Wie es einem geht, wenn man selbst auf Hilfe angewiesen ist, das erfuhr der Bergsteiger aus Mühlbach am Hochkönig (Pongau) im Jahr 2018 am eigenen Leib. Nach einer Wirbelsäulenoperation war Lindinger für ein Jahr ans Bett gefesselt. Der Verdienstentgang setzte ihm zu, nach seiner Genesung kam ihm jedoch die Idee: "Warum kann ich nicht das Bergsteigen mit einer Sache verbinden, bei der ich anderen Menschen helfen kann?"

Salzburger Verein hilft bei Schicksalsschlägen
Darauf hat Lindinger das "Alpin Team Austria" ins Leben gerufen. Ein gemeinnütziger Bergsteiger-Verein, bei dem die gegangenen Höhenmeter in Geld umgerechnet und anschließend an bedürftige Familien gespendet werden. "Wir wollen vor allem bei Schicksalsschlägen Hilfe anbieten, wenn es etwa in einer Familie einen Todesfall gab. Aber auch Menschen mit Beeinträchtigung wollen wir Hilfe zukommen lassen", teilt Lindinger im Gespräch mit SALZBURG24 mit.
"Alpin Team Austria": Bereits 50 Mitglieder
Gegründet wurde das „Alpin Team Austria“ im September 2019. Mittlerweile zählt Lindinger rund 50 Mitglieder im Alter zwischen 18 und 61 Jahren. Mit klassischen Bergtouren, aber auch Skitourengehen, Hike & Fly und Eisklettern wird dabei das gesamte Spektrum des Bergsports abgedeckt. "Bis auf Vorarlberg sind wir in ganz Österreich vertreten. Der Schwerpunkt liegt aber im Salzburger Land", so der Alpinist. Ziel sei es, im nächsten Jahr weiter in Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten Fuß zu fassen. Mitmachen kann übrigens jeder.
Sponsoren und Mitglieder finanzieren Spenden
Lukriert werden die Spendengelder zum einen über jährliche Mitgliedsbeiträge in der Höhe von 20 Euro sowie über Sponsorengelder. "Ein Sponsor hat bei uns 100-prozentige Konteneinsicht. Wir streichen uns garantiert nichts ein", gibt Lindinger weiter an. Die Höhe der Spendengelder wird über die von den Mitgliedern zurückgelegten Höhenmetern berechnet. Pro Meter soll ein Cent in den Spendentopf fließen. "Das ist unsere Faustregel, die geht sich aufgrund der eingeschränkten finanziellen Mittel aber leider nicht ganz aus." Heuer legte der Verein insgesamt über 1,2 Millionen Höhenmeter zurück.
Emotionale Spendenübergabe
Die Spenden gingen heuer an zwei Familien im Pongau, eine in Hüttschlag und eine in Wagrain. "Wir haben uns die beiden ausgesucht, weil dort wirklich schlimme Dinge passiert sind, auf die ich hier nicht genauer eingehen will. Auch wenn unsere Hilfe nur finanzieller Art ist, so hoffe ich doch, zumindest diese Sorgen etwas lindern zu können", so der Alpinist. Die Übergabe der Spenden sei etwas, das auch den Bergsteigern sehr nahe gehe: "Da ist auch bei uns schon die ein oder andere Träne geflossen."
Bergsteiger-Verein wird erweitert
Der 27-jährige Pongauer ist mit seinem Verein auf jeden Fall auf breites Interesse gestoßen. Nachdem innerhalb eines Jahres 50 Mitglieder angeworben werden konnten, soll die Gruppe im nächsten Jahr auf 75 erweitert werden. Damit sollen in den nächsten Jahren auch die Spendengelder üppiger ausfallen, zunächst werden 5.000 Euro angepeilt, dann 10.000 Euro.
"Ich persönlich bin mega-stolz auf dieses Projekt. Dass bei dieser Idee wirklich jeder so mitmacht, ist einfach lässig. Da steckt man gerne Energie rein, auch wenn die Nächte mitunter lang werden", freut sich Lindinger über den Erfolg seines Vereins.
(Quelle: salzburg24)