Die Darbietungen von Exekutive und Heer sind am Mittwoch nur plakativ und für Journalisten gedacht - wenn tatsächlich einsatzmäßig wie am Donnerstag geübt wird, ist die Öffentlichkeit außen vor. Aber die Terrorlage ist realistisch, wie der Chef der steirischen Cobra, Oberstleutnant Kurt Kornberger, den Übungshintergrund schildert: "Nach mehreren Sprengstoffanschlägen haben wir von italienischen Kollegen einen Hinweis bekommen - sie haben TNT-Abrieb an einem Fahrzeug festgestellt". Die Männer dürften mit dem Auto mittlerweile in Österreich sein, einer wird in Vösendorf festgenommen. Im Zuge der Ermittlungen kristallisiert sich das Fernheizkraftwerk Mellach als Anschlagsziel heraus. Die Polizei ersucht das Bundesheer um Assistenz.
Budgetengpässe bei Bundesheer allgegenwärtig
Rund um das Kraftwerk sind mehrere Sicherungsringe und Checkpoints aufgebaut, Soldaten überwachen auch einen am Kraftwerkseingang vorbeiführenden Fahrradweg. Der mobile Eingreiftrupp des obersteirischen Jägerbataillons 18 wartet auf einem geländegängigen Pinzgauer. Die Diskussion um fehlende Mittel beim Heer ist allgegenwärtig, auch bei der Übung: "Der Radpanzer Pandur würde sich hier besser machen", moniert ein Offizier. Über 100 Stück davon hätte man zwar, mindestens 300 würde man aber tatsächlich brauchen. Die Soldaten machen dennoch ruhig und professionell ihre Arbeit und sichern die Kollegen der Polizei bzw. sind als beruhigendes Back-up im Hintergrund, während die Männer der Einsatzeinheit den verdächtigen Fahrzeuglenker an der Straßensperre aus seinem Wagen holen, fixieren und festnehmen. Das binnen Sekunden quer über die Straße zu ziehende Stachelband "Barracuda", das einem durchbrechenden Fahrzeug die Reifen aufschlitzen würde, muss nicht eingesetzt werden - die Lage ist im Griff.
Cobra übt Zugriff
Lauter wird es knapp vor Mittag bei einem "Zugriff" von Männern des Einsatzkommando Cobra: Ein "Terrorist" konnte auf das Gelände vordringen und ist in einem Schuppen verschwunden. Die Cobra-Männer nähern sich geschützt mit einem gepanzerten "Survivor II", sichern das Umfeld, ein Sprengtrupp "öffnet" die Tür, gleich darauf sind die Spezialpolizisten im Gebäude und nehmen den Mann fest.
"Täter ideologisch oder religiös eingestellt"
"Wir müssen bei vielen Lagen davon ausgehen, dass die Täter ideologisch oder religiös so eingestellt sind, dass sie auch ihr Leben zur 'Auftragserfüllung' opfern würden", sagt der steirische Cobra-Chef Kornberger. Von u.a. französischen Terrorlagen könne man ableiten, wie solche Leute vorgingen. Verhandlungen zur Aufgabe würden bei derart "motivierten" Leuten wahrscheinlich nicht fruchten. Was wäre, wenn der Mann einen Sprengstoffgürtel trüge und diesen im Falle der Annäherung von Polizisten zünde? "Da haben wir keine Wahl", sagt Kornberger.
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(Quelle: apa)