Ab dem kommenden Schuljahr müssen Schülerinnen und Schüler ab der neunten Schulstufe, die einen Schulabbruch in Betracht ziehen, ein verpflichtendes „Perspektivengespräch“ mit einer vertrauten Lehrkraft führen. Dies sieht ein Ministerratsvortrag von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) vor. In Salzburg sei die Zahl der Schulabbrecher:innen indes schwierig zu definieren – die Bildungsdirektion geht von etwa 500 Schüler:innen pro Jahr aus, die die schulische Ausbildung abbrechen, erklärt Bildungsdirektor Rudolf Mair im SALZBURG24-Gespräch.
Zu den verpflichtenden „Perspektivengesprächen“ soll neben der Lehrkraft auch eine externe oder interne Beratungsperson, etwa Psycholog:innen oder Sozialarbeiter:innen, hinzugezogen werden. Ziel sei es, individuelle Hilfsangebote aufzuzeigen und nötige nächste Schritte zu besprechen. Bei einem Schulwechsel während der Pflichtschulzeit könne ein solches Gespräch freiwillig in Anspruch genommen werden. Bei minderjährigen Schülern müssen auch die Erziehungsberechtigten teilnehmen, andernfalls drohen Verwaltungsstrafen.
Schüler:innen vor Schulabbruch "oft in persönlichen Krisen"
„Ich halte solche Gespräche durchaus für sinnvoll. Vor allem um zu klären, warum ein Schulabbruch erwogen wird und was die Jugendlichen danach machen wollen“, so Mair. Oft handle es sich um Schüler:innen in persönlichen Krisen, etwa innerhalb der Familie oder auch aufgrund mangelhafter Leistungen in der Schule. „Bisher haben sie die Schulen einfach verlassen und waren weg. Diese aufzufangen und an Hilfsangebote weiterzuleiten, wäre ein wichtiger Schritt“, betont der Leiter der Salzburger Bildungsdirektion.
Generell müsse man aber den Begriff „Schulabbruch“ laut Mair differenzieren. „Seit 2017 herrscht in Österreich eine Ausbildungspflicht bis zum 18. Geburtstag. Bei Schulabbrechern handelt es sich also um Personen, die die Schulpflicht schon erfüllt haben.“ Nachdem ein Abbruch der Pflichtausbildung in letzter Konsequenz auch angezeigt werden kann, sei die Zahl der Ausbildungsabbrecher in Österreich mittlerweile sehr niedrig.
Rund 500 Schulabbrecher:innen in Salzburg pro Jahr
Genaue Zahlen, wie viele Jugendliche in Österreich oder Salzburg tatsächlich die Schule abbrechen, wären reine „Raterei“, führt der Bildungsdirektor aus. „Beim Abgang von einer Schule, wird nicht gesondert erfasst, ob das nicht etwa wegen eines Umzugs, eines Aufenthaltes im Ausland oder auch wegen des Eintritts ins Berufsleben stattfindet.“ Von österreichweit rund 7.500 Jugendlichen, die pro Jahr die Schule abbrechen, dürften etwa sieben Prozent (525) auf Salzburg entfallen.
Von den insgesamt rund 74.000 Schüler:innen im Bundesland hätten im laufenden Schuljahr etwa 26.000 die Schulpflicht bereits hinter sich, so die Zahlen der Bildungsdirektion. Fast alle, die eine höhere Schule besuchen, würden diese letztlich auch mit der Matura abschließen. „Das ist durchaus ein sehr erfreulicher Fakt“, betont der Pädagoge.
Bereits im Februar hat die Salzburger Landesregierung außerdem ein Pilotprojekt zur Wiedereingliederung von schulabsenten Kindern und Jugendlichen beschlossen. Ein Zeitplan für die Umsetzung steht aber noch nicht fest.
Verpflichtende Perspektivengespräche ab kommendem Schuljahr
Die Perspektivengespräche sind laut Bildungsminister Wiederkehr ein Bestandteil der Bemühungen, Schüler:innen in einer solchen Situation konkrete Möglichkeiten für ihre Zukunft näherzubringen. „Wir müssen sicherstellen, dass junge Menschen ihre Ausbildung nicht abbrechen, ohne alle Möglichkeiten zu kennen und zu nutzen.“ Die verpflichtende Maßnahme wurde vorige Woche im Ministerrat beschlossen und soll ab dem Schuljahr 2026/2027 umgesetzt werden.
Glaubt ihr, dass die Perspektivengespräche Schüler:innen dabei unterstützen, ihre Ausbildung abzuschließen? Welche Maßnahmen braucht es noch? Hinterlasst uns dazu gerne einen Kommentar!
(Quelle: salzburg24)