Lockdown könnte teuer werden

Impf-Verzögerung kostet Österreich 7 Mrd. Euro

(SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 22. März 2021 12:53 Uhr
Die verzögerte Durchimpfung kostet dem Staat Österreich, laut dem Momentum-Institut sieben Milliarden Euro an Wohlstandsverlusten.

Österreich ist mit der Durchimpfung der Bevölkerung rund vier Monate später dran als die USA. Diese Verzögerung kostet das Land zumindest sieben Milliarden Euro an Wohlstandsverlusten, schreibt das sozialliberale Momentum-Institut. Sollten noch weitere harte Lockdowns dazu kommen, könnten die Wohlstandsverluste auf 12,5 Mrd. Euro steigen. Ein Hauptgrund für den Rückstand sei die hohe Exportquote des Impfstoffes in der EU, meint Institutsleiterin Barbara Blaha.

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Den Milliardenverlusten beim Wohlstand stehen deutlich geringere Impfkosten gegenüber, heißt es in der am Montag veröffentlichten Analyse. Das Momentum nimmt dabei das kolportierte Budgetlimit von 200 Mio. Euro als Impfkosten an.

USA und Großbritannien produzieren Impfstoffe selbst

42 Prozent der in Europa produzierten Dosen gehen in Länder außerhalb der EU, kritisiert das Momentum Institut. Während die USA und Großbritannien die auf ihrem Territorium produzierten Impfstoffe zur Gänze selbst verwenden, habe die EU nach Angaben von Bloomberg rund 42 Millionen Dosen Impfstoff exportiert. 57 Millionen Dosen seien zugleich in der EU verabreicht worden. Hauptabnehmer des Impfstoffs aus der EU waren Großbritannien, Kanada, Japan und Mexiko. In Großbritannien stamme rund jede dritte verimpfte Dosis aus der EU.

Boris Johnson verhandelt mit EU

Im Streit um einen möglichen Exportstopp der EU von Corona-Impfstoffen nach Großbritannien sucht der britische Premierminister Boris Johnson nun das Gespräch. Johnson wolle noch vor dem EU-Gipfel diese Woche bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron dafür werben, die Ausfuhr nicht zu blockieren, berichtete die BBC am Montag.

EU soll sich an Verpflichtungen halten

Gesundheits-Staatssekretärin Helen Whately sagte im Sender BBC Radio 4, kein Land und auch nicht die EU solle "Impfnationalismus oder Impfprotektionismus" zulassen. "Wir erwarten, dass die Europäische Union sich an ihre Verpflichtungen hält. Und ich bin mir sicher, dass der Premierminister mit seinen Kollegen in Kontakt sein wird", sagte Whately. Wichtig sei, dass alle Länder mit ihren Impfungen vorankämen.

Export-Verbot für AstraZeneca

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte am Wochenende vor allem dem britisch-schwedischen Hersteller Astrazeneca damit gedroht, Exporte zu verbieten. Dabei könnte es um Astrazeneca-Impfstoff gehen, der in den Niederlanden produziert wird.

Aus EU-Kreisen hieß es am Montag, die britische Regierung habe bei ihrer Impfstrategie auf volles Risiko gesetzt. Sie habe alle verfügbaren Mengen sofort genutzt und nichts für die nötige Zweitimpfung zurückgehalten. Nun sollten mögliche Engpässe aus der Produktion in der EU gedeckt werden, aus der ohnehin bereits mindestens 18 Millionen Impfdosen nach Großbritannien gegangen seien - zehn Millionen seit Einführung von Exportkontrollen am 1. Februar und der Rest davor.

EU-Verträge müssen erfüllt werden

Solange Astrazeneca die EU-Verträge nicht erfülle, sei die Neigung begrenzt, auf eigene Ansprüche zugunsten Großbritanniens zu verzichten, hieß es weiter. Die Gefahr, Großbritannien könnte dann Zutaten für die Impfstoffproduktion in der EU zurückhalten, sei klein. Denn die EU liefere auch Rohstoffe für die Produktion in Großbritannien. "Das geht in beide Richtungen", hieß es.

(Quelle: apa)

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