonaise von Carl Michael Zierer gab Margarita Gritskova in einer temperamentvollen Darbietung von Gioachino Rossinis "Di Tanti Palpiti" aus "Tancredi" zum Besten. Danach folgte Anita Hartig mit ihrer gefühlvollen Interpretation von "Depuis Le Jour" aus Gustave Charpentiers "Louise". Michael Schade präsentierte "Pourquoi Me Reveiller" aus Jules Massenets "Werther". Auf die Auswahl anspruchsvoller und teils sehr ernster Arien hatte vor allem Direktor Meyer bestanden. "Wir spielen nur einmal im Jahr Operette und zwar die Fledermaus", erklärte er. Er wolle die Oper und die Künstler als echte Gastgeber, nicht nur als netten Veranstaltungsort positionieren.
Hypo-Krise schwebt über Opernball
Renato Zanellas Ballett präsentierte eine fulminante Schwarz-weiß-Choreografie zu "Danse Diabolique" von Josef Hellmesberger dem Jüngeren. Die Wiener Philharmoniker unter der Führung von Marc Minkowski waren nur mit einem Teil des Orchesters vertreten - der andere war bei der Wiener Woche in New York. Sie spielten die Ouvertüre von La Gazza Ladra von Gioachino Rossini. Nach der Eröffnung schwärmten Stargäste, Prominente und Politiker aus - obwohl noch einige tanzten, wurde die meiste Zeit mit Smalltalk in den Gängen verbracht.
Gekommen waren sie, um Gäste zu begrüßen, Leute zu treffen oder - nach getaner Händeschüttelarbeit - doch das Tanzbein zu schwingen. Trotzdem schwebte das Thema Hypo-Krise über den Logen der Politiker. Bundespräsident Fischer, in dessen Loge reges Kommen und Gehen herrschte, betonte, die Hypo-Krise zwar "sehr ernst zu nehmen", aber "zwei Stunden darf man auf einem Ball auch mal an etwas anderes denken."
Besonders freute ihn die Begeisterung seines Gastes, des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan. "Er hat noch einmal gesagt: 'Das muss man einmal im Leben gesehen haben'", erzählte Fischer. Eine Verkühlung und ein Vortrag am Freitag trieben Kofi Annan und seine Gattin Nane aber schon vor Mitternacht nach Hause. Fischer selbst hat den Ball noch nie vor halb eins verlassen, es aber auch noch nie auf die Tanzfläche geschafft - obwohl es bereits sein neunter Ball ist.
Weiters hohe Förderung für Kunst und Kultur
"Ich rede heute nicht über die Hypo", betonte Vizekanzler und Finanzminister Spindelegger. Denn "Gott sei Dank" gebe es auch noch andere Dinge im Leben als die Arbeit. Ganz ausblenden könne er das Thema zwar nicht - auch weil er immer wieder darauf angesprochen werde -, den Ball genießen werde er aber trotzdem. Ähnlich sah das Bundeskanzler Faymann: Das Fehlen der meisten Minister wollte er ebenso wenig als Signal sehen wie zu viel über die Hypo nachdenken. "Ich habe die Eröffnung sehr genossen, auch wenn ich wirtschaftliche Fragen nicht wegschalten kann."
Die Finanzen der Oper belasteten die Feierlichkeiten ebenfalls nicht. Der frisch gebackene Kulturminister Ostermayer sieht den Ball jetzt nicht mit anderen Augen, Kanzler Faymann betonte, dass "Kunst und Kultur weiterhin hohe Förderungen erhalten werden, auch wenn alle mit weniger auskommen müssen".
Kim Kardashian machte unterdessen ihrem Gastgeber Richard Lugner - wie bei sämtlichen Terminen im Vorfeld - auch am Opernball das Leben schwer. Anstatt über den Roten Teppich zu stolzieren, bestand sie darauf, via Seiteneingang in die Oper gebracht zu werden. Die Fotografen konnten nur mehr der Kehrseite des It-Girls nachsehen.
Kim Kardashian wirkte desinteressiert
Am Fest war es nicht viel besser. Das It-Girl verweigerte Interviews, starrte in ihr Handy und gab - wenn überhaupt - Plattheiten wie "Es ist so wunderbar hier" von sich. Im Teesalon, wo Lugner sie eigentlich Kanzler Faymann vorstellen wollte, belegte das It-Girl stattdessen mit ihrer Mutter und ihrer Entourage einen eigenen Tisch, ohne sich mit einem der Staatsgäste oder dem etwas griesgrämig dreinblickenden Oliver Pocher zu unterhalten. Als sie von am Weg zum Mittellogen-Interview auch noch von Fotografen bedrängt wurde, war überhaupt Schluss mit lustig. Um 23.30 Uhr verließ Kardashian den Ball. Lugner weinte seinem Gast keine Tränen nach: "Ich bin froh, dass sie weg ist", meinte er.
Überschattet wurde der Ball von einem Vorfall vor der Loge Lugners, für den der Baumeister ausnahmsweise einmal gar nichts konnte. Ein sichtlich angeheiterter Gast einer Nebenloge fühlte sich von dem regen Treiben vor der Tür des Baumeisters offenbar gestört und begann, wahllos Journalisten und Gäste übelst zu beleidigen.
Kerners Begleiter schlägt zu
Als schließlich der deutsche Moderator Johannes B. Kerner aus der Loge des Baumeisters kam, gab es kein Halten mehr. "Wer hat Ihre Reise hierher gezahlt? Sagen Sie es! Wer hat Ihre Karte bezahlt? Sie sind der neue Wulff", herrschte er den verdutzten Moderator an. Als das Gespräch immer lauter wurde, kam sogar Lugner aus seiner Loge, um den Streit zu schlichten. "Keine Ahnung, wer das ist", meinte er.
Kerner dreht sich schließlich um und wollte fortgehen, als ihm sein Kontrahent ein Sektglas nachwarf. Ein Begleiter des Moderators schlug den Mann daraufhin mit der Faust wuchtig ins Gesicht. Das Opfer erlitt eine blutende Wunde an der linken unteren Gesichtshälfte, die noch an Ort und Stelle von einem Arzt versorgt wurde. Rund eine Stunde nach dem Vorfall präsentierte der Gast den Journalisten sein mit Blutflecken durchtränktes Hemd. (APA)
Links zu diesem Artikel:
- Prunkvolle Eröffnung des Opernballs
Bildergalerien
Bildergalerien
Bildergalerien
Bildergalerien
Bildergalerien
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen