Es beginnt mit dem Vergessen mancher Wörter, dabei denkt sich der achtjährige Günther – er erzählt das Buch aus der Ich-Perspektive – noch nichts. Doch immer mehr Worte verschwinden, bis die Menschen nur mehr schweigen. Einzig im Buchladen der Stadt ist das Sprechen noch möglich. Dort startet auch das große Abenteuer von Günther und seinen jüngeren Schwestern Pia und Brigitte. Sie reisen ins Land der Wörter, um der Ursache auf den Grund zu gehen.
Sedmak: "Alles, was ich als Philosoph habe"
Sedmak hat eine Erzählung über die Bedeutung der Wörter geschrieben. Dazu gibt es zwei Theorien, die Referenz- und die Gebrauchstheorie. Bei Zweiterer bekommen Wörter ihre Bedeutung durch den Gebrauch. „Das macht die Wörter lebendig und fasziniert mich. Wörter sind alles, was ich als Philosoph habe“, erzählt er bei der Lesung in der Rupertus Buchhandlung.
Die drei Hauptfiguren sind nach seinem Vater und dessen Schwestern benannt. Im Buch sehen sie, was mit vergessenen Wörtern passiert, dass sie krank werden, wenn die Menschen sie für Schlechtes verwenden und müssen gegen die verführerische Stimme der Lüge ankämpfen.
Vom "Lügengebirge" und "Sprachverwirrungen"
Vieles im Buch lässt sich auf die aktuelle Entwicklung von Sprache und den Umgang mit der Wahrheit umlegen. Etwa der "Sumpf des Geschwätzes", die "Insel der Sprachverwirrung" oder das "Lügengebirge". Auch, wenn Sedmak betont, dass es keinen aktuellen Anlass für das Buch gäbe, außer, „dass ich meinen Vater vielleicht mehr als sonst vermisse.“
Kein "Trump-Bashing"
Der Philosoph und Leiter des Salzburger Zentrums für Ethik und Armutsforschung betont dann auch, dass es sich bei dem Buch keineswegs um ein „Trump-Bashing“ handelt. Das große Aber folgt sogleich: Er sei „schockiert, wie sehr sich das politische Klima in den USA verändert habe.“ Als Professor an der University of Notre Dame in Indiana (USA) erlebe er das hautnah.
Er macht sich Sorgen, dass die Wahrheit unter jenem "Lügengebirge" verloren geht, in dem sich auch die Kinder im Buch zu verirren drohen. „Es ist wirklich gefährlich, wenn uns jemand einreden kann, dass er Recht hat und die anderen, allen voran die Medien, nicht.“ Da werden unschuldige Wörter wirklich missbraucht, findet Sedmak.
Plädoyer für sorgsamen Umgang mit Worten
Geschrieben hat er sein Märchen der Wörter aus der Kinderperspektive, denn die erlaube mehr Freiheiten: „Es ist anstrengend so tun zu müssen, als wäre ich erwachsen.“ Sedmak plädiert mit diesem Buch für einen sorgsamen Umgang mit Wörtern. Denn die Ehrfurcht vor dem Wort sei besonders wichtig: „Worte können viel anrichten, deshalb habe ich dieses Buch geschrieben.“
Über den Autor:
Clemens Sedmak wurde 1971 in Bad Ischl (Bez. Gmunden) geboren. Er und sein Bruder müssen die meiste Zeit ihrer Kindheit ohne Fernseher verbringen, die Eltern schaffen es aber, in ihnen die Liebe zu den Büchern zu wecken. Mittlerweile ist Sedmak selbst Vater dreier Kinder, in seinen Büchern beschäftigt er sich vordergründig mit Fragennach dem Sinn des Lebens. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner „Kaum zu glauben. Annäherungen an Grundworte christlichen Lebens.“

(Quelle: salzburg24)