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Kommen bald Pflaster als Fiebermesser?

Patch mit Temperatursensor soll Patient:innenbetreuung verbessern

symb_pflaster pixabay
Ein Pflaster mit Temperatursensor soll die Körpertemperaturmessung in Spitälern revolutionieren. (SYMBOLBILD)

Pflaster mit Temperatursensor könnten die Patient:innenversorung in Österreich künftig verbessern. Sie erfassen die Temperatur mehrere Tage lang rund um die Uhr.

Ein Pflaster mit Temperatursensor soll die Körpertemperaturmessung in Spitälern revolutionieren: Der smarte Patch erfasst die Temperatur mehrere Tage lang rund um die Uhr. Zugleich werden die Daten digital aufgezeichnet. So soll das Pflegepersonal entlastet und die Temperaturveränderung besser überwacht werden, hieß es am Donnerstag im Pressegespräch mit dem steirischen Jungunternehmen SteadySense. Am Grazer Uniklinikum startet dazu eine Studie an Patienten der Chirurgie.

Neues Messsystem für Körpertemperatur

Das sogenannte SteadyTemp-System ist ein nicht-invasives Messsystem für die Körpertemperatur. Es besteht aus einem medizinisch zertifizierten Hautpflaster mit integriertem Temperatursensor, das unter dem Arm am Oberkörper angebracht wird. Der Sensor misst die Temperatur und kann mithilfe einer App aktiviert, gesteuert und im kontinuierlichen Verlauf ausgelesen werden, schilderte Werner Koele, CEO von SteadySense, gegenüber der APA. Der Prototyp des Chips im Patch wurde bei Infineon Graz entwickelt.

Fieber ist eine oftmalige Reaktion im Krankheitsverlauf: Der Körper verändert die normale Körpertemperatur, um die körpereigenen Abwehrmechanismen zu unterstützen. Zudem wird eine Reihe von Krankheiten durch charakteristische Veränderungen der Körpertemperatur gekennzeichnet. Auch nach Operationen oder Chemotherapien wird die regelmäßige Körpertemperaturmessung empfohlen. Das führt insbesondere in Spitälern zu viel mehr Arbeit, denn immerhin wurden etwa 2021 alleine in den österreichischen Akutkrankenanstalten mehr als zwei Millionen Patienten stationär versorgt, wie Koele schilderte.

Versorgung von mehr Patient:innen bei gleichem Personal

Pro Patient und Tag werden durchschnittlich 1,5 Mal Temperatur und Blutdruckmessungen vorgenommen, die Durchführung und Dokumentation ist aber zeitaufwendig. Durch den Einsatz des smarten Hautpflasters mit Fiebermessfunktion könnte die Arbeit pro Tag um eine Minute verkürzt werden, weil die Daten direkt ins Krankenhaussystem eingespielt und nicht manuell eingegeben werden müssen, wie betont wurde. Das klingt im ersten Moment wenig, österreichweit gesehen würden laut den Berechnungen von SteadySense mit der Zeiteinsparung durch die automatisierte Messung an die 4.300 Patient:innen mehr bei gleichem Personalstand versorgt werden können.

Temp

Wird rund um die Uhr gemessen, können aber auch Temperaturänderungen, Trends und Fieberspitzen für jene Zeitpunkte sichtbar werden, an denen das Pflegepersonal eigentlich nicht misst - mitten in der Nacht etwa. "In der Chirurgie könnte der Verlauf von Temperaturschwankungen erste Hinweise über eine Wundinfektion geben, dann kann man dementsprechend früher reagieren", gab Philipp Stiegler, der Leiter der Klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie, ein Beispiel. Um den klinischen Mehrwert zu erheben, wird - nach dem Ende der aktuellen Pilotstudie - Ende März in der Klinische Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie eine Studie gestartet.

"Wir wollen bei Patienten nach der Operation, die Temperaturverläufe, die konventionell und mit dem smarten Pflaster gemessen werden mit gleichzeitig erhobenen Laborparametern korrelieren, um zu sehen, ob der Einsatz tatsächlich positive Effekte bringt. In drei bis vier Monaten will man die Werte von 100 Patienten erheben und anschließend auswerten.

Österreichweit will das Unternehmen mit Sitz in Seiersberg bei Graz in diesem Jahr sieben weitere Pilotprojekte starten. Weitere seien auch international in Anbahnung, dabei gehe es zum anderen um die Frage, inwieweit die Temperaturmessungen mit Sensor-Patches im Bereich von Schlafstörungen oder auch Fragen zur Fertilität des Mannes eingesetzt werden können, wie Koele knapp anriss.

Bereits vor rund drei Jahren hat das Unternehmen ein Hautpflaster entwickelt und auf den Markt gebracht, das mit seiner Temperaturmessung die fruchtbaren Tage ihrer Trägerinnen erkennt: Der Temperaturanstieg zur Zyklusmitte zeigt diese an. Auch dieses Pflaster wird unter der Achsel angebracht. Das Unternehmen wurde Anfang 2016 gegründet und zählt zurzeit an die 20 Mitarbeiter.

(Quelle: APA)

Aufgerufen am 04.06.2023 um 01:12 auf https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/kommen-bald-pflaster-als-fiebermesser-134858122

Kommentare

WolHu

Ich habe es gehasst wenn man extra fürs Fiebermessen geweckt wurde. An sich eine tolle Idee, die Frage ist aber ob die Werte nicht verfälscht werden wenn man "bis zur Nase" zugedeckt ist.

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