Die Untersuchung der Seilbahnbehörde zur Ursache für den Gondelabsturz im Tiroler Skigebiet Hochoetz (Bezirk Imst) am Dienstag, bei dem eine dänische Urlauberfamilie schwer verletzt worden war, ist Donnerstagabend beendet worden. Sachverständige sahen eine "Verkettung von mehreren ungünstigen, natürlichen Gegebenheiten", hieß es von den Bergbahnen. Der Betrieb wird am Freitag wiederaufgenommen. Der Zustand des lebensgefährlich verletzten 49-jährigen Vaters war noch kritisch.
Umstürzende Bäume führten am Dienstag zu dem schweren Unglück. "Heftige Schwingungen im Seil und in der Nähe der Gondel führen in einem solchen Fall dazu, dass das Seil nach unten gerissen und die Klemme herausgerissen wird, wodurch es zum Absturz des Fahrbetriebsmittels kommt", erklärt Bernhard Hinterdorfer vom Technischen Überwachungsverein (TÜV) im Gespräch mit SALZBURG24 am Donnerstag. Es könne auch sein, dass der Baum direkt auf die Klemme der Gondel gefallen ist, die Auswirkungen wären dabei dieselben geblieben.
Unwahrscheinlich, dass Seil reißt
Wie der Experte weiter mitteilt, hängt die Klemme der Gondel durch Federkraft im Seil. Dabei gebe es genaue Vorschriften, welchen Kräften eine solche Klemme standhalten müssen. Ein umstürzender Baum bringe allerdings so viel Kraft mit, dass die Klemme herausgerissen wird. "Dass ein Seil reißt, ist in einem solchen Fall nicht wahrscheinlich. Umgangssprachlich würde man sagen, das geht gar nicht", gibt Hinterdorfer Einblick.
Ist Klimawandel Grund für umstürzenden Baum?
Grundsätzlich komme es immer wieder vor, dass Bäume auf Liftanlagen stürzen. Zumeist allerdings aufgrund von heftigem Wind, währenddessen ohnehin kein Betrieb stattfinde. "Dass der Baum aufgrund von Schneelast umstürzt, ist außergewöhnlich. Das hängt möglicherweise mit Klimaveränderungen zusammen – der Boden ist nicht gefroren, die Schneelast auf den Bäumen aber groß", so der Experte mit jahrzehntelanger Erfahrung.
Bei dem Gondelabsturz in Tirol handle es sich aus Sicht des Experten um einen "total außergewöhnlichen Vorfall". Dass die Lifttrassen nicht weiter ausgeschlagen sind, um zu verhindern, dass Bäume auf die Anlage stürzten, sei verständlich. "Im alpinen Gelände, wo Wälder auch Schutzwälder sind, ist das fast unmöglich." Künftig werde man jedoch die Standhaftigkeit der Bäume genauer im Blick haben müssen.
Massive Bäume stürzen in Seil
Mehrere Sachverständige, unter anderem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forstinspektion sowie Geologen, untersuchten die Unfallstelle. Wie die Bergbahnen Hochoetz Donnerstagabend mitteilten, seien insgesamt drei umstürzende Bäume für das Unglück verantwortlich gewesen. Ein 28 Meter hoher Baum sei mit einem kleineren Baum in Richtung Seilbahntrasse gestürzt, dabei sei ein dritter Baum mitgerissen worden. "Die herabgestürzten Bäume waren keine sogenannten Randbäume, die direkt neben der Trasse standen, sondern waren mehr als 20 Meter von der Trasse entfernt", hieß es.
Als wohl mögliche Erklärung für das Unglück wurde angemerkt, dass die Bäume "aufgrund der Bodenbeschaffenheit ein relativ kleines Wurzelwerk mit geringer Eindringtiefe" hatten und "auf wenig geklüftetem Felsuntergrund" gestanden hätten. Fest stehe aber, dass es durch den Sturz der Bäume auf das Seil bzw. die Klemme und durch ein "etwaiges Mitschleifen der Bäume am Seil" zum Absturz der Gondel gekommen war.
Bericht wird an Staatsanwaltschaft übergeben
Der Imster Bezirkspolizeikommandant, Hubert Juen, hatte am Nachmittag gegenüber der APA gemeint, dass der genaue Unfallhergang "vermutlich nie endgültig geklärt" werden könne. Er brachte zudem die Schneelast der Bäume sowie die Auflockerung des Erdreiches durch eine vorherige Eisbildung und anschließendes Auftauen ins Spiel. Windig war es am Unglückstag jedenfalls nicht. Das Seil der betroffenen Acherkogelbahn war bei dem Unfall, bei dem die Gondel aus einer Höhe von zehn bis zwölf Metern abgestürzt war, nicht gerissen. Für die Polizei standen am Donnerstag noch weitere Vernehmungen, etwa von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bergbahnen, auf der Tagesordnung. Nach Abschluss der Ermittlungen wird ein Bericht an die Staatsanwaltschaft übergeben, auch strafrechtlich Relevantes wird geprüft.
Betrieb wird aufgenommen
Seitens der Bergbahnen Hochoetz wurde nun versichert, dass "alle für einen sicheren Betrieb notwendigen Überprüfungen der Seilbahnanlage sowie weiterführende Maßnahmen entlang der Trasse" vorgenommen worden seien. Die Seilbahnbehörde habe Donnerstagabend grünes Licht für die Wiederaufnahme des Betriebes gegeben. Den Verletzten sprach man das "tiefste Bedauern" über den Vorfall aus.
(Quelle: salzburg24)