Denn, um Ungeimpften den Zutritt zu bestimmten öffentlichen Räumen zu verbieten, müsse schon eine "gewisse Dramatik" da sein. Außerdem hätten bis dato noch nicht alle die Möglichkeit gehabt, sich die zweite Impfung für die Vollimmunisierung abzuholen, so Mückstein: "Da kommen wir erst jetzt hin."
Genesene müssen Immunität auffrischen
Auf die Frage, wie es sich bei der 1-G-Regel mit Genesenen verhalte, meinte Mückstein, dass diese sich jedenfalls mit einem Stich auffrischen müssten. Dann ist nämlich auch für diese Gruppe eine "sehr gute Immunität gegeben", erklärte der Gesundheitsminister.
Derzeit beobachte man die Lage "sehr genau". Denn immer mehr Experten schätzen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten auch wieder zu einer stärkeren Belastung auf den Intensivstationen kommen könne. Das Covid-Prognosekonsortium etwa rechnet binnen 14 Tagen mit einer Verdoppelung der Covid-Patienten auf Intensivstationen. "Da hat sich die Einschätzung in den letzten Wochen verändert", meinte Mückstein. Und dies sei ein Zeichen, dass man reagieren müsse.
Andere Maßnahmen ebenso im Gespräch
Aber neben 1-G lägen auch andere Maßnahmen auf dem Tisch wie eine Indoor-Maskenpflicht oder eine Verschärfung der Abstandsregeln. "Es gibt nicht die neue Superregel", so Mückstein: "Wir wissen alle, was das Potpourri ist. Jetzt müssen uns die Experten sagen, zu welchem Zeitpunkt wir die Maßnahmen wieder einführen sollen." Dies sei ein Prozess, der derzeit mit den Experten und dem Koalitionspartner im Laufen sei.
Ein wesentlicher nächster Schritt seien zweifellos die Schulöffnungen. Hier sei das Bildungsministerium gefordert, und er erwarte sich eine zeitnahe Kommunikation. Aber die Maßnahmen, wie sie derzeit bekannt sind, "schauen sehr gut aus", so Mückstein, der dem Bildungsministerium nicht vorgreifen möchte.
1-G erhält Zuspruch aus Salzburg
Zuspruch für die 1-G-Regel kam am Donnerstag aus Salzburg. Der dortige Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) erklärte gegenüber SALZBURG24, dass er sich die 1G-Regel ab Oktober in einigen Bereichen des öffentlichen Lebens vorstellen könne. Die Impfpflicht sollte in der Gastronomie sowie im Freizeit- und Fitnessbereich wie auch bei Kulturveranstalten gelten. "Wir müssen den Geimpften deutliche Vorteile verschaffen. Ich sehe die 1-G-Regel nicht als Impfpflicht durch die Hintertür, sondern ich sehe die Impfung als moralische Verantwortung. Wer sich nicht impfen lässt, muss auch Konsequenzen tragen", sagte Stöckl etwa gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (Donnerstagausgabe).
Wirtschaftskammer kritisiert Verschärfungs-Vorschlag
Kritik an dem Vorschlag, Ungeimpfte in bestimmten Bereichen auszuschließen, kommt heute von der Wirtschaftskammer. „Derartige Vorschläge sind weder gesundheitspolitisch richtig, noch bringen sie Wirtschaft und Gesellschaft irgendeinen Vorteil“, kritisiert Spartenobmann Albert Ebner den Vorstoß heute in einer Aussendung.
Ebner fürchtet um Wintersaison
„Stöckls Vorstoß und ähnliche Überlegungen für eine 1-G-Regel aus Wien sind schlicht undurchdacht, ohne Rücksicht auf die Wirtschaft und führen letztlich nur zur weiteren Polarisierung in der Gesellschaft – und das wieder einmal auf dem Rücken von Tourismusbetrieben!“, kritisiert Ebner die derzeit laufende Debatte. Im Oktober startet die Hauptbuchungszeit für den Winter. Wenn nur Geimpfte kommen dürften, sei der Familienurlaub mit ungeimpften Kindern gestrichen bzw. käme es zu massiven Einbrüchen bei den Buchungen, heißt es in der Pressemitteilung.
(Quelle: apa)