Lediglich die Kranzniederlegungen und die Rekrutenangelobung werden wie üblich am Heldenplatz über die Bühne gehen, allerdings ohne Publikum und in Minimalbesetzung. Der Heldenplatz, wo sich normalerweise Hunderttausende Menschen versammeln und Hunderte Rekruten öffentlich angelobt werden, wurde großräumig abgeriegelt. Im Inneren der Absperrung fand ein Mini-Festakt mit zwölf Rekruten, zwei Regierungsmitgliedern, dem Bundespräsidenten und Vertretern der Geistlichkeit statt. Die Bevölkerung konnte zumindest via TV dabei sein.
Das Wetter spielte nicht ganz mit: Der Überflug von drei Eurofightern und vier Saab 105 war aufgrund der dichten Wolkendecke nur zu hören, aber nicht zu sehen. Dafür klappte die Landung von fünf Fallschirmspringern zum Ende des Festaktes problemlos.
Angelobung und Kranzniederlegung
Die politischen Feierlichkeiten begannen mit einer Ministerratssitzung um 9.10 Uhr im Bundeskanzleramt, danach legte um 9.30 Bundespräsident Alexander Van der Bellen einen Kranz am Äußeren Burgtor nieder, um 10 Uhr folgte die Kranzniederlegung durch die Bundesregierung. Um 10.30 Uhr wurden am Heldenplatz symbolisch zwölf Rekruten angelobt. Im Rahmen dessen gibt es Ansprachen von Van der Bellen, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Kanzler Sebastian Kurz (beide ÖVP).
Politiker appellieren an die Bevölkerung durchzuhalten
Alle Politiker appellierten an die Bevölkerung, weiter durchzuhalten und zusammenzuhalten. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stellte die Österreicher auf harte Herbst- und Wintermonate und bevorstehende "Anstrengungen" ein: "Die nächsten Monate werden ein Kraftakt für uns alle." Die Krise verlange allen viel ab. Viele seien "erschöpft, wollen von Corona nichts mehr hören und können einfach nicht mehr". Er verstehe das, er wolle auch keine Maske tragen und keine Einschränkungen erdulden. Aber als Regierungschef müsse er den Menschen sagen, "dass wir noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden durchhalten müssen, bis ein Impfstoff uns eine Rückkehr zur Normalität möglich macht."
Bundespräsident Alexander Van der Bellen beschrieb die Situation als "ein Boot auf sehr unruhiger See, im dem wir alle gemeinsam sitzen". "Wir müssen zusammenhalten, um gut durch dieses Unwetter zu kommen." Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) widmete den großen Teil ihrer Rede dem Bundesheer, das beim Nationalfeiertag eine besondere Rolle spielt. Beginnend mit der ersten Welle haben tausende Soldaten an der Bewältigung der Krise gearbeitet und Millionen von Arbeitsstunden geleistet. Und jetzt, "mitten in der zweiten Welle, müssen wir feststellen, dass dieser Kampf noch lange nicht gewonnen ist und wir weiterhin unser Heer zur Bewältigung dieser Krise brauchen".
Opposition übt Kritik am Krisenmanagement
Die Opposition nutzte den Feiertag für Kritik am Krisenmanagement der Regierung. "Die Regierung muss die zentrale Verantwortung im Krisenmanagement übernehmen. Moderieren allein ist zu wenig", sagte SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner via Facebook. Kritik an der Inszenierung der Feierlichkeiten kam von der FPÖ. "Die Regierung und der Bundespräsident absolvieren am heutigen Nationalfeiertag ihr Standardprogramm", die Bevölkerung müsse aber daheimbleiben, kritisierte FP-Klubchef Herbert Kickl in einer Aussendung.
Die NEOS plädierten einmal mehr für ein gemeinsames europäisches Heer. Die Neutralität sei früher notwendig gewesen, meinte Vizeklubchef Nikolaus Scherak im ORF, aber: "Es ist ganz einfach so, dass sich die Welt weiter entwickelt hat." Dieser Diskussion müsse man sich stellen.
Bildergalerien
(Quelle: apa)