Tote Ärztin in OÖ

Staatsanwält:innen sehen sich nicht zuständig für Hass im Netz

Die  Präsidentin der Staatsanwälte-Vereinigung, Cornelia Koller sieht die Zuständigkeit zu Hass im Netz bei der Polizei und dem Justizministerium. 
Veröffentlicht: 08. August 2022 13:58 Uhr
Die Verfolgung von Cybercrime ist, besonders wenn diese Staatsgrenzen überschreiten, alles andere als einfach. Das zeigte auch der Fall um die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr. Die ÖVP brachte eine eigene Hass-im-Netz-Behörde ins Gespräch, Staatsanwälte kritisieren den Vorschlag.
SALZBURG24 (AG)

Gegen eine von der ÖVP vorgeschlagene eigene „Hass im Netz-Staatsanwaltschaft“ spricht sich die Präsidentin der Staatsanwälte-Vereinigung, Cornelia Koller, aus. Statt einer spezialisierten Cybercrime-Behörde nach Vorbild der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) brauche es mehr Ressourcen für bestehende Einrichtungen von Polizei und Justiz, so Koller im „Standard“ (Montag-Ausgabe). Unterstützung erhielt Koller von SPÖ-Justizsprecherin Selma Yildirim.

Eigene Staatsanwaltschaft gegen Hass im Netz im Gespräch

Eine eigene Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Hass im Netz ist für Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) vorstellbar. Forderungen nach Schaffung einer solchen Anklagebehörde waren …

Fall Kellermayr stößt Cybercrime-Debatte an

Schon am Wochenende hatten sich zunächst Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) eher vorsichtig und ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner vehement für eine Sonderstaatsanwaltschaft ausgesprochen. Befeuert wurde die Debatte vergangene Woche nach dem Suizid der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr. Die Oberösterreicherin hatte sich nach Online-Anfeindungen gegen ihre Person das Leben genommen.

Fall Kellermayr: Razzia bei Beschuldigtem in Bayern

In bayerischen Landkreis Starnberg fand eine Razzia in der Wohnung eines Tatverdächtigen im Fall der toten Ärztin aus Oberösterreich statt. Es wurden Datenträger sichergestellt.

Staatsanwältin gegen Hass-im-Netz-Behörde

Koller plädierte hingegen für eine breit gestreute Unterstützung existenter Initiativen gegen Hate Speech und Kriminalität im Internet. Bereits vor einem halben Jahr seien bei den Staatsanwaltschaften Wien und Graz entsprechende Kompetenzzentren eingerichtet worden. Dieses Projekt, an dem im Moment sieben spezialisierte Staatsanwälte mitwirken, müsse laut Koller nun „flächendeckend erweitert werden, damit in jeder Staatsanwaltschaft in ganz Österreich zumindest ein Spezialist sitzt, der sein Wissen weitergeben kann“.

Zadic fordert mehr Ressourcen für Polizei

Schon am Wochenende hatte Justizministerin Alma Zadic (Grüne) den Mangel an „nötigen Ressourcen und Werkzeugen“ als größtes Hindernis auf dem Weg zur effizienten digitalen Verbrechensbekämpfung ausgemacht und mehr Ressourcen für Polizei und die bestehenden Staatsanwaltschaften gefordert.

Hass im Netz schwierig zu ahnden

Yildirim schloss sich dem am Montag in einer Aussendung an: „Wir brauchen bei der Bekämpfung von Hass im Netz weder eine eigene Sonderstaatsanwaltschaft noch eine Kompetenzerweiterung der WKStA. Mit eigenen Referaten innerhalb der bestehenden Staatsanwaltschaften kann das sofort erledigt werden“. Überregional seien „speziell geschulte Mitarbeiter" vonnöten, „die sich mit dem Thema ständig auseinandersetzen und mit der Polizei gut vernetzt sind“. Der ÖVP warf Yildirim vor, eine „Verzögerungstaktik“ zu verfolgen, die Pläne für eine Onlinehass-Staatsanwaltschaft seien „nur heiße Luft“.

Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) sah dagegen nun Justizministerin Alma Zadic (Grüne) am Zug. Für Täterinnen und Täter dürfe der digitale Raum nicht straffrei sein, so Plakolm bei einer Pressekonferenz am Montag. Ein Weg in der Justiz sei es, dies mit einer Staatsanwaltschaft zu garantieren.

(Quelle: apa)

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Von SALZBURG24 (alb)
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