Der zur Signa Holding rund um Rene Benko gehörende deutsche Sportartikelhändler SportScheck stellt Insolvenzantrag. Das Unternehmen mit deutschlandweit 34 Filialen und rund 350 Mio. Euro Jahresumsatz teilte am Donnerstag mit, nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding sei SportScheck zahlungsunfähig. Die Geschäftsleitung werde im Laufe des Tages beim Amtsgericht München ein Insolvenzverfahren beantragen.
Die im Herbst angekündigte Übernahme von SportScheck durch den britischen Modehändler Frasers Group werde jetzt zwar "erst einmal nicht vollzogen werden; Frasers hält jedoch weiter an seinen Übernahmepläne fest", teilte das Unternehmen mit. Weitere potenzielle Investoren hätten Interesse an der Übernahme von SportScheck bekundet, der Prozess sei nun wieder offen. "Dies stimmt SportScheck zuversichtlich, einen neuen starken Partner zu finden, der dem Unternehmen langfristig Stabilität zusichert."
Alle Filialen, der Kundenservice und der Online-Shop arbeiteten ganz normal weiter. Geschäftsführer Matthias Rucker sagte, die Insolvenz sei bitter, aber auch eine Chance, das Unternehmen mit seinen Vertragspartnern und Gläubigern nachhaltig zu stärken. Der Sanierungs- und Investorenprozess solle spätestens im März abgeschlossen werden.
Signa Holding vor "Husarenritt"
Was die Holding betrifft, die gestern einen Insolvenzantrag eingereicht hat, traut sich der Insolvenzverwalter, Anwalt Christof Stapf, erst in einigen Wochen eine Einschätzung zu, ob der Plan, die mit 5 Mrd. Euro verschuldete Firma zu sanieren, hält. Erst bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember "wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann", erklärte Stapf am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
Stapf ist am Mittwochabend zum Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft des Signa-Firmengeflechts des Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko bestellt worden. Mit Schulden von 5 Mrd. Euro ist es die größte Insolvenz in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
Gläubigerschützer sehen die Signa Holding vor einem "Husarenritt", wie es Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer im Gespräch mit der APA ausdrückte. Es herrsche hoher Zeitdruck für die Bewertung der Beteiligungen. Außerdem stelle sich die Frage, ob die Quote tatsächlich bedient werden kann. Bei einem Obligo von 5 Mrd. Euro müsste den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren rund 1,5 Mrd. Euro gezahlt werden. Der Liquidationswert - jener Wert, der im Fall einer Zwangsverwertung zu erlösen wäre - liegt derzeit jedoch nur bei 314 Mio. Euro.
Keine weiteren Stellungnahmen
"Wir haben unverzüglich mit der Überprüfung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens begonnen", erklärte Stapf, der gemeinsam mit seinem Kanzleipartner Michael Neuhauser das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung überwacht. Die Insolvenz der Signa Holding sei aufgrund ihrer Dimension und Komplexität anders gelagert als übliche Sanierungsverfahren. "Die eingehende Prüfung wird die volle Zeit bis zur ersten Berichtstagsatzung in Anspruch nehmen", so Stapf, der bis dahin vorerst auch keine weiteren Stellungnahmen zum Verfahren geben will.
Für Stapf ist es nicht das erste große Insolvenzverfahren, er war Masseverwalter bei Yline, beim Wiener Ringstraßen-Hotel "Le Meridien" und bei den Modeketten mister*lady und Pimkie. Auch die Pleite des Poker-Casinos Montesino des Glücksspielunternehmers Peter Zanoni wickelte er ab.
Erste Signa-Gläubigerversammlung am 19. Dezember
Bei Signa ist für den 19. Dezember die erste Berichtstagsatzung und die erste Gläubigerversammlung anberaumt. Die Prüfungstagsatzung ist für den 29. Jänner sowie die Sanierungsplantagsatzung für den 12. Februar geplant. Die Anmeldefrist für Gläubiger, denen die Signa Holding Geld schuldet, ist der 15. Jänner 2024.
Signa-Führung räumte am Mittwoch ein, dass die Investitionen in diesem Bereich nicht den erwarteten Erfolg gebracht hätten. Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland und Österreich sowie der deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. In Hamburg baut Signa gerade den 245 Meter hohen Elbtower. Das Projekt steht derzeit aber still, weil Signa sich die monatlichen Baukosten von kolportiert 25 Mio. Euro nicht mehr leisten kann. Wie es in Wien mit der Großbaustelle Lamarr am früheren Leiner-Standort in der Mariahilfer Straße weitergeht, ist unklar. Das Edelkaufhaus sollte 2025 eröffnet werden, bisher steht nur das Stahlbetongerippe.
(Quelle: apa)