Neue Erkenntnisse

Mehr Schneefall im Norden durch Klimakrise

Automatische Wetterstation am Freya Gletscher in Nordost-Grönland: Hier werden atmosphärische Parameter (z.B. Temperatur, Wind, Strahlung) sowie Schneehöhe und Eisabschmelzung gemessen. Die Daten werden stündlich über Iridium-Satelliten gesendet.
Veröffentlicht: 20. Februar 2025 08:49 Uhr
Grönlands Gletscher verlieren aufgrund der Klimaerwärmung immer schneller an Masse. Regional führen große Schneemengen im Winter allerdings zu einer Verlangsamung der Verluste. Ein Forschungsteam der GeoSphere Austria zeigte nun gemeinsam mit internationalen Partnern, dass ein einzelnes Schneefallereignis im Februar 2018 mit anschließend starker Lawinenaktivität zu einem Massengewinn des Gletschers im Messzeitraum 2013 bis 2021 führte.

Große Teile der arktischen Gletscher schmelzen als Folge der Klimaerwärmung jedes Jahr - vorwiegend weil die Schmelzperiode im Sommer immer länger anhält. Die wärmere Luft transportiert aber ebenso mehr Feuchtigkeit Richtung Norden, was regional zu mehr Schneefall und wiederum zu einem gewissen Zuwachs an Masse führen kann. Das berichtet Geosphere Austria in einer Aussendung im Zusammenhang mit einer aktuellen in "The Cryosphere" veröffentlichten Studie zu diesem Phänomen.

Geosphere Gletscher GeoSphere Austria/Hynek.
Das Panorama-Foto vom Juli 2021 zeigt deutlich die unterschiedlichen Oberflächen am Freya Gletscher in Nordost-Grönland: Lawinenschnee aus dem Winter 2021 in hellem Weiß, Lawinenreste und Firn der letzten Jahre in dunklerem Weiß und ganz dunkel das Gletschereis. 

Ein Geosphere-Forschungsteam zeigte gemeinsam mit internationalen Partnern, dass ein einzelnes, aber sehr intensives Schneefallereignis im Februar 2018 mit anschließend starker Lawinenaktivität zu einem Massengewinn des Gletschers im Messzeitraum 2013 bis 2021 führte. Von 2013 bis 2021 wurde eine mittlere Höhenänderung des Freya Gletschers von plus 0,7 Metern Wassersäule errechnet. Das bedeutet, dass der Gletscher im Mittel neun Zentimeter pro Jahr an Dicke gewonnen hat.

Zum Vergleich: Im Zeitraum 2007 bis 2013 hat der Gletscher dreißig Zentimeter pro Jahr an Dicke verloren. Der Grönländische Eisschild verliert pro Jahr ungefähr elf Zentimeter an Dicke. Der Lawinenschnee von 2018 war in den folgenden Jahren noch an vielen Stellen an der Gletscheroberfläche sichtbar, einzelne Reste sogar noch im Sommer 2024.

Erstmals direkte Messung des Masseneintrages von Lawinen

Für die Studie wurde erstmals eine direkte Messung des Masseneintrages von Lawinen durchgeführt. "Aus Satellitendaten ist bekannt, dass dieser Effekt vor allem an der Ostküste Grönlands im letzten Jahrzehnt die Massenverluste etwas gebremst hat", sagt Bernhard Hynek, Gletscherforscher der Geosphere Austria. So gewannen die Gletscher stellenweise in höheren Lagen an Masse, während sie diese in tieferen Lagen und insgesamt langfristig verlieren.

Geosphere Austria, Gletscher GeoSphere Austria
Auswirkung von Lawinen auf die langfristige Massenbilanz am Freya Gletscher: Links die Schneehöhenverteilung am Gletscher im April 2018. Rechts die Höhenänderungen des Gletschers von 2013 bis 2021. In beiden Grafiken sind die von Lawinen betroffenen Gebiete am Gletscher gekennzeichnet („avalanche deposits“). Die außergewöhnlichen Schneehöhen (bis zu 15 Meter) im Bereich der Lawinenkegel sind in den Höhenänderungen 2013-2021 erkennbar. 

Der konkrete Nachweis im Rahmen der Studie erfolgte über Messungen und Auswertung am relativ kleinen Freya Gletscher in Nordost-Grönland, grundsätzlich würden kleinere Gletscher schneller auf Klimaänderungen reagieren. Die so gewonnenen Daten könnten laut Geosphere künftig unter anderem in Klimamodellen verwendet werden, um die Schmelzraten von Grönlands Gletschern und ihren Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels noch genauer abzuschätzen.

Bessere Klimamodelle durch Langzeit-Monitoring

Das Ziel des Langzeit-Monitorings am Freya Gletscher ist, den Zusammenhang von Klimaänderungen und Gletscheränderungen in Nordost-Grönland besser zu erfassen und die Massenbilanz der dabei beteiligten Prozesse zu quantifizieren. Dass Lawinen zur Massenbilanz am Freya Gletscher positiv beitragen, wurde schon vermutet, allerdings war bisher nicht möglich, die Größenordnung zu quantifizieren. "Je besser wir diese Vorgänge verstehen, desto besser lassen sich die Folgen mit Klimamodellen abschätzen, zum Beispiel der Anstieg des Meeresspiegels", wurde Gletscherexperte Hynek zitiert.

(Quelle: apa)

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