Die Zahl der Bergnotfälle in Österreich erreicht ein neues Allzeithoch: Allein im Jahr 2024 mussten die Einsatzkräfte laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) über 10.000 Mal ausrücken – das ist ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch in Salzburg ist die Bergrettung immer häufiger gefordert. Die alpinen Einsatzkräfte schlagen Alarm: Besonders beim Abstieg kommt es zu Unfällen, häufig mit tödlichem Ausgang. Woran liegt das?
Bereits 403 Einsätze für Salzburgs Bergrettung
Im Bundesland Salzburg musste die Bergrettung heuer bereits 403 Mal ausrücken (Stand 12. Juli), wie Sprecherin Maria Riedler am Montag im Gespräch mit SALZBURG24 informiert. Im Vorjahr waren es im Vergleich dazu mit 362 Einsätzen deutlich weniger. „Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Toten. 20 Menschen sind ums Leben gekommen.“ Auch im Vorjahr gab es mit 58 Bergtoten deutlich mehr tödliche Alpinunfälle als im Zehn-Jahres-Mittel, zeigen die Zahlen des Kuratoriums für Alpine Sicherheit.
Dass die Zahl der Bergunfälle steigt, scheint nicht verwunderlich: Der Bergsport boome, immer mehr Menschen ziehe es zum Wandern und Klettern ins Gebirge, bestätigt Riedler. Oft gehe es nur noch darum, den geplanten Zielpunkt zu erreichen – ohne Achtung eigener Grenzen. Für die hiesige Bergrettung besonders bitter: Die Einsatzkräfte beobachten, dass die Ausrüstung der Verunfallten wieder schlechter wird. Festes Schuhwerk, passende Kleidung, Erste-Hilfe-Set – oft seien selbst die Basics nicht gegeben, schildert Riedler.
Abstieg als unterschätzte Gefahr
Viele Menschen würden beim Wandern, Klettern und Bergsteigen vor allem eines unterschätzen: Den Abstieg. Hier kommt es laut Salzburger Bergrettung und Alpenverein besonders häufig zu Zwischenfällen. Die Konzentration lässt nach, es passieren technische Fehler und Fehleinschätzungen. Müdigkeit, Flüssigkeits- und Energieverlust führen dazu, dass selbst geübte Bergsportler:innen auf der letzten Etappe die Kontrolle verlieren können. Riedler rät deshalb dazu, im Falle von eintretender Erschöpfung eine alternative Tourenplanung zu überlegen: Kann ich irgendwo einkehren? Gibt es einen leichteren Rückweg?
Die meisten Unfälle wären nach Einschätzung der Expert:innen vermeidbar. Häufige Ursachen seien schlechte Vorbereitung, unzureichende Ausrüstung, Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und Unwissen über Wetter- und Geländeverhältnisse. Besonders problematisch sei auch die mangelhafte Energiezufuhr. Jörg Randl, Leiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein, empfiehlt deshalb pro Stunde 60 bis 90 Gramm Kohlenhydrate sowie regelmäßiges Trinken – sonst drohen Blutzuckertiefs, Konzentrationsverlust und Desorientierung.
Rekordhoch an Bergnotfällen in Österreich
Wie das KFV berichtet, verzeichnete die Alpinpolizei im Jahr 2024 10.097 Bergnotfälle, so viele wie noch nie zuvor. Insgesamt 309 Menschen kamen in den Bergen ums Leben, das entspricht einem Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zu 2023 (266 Tote). Besonders betroffen war der Bereich des Wanderns: Mit 127 tödlichen Unfällen stieg hier die Zahl der Todesopfer um 28 Prozent.
Wie oft es tatsächlich zu Unfällen mit Verletzungen kommt, ist allerdings nicht ganz klar. Viele Vorfälle scheinen in der Alpinunfallstatistik gar nicht auf, da es zu keinem Polizeieinsatz kommt. Während polizeilich rund 14.000 Verletzungen erfasst wurden, geht das KFV davon aus, dass die tatsächliche Zahl bei über 43.000 liegt – darunter 15.000 beim Wandern, weitere 5.000 bei Kletter- und Hochtouren, sowie knapp 3.000 im Bereich der Canyoning- und Wassersportarten.
Was es für einen sicheren Ausflug am Berg braucht
Absolute Sicherheit gibt es am Berg nie. „Es kann immer etwas passieren“, betont Riedler. Umso wichtiger wird die Vorbereitung. Touren sollten realistisch geplant werden – angepasst an Fitness, Erfahrung und Wetterbedingungen. Zur Ausrüstung würden neben festem Schuhwerk auch Wechselkleidung oder warme Kleidung für höhere Regionen zählen. Ebenso unverzichtbar: Handy, Regen- und Sonnenschutz. Zusätzlich ist laut Alpenverein eine Notfallausrüstung mit Erste-Hilfe-Set, Biwaksack, Rettungsecke zu empfehlen.
Und wenn es doch zu einem Unfall kommt? Zunächst Ruhe bewahren, Erste Hilfe leisten und Verletzte sichern, rät das KFV. Dann soll der Notruf gewählt (Alpinnotruf 140 oder Euronotruf 112) und das Unfallgeschehen sowie der Ort möglichst genau geschildert werden. Anschließend heißt es warten, bis Hilfe eintritt – und sparsam telefonieren, damit der Akku lange reicht.
(Quelle: salzburg24)