Angesichts der veränderten weltweiten Sicherheitslage erlebt die Zustimmung zur Wehrpflicht in Österreich einen Höhenflug. 73 Prozent befürworten diese, wie eine repräsentative Umfrage des Verteidigungsministeriums zu sicherheitspolitischen Themen ergab. Bei der Volksbefragung im Jahr 2013 sprachen sich noch 60 Prozent dafür aus. Eine knappe Mehrheit (51 Prozent) ist aktuell für eine Verlängerung des Wehrdienstes, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erklärte.
Jeder Zehnte lehnt Wehrpflicht gänzlich ab
Lediglich zehn Prozent der Befragten lehnen die Wehrpflicht "völlig" ab, 14 Prozent sind "eher" dagegen, wie Wolfgang Prinz, Leiter des Referats Strategische Markt- und Meinungsforschung im Verteidigungsministerium, erläuterte. Die Zustimmung zur Wehrpflicht sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, verwies Prinz auch auf das Gallup-Stimmungsbarometer, bei diesem lag der Wert 2023 bei 65 Prozent, 2025 bei 70 Prozent.
Tanner nannte das Ergebnis angesichts der derzeit geführten Diskussion "interessant". Die 73 Prozent seien einmal mehr eine "klare Bestätigung" des Weges, "den Österreich seit 2013 geht". Damals bei der Volksbefragung habe die Bevölkerung "eine sehr kluge Entscheidung getroffen". Bis zum Jahresende soll eine von Tanner eingesetzte Wehrdienstkommission Vorschläge zur Weiterentwicklung von Wehr- und Zivildienst sowie der Miliz erarbeiten, darunter auch die Frage, ob der Wehrdienst verlängert werden soll.
Ein Drittel der Befragten würde Österreich "mit Waffe verteidigen"
Weniger groß ist hingegen die Wehrbereitschaft. Etwas mehr als ein Drittel der Befragten ist bereit, Österreich im Falle eines Angriffes mit der Waffe zu verteidigen. Legt man jedoch den Fokus auf die wehrfähige männliche Bevölkerung, liegt die Bereitschaft immerhin bei 43 Prozent. Dass umgekehrt mehr als die Hälfte nicht bereit ist, im Verteidigungsfall zur Waffe zu greifen, findet Tanner "nicht besorgniserregend". Aber es stehe "außer Frage, dass wir, was den Wehrwillen anbelangt, viel zu tun haben", verwies Tanner auf die Bemühungen in Sachen geistiger und umfassender Landesverteidigung.
Unverändert hoch ist auch die Zustimmung zur Neutralität. 75 Prozent stimmen dieser zu, 58 Prozent davon "völlig", 17 Prozent "eher". Betrachtet man die Ergebnisse jedoch näher, zeigt sich ein heterogenes Bild, was die Definition der Neutralität anbelangt. Während 19 Prozent darunter lediglich eine militärische Nichteinmischung verstehen, definieren sie 17 Prozent als "generelle Nichteinmischung".
Kriege, Inflation und Zuwanderung als große Sorgen
Neben der gestiegenen Angst vor Kriegen bereitet den Österreichern vor allem die Inflation und die Zuwanderung Sorgen. Aber auch andere sicherheitsrelevante Themen wie die Verbreitung von Falschinformation über das Internet, die Spannungen zwischen dem Westen und Russland und die Konflikte im Umfeld der EU geben den Österreichern Anlass zur Sorge.
Vor diesem Hintergrund ist durchaus naheliegend, dass eine stabile Mehrheit (56 Prozent) für die künftige Erhöhung der Ausgaben für die Landesverteidigung eintritt. Tanner sieht das als Bestätigung: "Die Ergebnisse sollen uns ein klarer Auftrag sein, dass Österreich neutral und wehrhaft bleiben soll." Sie zeigten auch, dass die Bevölkerung findet, dass in diesen Schutz investiert werden soll, so Tanner: "Die Bevölkerung will ein leistungsfähiges Bundesheer, das auf die Herausforderungen der Zeit vorbereitet ist."
Für die jährliche Befragung wurden 1.500 Personen von 5. August bis 3. Oktober befragt. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 2,5 Prozent. Bei der Umfrage wurde ein Methodenmix angewandt, 42 Prozent waren persönliche Interviews, 59 Prozent Online-Befragungen, erklärte Prinz.
(Quelle: apa)




