Reaktion auf Kocher-Vorschlag

Warum Teilzeitarbeit oft keine freie Entscheidung ist

Kocher hatte mit seinem Vorschlag, die Sozialleistungen für Teilzeitkräfte zu reduzieren, zuletzt für Wirbel gesorgt. 
Veröffentlicht: 28. Februar 2023 12:11 Uhr
Mit seinem Vorschlag, die Sozialleistungen für Menschen zu kürzen, die freiwillig Teilzeit arbeiten, hat Arbeitsminister Martin Kocher zuletzt für Wirbel gesorgt. Eine Erhebung zeigt nun, dass viele Teilzeitkräfte gerne Vollzeit arbeiten würden, aber schlichtweg nicht können.
SALZBURG24 (AG)

Viele Teilzeit-Beschäftigte wollen mehr Stunden arbeiten. Unter Frauen in Teilzeit sind es rund drei von zehn, wie aus dem Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) hervorgeht. Bei Männern in Teilzeit äußern sogar 37 Prozent diesen Wunsch. Auf der anderen Seite reduzieren aber gerade Vollzeitarbeitende mit hohen Gehältern ihre Stunden.

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Kocher-Vorschlag stößt auf Kritik

Um „zur Vollzeitbeschäftigung zu motivieren“ hat Arbeitsminister Martin Kocher vor zwei Wochen vorgeschlagen, die Sozialleistungen bei Teilzeitarbeit zu kürzen. Dies hatte umgehend zu breiter Kritik geführt. Der Präsident der Salzburger Arbeiterkammer (AK), Peter Eder, sprach zuletzt etwa vom „Gipfel der Ungerechtigkeit“. Kocher selbst hat seinen Vorstoß am Montag in der ZiB 2 einmal mehr verteidigt und betont, dass mehr Menschen Vollzeit arbeiten müssten, um das Sozialsystem erhalten zu können.

Besserverdienende reduzieren meist Stunden

Die größte Abnahme der normalen wöchentlichen Arbeitszeit fand bei jenen mit den höchsten Einkommen statt, zeigt eine Erhebung der Arbeitszeitveränderung von 2014 bis 2021 des Momentum Instituts. So habe im Jahr 2021 das Zehntel der unselbstständig Beschäftigten mit den höchsten Stundenlöhnen 35 Stunden gearbeitet, während es 2014 noch 37,4 Stunden gewesen seien.

 

Am anderen Ende der Einkommensskala ist die Senkung der Arbeitszeit laut Erhebung deutlich schwächer ausgeprägt. Menschen mit den niedrigsten Einkommen arbeiteten 2021 demnach um nur 18 Minuten pro Woche weniger als 2014.

„Kürzere Wochenarbeitszeit muss man sich leisten können“

„Eine kürzere Wochenarbeitszeit muss man sich auch leisten können“, so Momentum-Ökonom Jakob Sturn. „Die Arbeitszeitverkürzung findet vor allem bei jenen statt, für die die Stundenlöhne ohnehin am höchsten sind. Weniger zu arbeiten kostet sie am meisten.“ Damit sei unwahrscheinlich, dass steuerliche Anreize viel bewirken können außer einen hohen Einnahmenverlust für den Staat, so Sturn auf die kürzlichen Aussagen Kochers.

 

Teilzeitquote bei Frauen durch „unbezahlte Arbeit“ höher

Hinsichtlich Teilzeitbeschäftigung seien die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der Arbeitszeit nach wie vor groß, auch wenn die Teilzeitbeschäftigung in beiden Gruppen zugenommen habe. Die Teilzeitquote sei unter Männern in den letzten 15 Jahren von 7 auf 13 Prozent gestiegen, bei Frauen von 41 auf 52 Prozent. Das liege nicht zuletzt daran, dass Frauen den Großteil der „unbezahlten Arbeit“, wie etwa Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege leisten.

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(Quelle: apa)

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