Causa Renaturierungsgesetz

ÖVP spricht von "furchterregender Entwicklung" bei Gewessler

Veröffentlicht: 23. Juni 2024 16:16 Uhr
Über die Unabhängigkeit des Verfassungsdienstes diskutieren aktuell ÖVP und Grüne, nachdem Umweltministerin Leonore Gewessler diesen kritisiert hatte. ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler nannte diese Entwicklung „furchterregend“.

Nachdem Vizekanzler Werner Kogler und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (beide Grüne) am Samstag Kritik am Verfassungsdienst geäußert hatten, rief das am Sonntag die ÖVP auf den Plan.

Edtstadler und Stocker wettern gegen Gewessler

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler sprach gegenüber der „Kleinen Zeitung“ von einer „furchterregenden Entwicklung“, Generalsekretär Christian Stocker fand via Aussendung noch härtere Worte: „Wenn es um ihre grüne Ideologie geht, gilt der Rechtsstaat für die Grünen nicht mehr.“

Gewessler und Parteichef Kogler stellten am Samstag die Unabhängigkeit des dem Kanzleramt unterstellten Verfassungsdienstes infrage, die Ministerin forderte im Ö1-Journal, diesen „weisungsfrei“ zu stellen. „Das ist eine Entwicklung, die tatsächlich furchterregend ist, denn der Verfassungsdienst ist mit den besten Juristinnen und Juristen ausgestattet. Ich stehe voll und ganz hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Deren Aufgabe ist es, allen Ministerien zur Verfügung zu stehen, um die Verfassung auszulegen, aber auch, um bei Gesetzesvorhaben zu beraten und Anregungen zu liefern“, kritisierte Edtstadler ihre Ministerkollegin.

Was von den Grünen versucht werde, sei „eine Institution der Republik, mit juristischen Privatgutachten zu konterkarieren. Das ist eine gefährliche Entwicklung, die Umweltministerin Leonore Gewessler zu verantworten hat.“

Gutachten von Grünen widerspricht Verfassungsdienst

Thema wurde der Verfassungsdienst, weil sich die Volkspartei bei ihrer Amtsmissbrauch-Anzeige gegen Gewessler nach ihrem Ja zum EU-Renaturierungsgesetz auf eine entsprechende Information des Dienstes stützte, dem die Grünen wiederum mit eigenen Gutachten entgegentraten. „Wenn wir zentrale Institutionen offen infrage stellen, unterwandern wir nichts Geringeres als den Rechtsstaat“, so die Sorge Edtstadlers.

Ob ein strafrechtlich relevantes Vorgehen vorliegt, werden letztlich Gerichte klären müssen. Die ÖVP-Ministerin hätte sich gewünscht, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen „ein klares Wort“ dazu sagt. Eine künftige Zusammenarbeit zwischen ÖVP und Grünen scheint jedenfalls mehr als unwahrscheinlich: „Aus meiner Sicht disqualifiziert das die Grünen für jede weitere Regierungszusammenarbeit.“

Noch am Samstagabend reagierte der Rechtsexperte Walter Obwexer auf Gewesslers Forderung: „Die von Bundesministerin Gewessler beschriebene Weisungsgebundenheit des Verfassungsdienstes trifft auf dessen inhaltliche Arbeit nicht zu, ihre Forderung für die Zukunft, den Verfassungsdienst weisungsfrei zu stellen, ist bereits erfüllt.“

NEOS sehen Regierungsarbeit nicht erfüllt

Die NEOS wiesen aufgrund dieser weiteren Etappe im Disput zwischen den Grünen und der ÖVP auf noch offene Punkte im Regierungsprogramm hin: „Wo ist das Elektrizitätswirtschaftsgesetz, das Erneuerbare Gasgesetz, die Abschaffung der Kapitalertragssteuer auf Wertpapiere bei gleichzeitiger Behaltefrist, die Reform der Weisungsspitze in der Justiz oder das automatische Pensionssplitting?“, fragte Generalsekretär Douglas Hoyos in einem Statement gegenüber der APA. Und weiter: „Wenn Österreich den Anschluss nicht verlieren soll, dann muss eine nächste Regierung wirklich miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.“

(Quelle: apa)

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