„Kinder und Jugendliche leiden besonders unter der Krise, weil gerade in diesem Lebensabschnitt soziale Kontakte sehr wichtig für die Charakterbildung sind“, betont Caroline Weinlich, therapeutische Leiterin der Suchthilfe Klinik Salzburg. Die aktuelle Situation führt ihrer Meinung nach unweigerlich zu einem vermehrten Suchtmittelkonsum.
„Das Suchtpotential ist besonders hoch, wenn alleine konsumiert wird“
Der Alltag spielt sich mehrheitlich in den eigenen vier Wänden ab, soziale Kontakte fallen flach. Das ist gerade für Jugendliche ein Problem und kann zu Antriebslosigkeit oder sogar Depressivität führen. Wenn dann die Aussicht besteht, durch eine gewisse Substanz dieser gedrückten Stimmung zu entkommen wirkt das sicher sehr verlockend, so Weinlich. Die Gefahr eine Sucht zu entwickeln sei besonders groß, wenn Suchtmittel alleine konsumiert werden, da die Kontrolle durch Freunde und andere Bezugspersonen wegfällt. Durch die aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens verlagere sich der Konsum zwangsläufig in den privaten Bereich, was das Suchtpotential erheblich steigert.
Trend zu beruhigenden Substanzen
Unter normalen Umständen werden, neben Cannabis, am häufigsten Drogen konsumiert, die eine aufputschende Wirkung haben. Ecstasy, Speed, Kokain und Co sind Drogen, die eigentlich gut zu unserer Gesellschaft passen, immer schnelllebiger und rasanter, erklärt die Psychologin. Seit Beginn der Pandemie sei jedoch der Konsum von entspannenden Substanzen, wie Cannabis oder auch Beruhigungsmitteln, stark gestiegen. Das könne dadurch erklärt werden, dass gerade bei jungen Menschen starke Unsicherheit und Zukunftsängste herrschen.
Drogenkonsum bleibt häufig unbemerkt
Laut Weinlich erkennen Eltern bei Jugendlichen, die viel unterwegs sind, häufig nicht, wenn diese regelmäßig Drogen konsumieren. Somit könne sich die Krise auch positiv auf das Konsumverhalten auswirken. Eltern hätten durch Ausgangsbeschränkungen, Homeoffice und Distance-Learning erst die Chance, auf den Suchtmittelkonsum ihrer Kinder aufmerksam zu werden.
Wie können Drogenprobleme erkannt werden?
Besonders Stimmungsschwankungen und ein Wechselspiel zwischen Euphorie und Niedergeschlagenheit können auf die Einnahme von Drogen hindeuten. Auch die Vernachlässigung von Alltags- und Sozialleben ist ein Warnsignal auf das geachtet werden sollte. Wird ein Suchtproblem vermutet, sollte man zunächst den Betroffenen darauf ansprechen und Hilfe anbieten. In weiterer Folge kann man sich telefonisch an die Drogenberatungsstelle Salzburg (0662 879682) oder die Suchthilfe Salzburg (0662 879682) wenden.
(Quelle: salzburg24)