Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hat sich kritisch gegenüber freiwilliger Teilzeitarbeit geäußert. Er habe kein Verständnis dafür, wenn gesunde Menschen ohne Betreuungspflichten bewusst nur in Teilzeit arbeiten, sagte er am Samstag im Ö1-Mittagsjournal. Hattmannsdorfer sprach in diesem Zusammenhang von einer „Verantwortung gegenüber der gesamten Gesellschaft“ und mahnte zu mehr „Fleiß und Leistungsbereitschaft“.
Teilzeitbeschäftigung ist in Österreich weit verbreitet. Rund 1,5 Millionen Erwerbstätige arbeiten laut Statistik Austria in Teilzeit. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Teilzeitstellen um 30 Prozent gestiegen. Teilzeitarbeit heißt: Die vereinbarte Zeit beträgt weniger als gesetzlich oder im Kollektivvertrag vorgesehen ist.
Große Unterschiede in Sachen Beschäftigungsausmaß gibt es zwischen den Geschlechtern: Mehr als 50 Prozent der beschäftigten Frauen arbeiten österreichweit in Teilzeit, bei den Männern sind es mit rund 13 Prozent deutlich weniger. In Salzburg sehen die Zahlen laut AK-Frauenmonitor ähnlich aus. Im gesamten Bundesland Salzburg arbeiten rund 30 Prozent aller Beschäftigten weniger als Vollzeit.
Die Gründe für Teilzeitarbeit
Analysiert man die Teilzeitquoten genauer, zeigt sich laut Statistik Austria, dass vor allem für Frauen mit Kindern unter 15 Jahren Teilzeit die dominierende Form der Erwerbsarbeit ist. 2023 betrug die aktive Teilzeitquote (ohne Elternkarenz) der 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren 74 Prozent und lag damit weit über jener der Frauen gesamt (50,6 Prozent). Zum Vergleich: Bei den Männern mit Kindern unter 15 Jahren war sie mit 7,7 Prozent dagegen nicht nur deutlich geringer - sie lag sogar auch noch unter der Teilzeitquote der Männer insgesamt (13,4 Prozent). In Salzburg liegt die Teilzeitquote bei Müttern laut AK bei über 80 Prozent.
In der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung waren der mit Abstand häufigste Grund für Teilzeitarbeit bei unselbstständig erwerbstätigen Frauen Betreuungsaufgaben für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene (39,8 Prozent), welcher bei Männern nur eine untergeordnete Rolle (8,6 Prozent) spielte. Wenn Männer Teilzeit arbeiten, dann überwiegend (59,0 Prozent) aus einem der folgenden drei Gründe: wegen schulischer bzw. beruflicher Aus- und Weiterbildung (26,3 Prozent, Frauen: 9,9 Prozent), weil sie keine Vollzeitstelle wollen (23,7 Prozent, Frauen: 24,8 Prozent) oder weil sie keine finden können (9,0 Prozent, Frauen: 6,3 Prozent).
Hattmannsdorfer verweist auf bevorstehende Pensionswelle
Hattmannsdorfer argumentiert, Teilzeitarbeit sei in Österreich zu attraktiv gestaltet. Es brauche eine Rückbesinnung auf Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsbereitschaft. Angesichts demografischer Entwicklungen – insbesondere bevorstehender Pensionswellen – prognostiziert das Wirtschaftsministerium einen Arbeitskräftemangel von bis zu 500.000 Personen in den kommenden Jahren. Konkrete politische Maßnahmen legte der Minister bisher nicht vor.
Unterstützung erhält Hattmannsdorfer aus Teilen der Wirtschaft: Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, hatte bereits im Juni 2025 Teilzeitarbeit als „Last für den Sozialstaat“ bezeichnet. Er forderte eine stärkere finanzielle Beteiligung von Teilzeitbeschäftigten an den Sozialversicherungsbeiträgen, etwa über Mindestbeitragsgrundlagen auf Basis von Vollzeitlöhnen. Bereits im Jahr 2023 war diese Diskussion unter dem damaligen Arbeitsminister Martin Kocher entbrannt und hatte breite gesellschaftliche Kritik ausgelöst.
(Quelle: salzburg24)