Große Schäden

Zahlreiche Unwetter-Einsätze in Österreich

Einsatzkräfte der Feuerwehr am Dienstag im Rahmen von Aufräumungsarbeiten nach Unwetterschäden im Stadtgebiet von Mattighofen.
Veröffentlicht: 30. Juni 2021 08:33 Uhr
Der Sturm hat am Dienstagabend zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen in Niederösterreich, Oberösterreich und Bayern geführt. In Bayern haben die Unwetter auch den Bahnverkehr stark beeinträchtigt.

229 Feuerwehren mit rund 2.300 Kräften waren in Oberösterreich bei 440 Einsätzen vor allem im Inn-, Hausruck- und Mühlviertel gefordert. Der Bezirk Urfahr-Umgebung war wie schon beim Hagel-Unwetter vorige Woche massiv betroffen, in der Landwirtschaft waren es vor allem die Bezirke Wels-Land und Linz-Land. Stark beschädigt wurden Anbauflächen von 5.500 Hektar mit Getreide, Mais, Gemüse- und Obstkulturen.

Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung (ÖHV) sprach von einem Déjà-vu und einem Schaden in Oberösterreich "von weiteren drei Millionen Euro". In Summe mit den letztwöchigen Unwettern sind es alleine in Oberösterreich bereits 35 Millionen Euro Schaden, 65 Millionen Euro sind es in allen Bundesländern. Besonders bitter: dort, wo nach den vorwöchigen Schäden bereits wieder neu angebaut wurde, wurde das eingebrachte Saatgut durch die gestrigen Niederschläge weggeschwemmt. Und dabei stehen die klassischen Hagelmonate Juli und August noch vor der Tür, gab Wolfgang Winkler, Landesleiter der ÖHV in Oberösterreich, zu bedenken.

Wieder Unwetter über Österreich

Im Mühlviertel waren die zerstörten Dächer oft nur provisorisch mit Planen eingedeckt, die dem neuerlichen Sturm nicht standhielten, berichtete das Landesfeuerwehrkommando am Mittwoch. Bis tief in die Nacht hinein waren die Feuerwehren im Einsatz. Hauptsächlich galt es, umgestürzte Bäume von Straßen zu räumen, wie etwa auf der Innviertler Straße (B 137), die zwischen den Auffahrten Schärding und St. Florian komplett gesperrt war. Beschädigte Dächer waren oft abermals zuzuplanen und Gebäude zu versorgen, auch Pumparbeiten nach Überflutungen waren zu leisten. Am Mittwoch wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt, wobei auch Spezialkräfte der Feuerwehren bezirksübergreifend verlagert wurden.

In Niederösterreich hatte der Sturm am Dienstagabend Dutzende Feuerwehreinsätze zur Folge. Betroffen waren laut Franz Resperger vom Landeskommando vor allem die Bezirke Amstetten, Melk, Krems und St. Pölten. Der Sprecher berichtete von mehr als 100 Schadensfällen bis in die späten Abendstunden. Großteils waren Bäume auf Straßen sowie in Strom- und Telefonleitungen gestürzt. Es habe massive Sturmspitzen gegeben, sagte Philipp Gutlederer vom Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten.

Boot in Seenot

In Vorarlberg wütete der Sturm bereits am Nachmittag. Bei den über 20 Einsätzen ging es nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle vor allem um umgestürzte Bäume und herabgefallene Dachziegel. In Bregenz stürzte um 14.40 Uhr ein Baum auf die Fassade eines Wohnhauses, zwei Bäume auf einen Reitstall, berichtete die Polizei. Verletzt wurde niemand, die Pferde im Stall waren nicht gefährdet.

In der Harder Bucht (Bezirk Bregenz) geriet ein Boot in Seenot und erlitt Mastbruch. Die Besatzung eines Polizeiboots hatte es bei einer Sturmkontrollfahrt in der Harder Bucht bemerkt und Wasserrettung sowie Feuerwehr alarmiert. Die Besatzung wurde durch das Rote Kreuz erstversorgt, benötigte aber keine weitere medizinische Betreuung.

Die Seepolizei Hard ersucht Bootsbesitzer, ihre Boote in den Hafenanlagen auf Sturmschäden zu kontrollieren, da bereits mehrere Beschädigungen an Booten gemeldet wurden. Außerdem, so die Seepolizei, sollten Bootsbesitzer und Wassersportler sich im Vorhinein über das prognostizierte Wetter informieren und bei aktiver Sturmwarnung Sicherheitsmaßnahmen treffen bzw. idealerweise den Hafen aufsuchen.

Feuerwehren müssen zum Sturmeinsatz ausrücken

Die Feuerwehr in München verzeichnete nach eigenen Angaben bis zum Abend rund 75 Einsätze. Es seien Keller und Unterführungen vollgelaufen. Starker Wind habe Äste abgebrochen, der Verkehr sei behindert worden. In Lindau am Bodensee wurde die Anlage einer Gartenschau beschädigt, wie die Veranstalter mitteilten. Es knickten Äste von Bäumen ab, stürzten Bauzäune um und gingen Türen von Gewächshäusern zu Bruch. Die Schau sollte am Mittwoch wie geplant öffnen können.

Im Bahnverkehr waren Verbindungen zwischen Stuttgart und München, Stuttgart und Nürnberg, zwischen Erfurt, Nürnberg und München, zwischen Fulda und München sowie zwischen Frankfurt (Main) und Passau betroffen. Sie seien vorübergehend eingestellt worden. Die Nachtzüge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von und nach Amsterdam, Brüssel, Innsbruck und Wien fallen aus, wie die Deutsche Bahn weiter mitteilte. Noch fahrende Fernzüge seien teilweise sehr voll. Dafür werde um Verständnis gebeten, hieß es. Reisende wurden gebeten, sich vor Reiseantritt über ihre Verbindung zu informieren.

Zugverkehr in Bayern eingestellt

Im Regionalverkehr wurden mehrere Strecken gesperrt und der Zugverkehr eingestellt, darunter waren zum Beispiel die Strecken zwischen Landshut und Plattling (Landkreis Deggendorf), zwischen München und Buchloe (Landkreis Ostallgäu) und zwischen Nürnberg und Schwabach, wie es auf der Internetseite der Bahn hieß.

Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor erklärt, von Südwesten her zögen bis in die Nacht auf Mittwoch weitere Unwetter über die Südhälfte des Freistaats. Im Alpenvorland drohten Hagelschauer mit Körnern bis zu fünf Zentimeter Durchmesser und Orkanböen bis zu 120 Stundenkilometer. In der Nacht zum Mittwoch würden die Gewitter langsam nach Nordosten abziehen, sagten die Meteorologen voraus

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Einsatzkräfte der Feuerwehr am Dienstag im Rahmen von Aufräumungsarbeiten nach Unwetterschäden im Stadtgebiet von Mattighofen.
Einsatzkräfte der Feuerwehr am Dienstag im Rahmen von Aufräumungsarbeiten nach Unwetterschäden im Stadtgebiet von Mattighofen.

(Quelle: apa)

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