Russland liefert auch nach einem entsprechenden Stopp für Polen und Bulgarien weiterhin Erdgas nach Österreich. Dies gab Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch bekannt. Über die Hauptversorgungsrouten Nord Stream und die Ukraine werde "uneingeschränkt geliefert", sagte Gewessler im Ö1-Morgenjournal. Auf die Frage, ob es Anzeichen für einen Lieferstopp für Österreich gebe, sagte sie: "Nein, diese Anzeichen haben wir nicht."
Österreich will weg von russischem Gas
"Wir müssen alles tun, um unsere Abhängigkeit von russischem Gas so schnell wie möglich zu beenden", betonte die Klimaministerin. Der erstmalige Lieferstopp für zwei EU-Staaten zeige nämlich, dass man sich auf Russland nicht verlassen könne. "Wladimir Putin führt Krieg auch mit Energielieferungen."
Gewessler betonte, dass das bulgarische Netz "nichts mit dem österreichischen Netz zu tun" habe. Zur Jamal-Pipeline nach Polen (die auch mit Österreich verbunden ist, Anm.) sagte sie, dass schon in den vergangenen Tagen "wenig Gas" über sie gekommen sei. Die OMV sei derzeit "im Austausch", um die Gaszahlungen an Russland "sanktionskonform über Euro abzuwickeln", betonte sie. Eine Auflösung der bis zum Jahr 2040 geschlossenen Lieferverträge mit Russland schloss sie nicht aus. Zugleich plädierte sie dafür, so schnell wie möglich die Gaslieferungen nach Österreich zu diversifizieren. Österreich zählt zu jenen EU-Staaten, die am stärksten von russischen Gaslieferungen abhängig sind.
Österreich zahlt weiter in Euro
Österreich bezieht weiter Gas aus Russland und bezahlt dieses auch in Euro. Kurz hatte es aufgrund einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur TASS, wonach Österreich bereit sei, Gas in Rubel zu bezahlen, Aufregung gegeben. Es gelte aber weiter, dass Österreich in Euro auf ein Konto der Gazprombank für die Gaslieferungen zahlt. Dort wird der Betrag dann von Russland in Rubel umgetauscht, teilte das Bundeskanzleramt am Mittwoch mit.
"Bevor hier Fake News der russischen Propaganda weiter verbreitet werden. Die OMV bezahlt Gaslieferungen aus Russland selbstverständlich weiterhin in Euro. Österreich hält sich auf Punkt und Beistrich an die gemeinsam beschlossenen EU-Sanktionen", twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
Die OMV habe hingegen die Zahlungsbedingungen Russlands angenommen, dies sei ja als sanktionskonform eingestuft worden, so Nehammer. Gleichzeitig merkte er an, dass man freilich nicht abschätzen könne, wie die Entwicklung bei einer zusätzlichen Eskalation weitergehen kann. Auch Deutschland will Gas aus Russland über das Fremdwährungs-Verrechnungskonto der Gazprombank bezahlen.
E-Control: Gasflüsse nach Österreich normal
Die Erdgasflüsse aus dem Osten an die österreichische Grenze sind nach Informationen des Energieregulators E-Control weiterhin normal und ungestört. Das sagte Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch am Mittwoch zur APA. "Es gibt stabile Gasflüsse am Gasknoten Baumgarten, und wir sehen, dass ganz normale Werte nominiert sind", so der Vorstand der Behörde.
Der Gasfluss über die Ukraine und die Slowakei nach Österreich sei stabil, so Urbantschitsch. Das lasse sich auch an den aktuellen Angaben des mehrheitlich dem Verbund gehörenden Ferngasleitungsbetreibers GasConnect Austria (GCA) ersehen. Dort heißt es zum Stand von 10 Uhr: "Die Gastransporte nach Österreich sind nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ungestört."
Ebenfalls stabil war zuletzt laut Urbantschitsch der Gasfluss über die Nord Stream I, ebenso über die Opal-Abzweigung von Tschechien in die Slowakei, also ebenfalls Richtung Baumgarten, wo das russische Erdgas nach Österreich kommt. Unser Land deckt bisher wie bekannt vier Fünftel seines Erdgasverbrauchs durch russisches Erdgas. Bestätigt hätten sich hingegen zuletzt die geringeren Gasflüsse auf den beiden Pipelines nach Polen und Bulgarien.
(Quelle: apa)