Salzburg

Bergsturz im gesamten hochalpinen Raum möglich

Veröffentlicht: 25. August 2017 16:32 Uhr
Ein Bergsturz wie in Graubünden könnte sich theoretisch im gesamten Hochalpenraum ereignen und ist praktisch nicht zu verhindern. "Ein vergleichbares Ereignis ist nicht auszuschließen. Wir leben mit dieser Gefahr", sagte Michael Larcher vom Österreichischen Alpenverein am Freitag im Gespräch mit der APA.

Nach geologischen zeitlichen Maßstäben sind derartige Phänomene nicht einmal ungewöhnlich. Der vermutlich berühmteste Bergsturz der heimischen Geschichtsschreibung ereignete sich 1348 auf der Villacher Alpe, als schätzungsweise 150 Millionen Kubikmeter Gestein in die Tiefe donnerten. Am 10. Juli 1999 und in den darauffolgenden Wochen donnerten 150.000 Kubikmeter Gestein vom Tiroler Eiblschrofen Richtung Tal, vermutlich dieselbe Menge dürfte im Inneren des Berges versunken sei. In Schwaz wurden 55 Häuser evakuiert und 16 Betriebe stillgelegt. Im September 2001 lösten sich 25.000 Tonnen Gesteinsmaterial von der Bischofsmütze in Salzburg, wobei keine Siedlungen betroffen waren. Rund vier Millionen Kubikmeter hatten sich am Mittwoch vom Piz Cengalo gelöst.

Bergsturz normalerweise nicht vorhersehbar

"Ein Bergsturz ist in der Regel nicht vorhersehbar. Selten kündigt er sich durch kleinere Felsstürze an - so wie jetzt in der Schweiz. In einem solchen Fall sind Beobachtungen durch technische Einrichtungen möglich. Eine flächendeckende Beobachtung, um das Risiko eines Bergsturzes abzuschätzen, ist wegen der Ausdehnung des Alpenraums nicht möglich", sagte Larcher. Unzulässig ist es seinen Worten nach, den Bergsturz in Graubünden auf den Klimawandel zurückzuführen. "Man weiß dazu noch viel zu wenig", betonte der Leiter der Abteilung Bergsport im Alpenverein.

Mit der Temperatur steigen auch die Gefahren

Eine viel alltäglichere Gefahr durch Felsstürze bzw. Steinschlag, mit denen der Alpenverein praktisch permanent konfrontiert ist, hat jedoch sehr wohl mit steigenden Temperaturen zu tun: Der Rückgang der Gletscher lässt steile Moränen mit lockerem Material entstehen, die eine beträchtliche Gefahr für Bergsteiger darstellen. "Für den Alpenverein stellt es eine enorme Herausforderung dar, das Wegenetz im hochalpinen Raum instand zu halten bzw. neue Wege anzulegen, weil alte aus Sicherheitsgründen nicht mehr benutzbar sind", sagte Larcher unter Hinweis darauf, dass Alpenvereinsmitglieder diese Tätigkeit - "eine Knochenarbeit" - ehrenamtlich durchführen.

Sorgen wegen Auftauen von Permafrostboden

Zu schaffen macht den Bergexperten in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung das Auftauen des Permafrostbodens - eine Schicht aus Erde, Gestein und Eis, die in hochalpinen Regionen wie eine Betondecke auf dem Untergrund liegt. Wenn sie als Fundament von Bauten dient und zu tauen beginnt, kann es brenzlig werden. Auf dem Dachstein musste eine Hütte aus diesem Grund den Standort wechseln. Auf dem 3.106 Meter hohen Sonnblick mussten die Fundamente von Observatorium und Schutzhaus mit Stahl und Beton befestigt werden.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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