"Hat mich niemals bedroht"

Tödliche Schüsse im Burgenland: Witwe kritisiert Polizei

ZU APA0336 VOM 5.1.2024 - Die Polizei hat am Freitagnachmittag, 5. Jänner 2024, in Bad Sauerbrunn (Bezirk Mattersburg) einen Mann, der Exekutivbeamte mit einer Machete angegriffen haben soll, erschossen. Dem vorangegangen ist ein Familienstreit in einem Haus, bestätigte die Staatsanwaltschaft Eisenstadt gegenüber der APA. Ein Polizist erlitt Verletzungen unbestimmten Grades. Im Bild: Einsatzkräfte am Ort des Geschehens.
Veröffentlicht: 08. Jänner 2024 14:04 Uhr
Die Witwe jenes Mannes, der am Freitag in Bad Sauerbrunn im Burgenland Polizisten mit einer Machete angegriffen haben soll und erschossen wurde, übt heftige Kritik an der Vorgehensweise der Polizei. Ihr Mann hätte einen psychiatrischen Notdienst gebraucht, meint sie. Die Polizei selbst verweist auf die laufenden Ermittlungen.
SALZBURG24 (mem)

Im Fall des Mannes, der am Freitag in Bad Sauerbrunn (Bezirk Mattersburg) Polizisten mit einer Machete angegriffen haben soll und erschossen wurde, hat dessen Witwe Kritik an der Vorgangsweise der Exekutive geübt. In "Krone", "Heute" und "Österreich" erklärte die Witwe, ihr Gatte habe sie nicht bedroht, statt eines Polizeieinsatzes hätte es einen psychiatrischen Notdienst gebraucht. Die Landespolizeidirektion Burgenland verwies auf APA-Anfrage auf die laufenden Ermittlungen.

Polizei zu Familienstreit alarmiert

Am Freitagnachmittag war die Polizei aufgrund einer Familienstreitigkeit alarmiert worden, hieß es abends in einer Aussendung der Landespolizeidirektion. Beim Eintreffen am Einsatzort habe der 55-Jährige dann zunächst seine Frau und die zwei Exekutivbeamten mit einer Machete bedroht und einen davon auch verletzt. Als der mutmaßliche Täter sich nicht beruhigen ließ, kam es zum Einsatz der Dienstwaffen - wodurch er tödlich getroffen wurde. Dies bestätigte auch die sofort angeordnete Obduktion.

"Das Ergebnis liegt vor, der Tod trat ein infolge einer Schussverletzung", nähere Details werde aber erst das schriftliche Gutachten enthalten, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Eisenstadt Petra Bauer am Montag. Zu klären sei etwa, wie viele Schüsse abgegeben wurden und wie viele Dienstwaffen zum Einsatz kamen. Auch Bauer verwies auf die noch laufenden Ermittlungen. Laut dem bisherigen Stand habe am Einsatzort eine "Bedrohungslage" gegen die Frau des mutmaßlichen Täters und zwei Beamte bestanden.

"Machete für Gartenarbeiten"

Die Witwe des Getöteten kritisierte indes in mehreren Tageszeitungen die Polizei. Ihr Mann sei "Künstler, Schauspieler und Umweltaktivist" gewesen. Er habe am Freitag selbst den Notruf gewählt und seinen Geisteszustand beschrieben. Als die Polizisten eintrafen, sei sie zum Gartentor gegangen und habe erklärt, dass sie einen psychiatrischen Notdienst bräuchten. Dann sei ihr Mann hinter ihr gestanden, mit der "Machete für Gartenarbeiten" in der Hand, die er auf das Gartentor gelegt habe. "Er hat mich niemals bedroht", erklärte die 60-Jährige.

Der Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland Helmut Marban verwies auf die noch laufenden Ermittlungen in der Causa. Den Ergebnissen könne er nicht vorgreifen. Neben den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen werden die internen Untersuchungen vom Landeskriminalamt Wien geführt.

Polizeieinsätze wie in Bad Sauerbrunn selten

Polizeieinsätze wie am Freitag in Bad Sauerbrunn im Burgenland sind in Österreich selten. Wenn aber eine Beamtin oder ein Beamter von naher Distanz mit einem Messer bzw. einer Machete angegriffen wird, so sind sie dazu ausgebildet, in diesen Notwehrsituationen "nach der Schusswaffe zu greifen", wie Chefinspektor Markus Tantinger, vom Ausbildungszentrum im Innenministerium, der APA sagte.

Grundsätzlich werden Beamte dazu ausgebildet, in Gefahrensituation deeskalierend zu wirken. Dabei wird auch auf ein interaktives Szenarientraining gesetzt, in dem die Polizistinnen und Polizisten gezielt lernen, in Stresssituationen die Ruhe zu bewahren, auch der Einsatz von Waffen wird hier geübt. "In dieses Szenarientraining fließen auch die Erfahrungen von schwierigen Amtshandlungen aus der Vergangenheit ein", hieß es seitens des Innenministeriums.

Die Benutzung der Dienstwaffe ist bei Einsätzen die letzte Option der Polizistinnen und Polizisten, in Notwehrsituationen - etwa wenn ein mit einem Messer bewaffneter Verdächtiger aktiv von naher Entfernung auf sie zugeht - aber opportun. "Hier ist der Griff zur Dienstwaffe unvermeidlich. Dies wird auf der ganzen Welt so gelehrt", so Tantinger. Ein gezielter Schuss - etwa ins Knie - ist von dieser Distanz dem Ausbildner zufolge auch nicht mehr möglich. Vielmehr muss die Waffe in der sehr kurzen Zeitspanne erst gezogen und dann überhaupt ein Schuss abgegeben werden.

Aufgrund der nahen Distanz und der unmittelbaren Gefahr ist auch der Einsatz von Pfefferspray nicht möglich. Dieser wirkt, sofern überhaupt getroffen wird, Tantinger zufolge nämlich erst nach wenigen Sekunden. Zudem sprechen Personen in psychischen Ausnahmesituationen oder auch unter Drogeneinfluss oft nicht auf den Pfefferspray an.

(Quelle: apa)

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