Ob Probleme in der Schule, Gewalt, Drogen oder Beziehungen: Das Leben Heranwachsender ist oft weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Um in dieser schwierigen Lebensphase unterstützen zu können, sind seit Anfang September Jugend-Streetworker der Caritas in der Stadt Salzburg unterwegs.
„Auslöser für unser Aktivwerden war eine relativ große Gruppe Jugendlicher, bestehend aus etwa 30 bis 40 Personen, die vor allem am Salzburger Hauptbahnhof unterwegs war“, erklärt Markus Brunnauer, Streetwork-Leiter bei der Caritas, im Gespräch mit SALZBURG24 am Donnerstag. Streetwork sei in einem solchen Fall perfekt, wie er weiter erzählt: „Wir gehen direkt auf die Menschen zu und bieten niederschwellig Hilfe an.“
Warum Jugendliche auf schiefe Bahn geraten
Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten, sind vielfältig. „Es kann sein, dass etwa beide Elternteile aus unterschiedlichsten Gründen der Erziehungspflicht nicht nachkommen. Aber auch ein falscher Freundeskreis kann ausschlaggebend sein“, weiß Brunnauer. Um mit den jungen Menschen in Kontakt zu kommen, gehen sie an die Plätze, an denen sich die Jugendlichen aufhalten. Dort verteilt das dreiköpfige Team Flyer, auf denen alle wichtigen Infos zum Hilfsangebot aufgelistet sind.
Streetworker bieten niederschwellig Hilfe an
„Wenn wir Junge sehen, die eigentlich in der Schule sein sollten oder etwas verwahrlost aussehen, gehen wir auf sie zu und versuchen, mit ihnen zu reden.“ Oftmals vertrauen sich die Jugendlichen erst nach mehrmaligen Treffen den Streetworker an. „Sie erzählen dann beispielsweise davon, dass sie eine Lehrstelle suchen. Also schreiben wir einen Lebenslauf mit ihnen und stellen dann mitunter fest, dass sie keinen Pflichtschulabschluss haben.“ In einem kleinen Büro in der Gaswerkgasse, das für Einzelberatungen eingerichtet wurde, wird ihnen dann geholfen.
Starker Anstieg bei psychischen Problemen
In letzter Zeit stellt Brunnauer einen starken Anstieg bei suizidalen Gedanken und psychischen Problemen bei den jungen Menschen fest. Grund dafür seien die zahlreichen Krisen, die uns seit einigen Jahren beschäftigen. „Der Druck bei den Jugendlichen wächst. Die Krisen treffen sie mit voller Wucht, oft noch mehr als Erwachsene“, so der Streetworker. Erwachsene könnten mit den Krisen aufgrund der Lebenserfahrung besser umgehen als Junge, auf die diese Krisen „voll einprasseln“ würden.
Gerade in der Corona-Zeit wurde dabei festgestellt, dass junge Menschen vermehrt zu Drogen greifen würden. „Gerade jene Gruppe, die am Bahnhof unterwegs war, war sehr aktiv, was Drogenkonsum und Drogenhandel angeht.“
Beständigkeit bei Streetwork gefragt
In der Stadt Salzburg ist das Streetwork-Team der Caritas – je nach Jahreszeit – bis etwa 22 Uhr unterwegs, mitunter auch am Wochenende. Aufgesucht werden Plätze, an denen sich die Jugendlichen gerne aufhalten. Bei der Arbeit ist Beständigkeit gefragt, weiß Brunnauer, der seit über 20 Jahren im Bundesland Salzburg in diesem Gebiet tätig ist. „Wenn man Streetwork mehrere Jahre lang macht, wird sie irgendwann zum Selbstläufer. Dann wissen die Eltern schon Bescheid und schicken die Jugendlichen direkt zu uns, sollten sie Probleme haben.“

Finanziert wird das Streetwork-Team der Caritas von Stadt und Land Salzburg. Umfassende Erfahrung sammelte die Caritas bereits bei der Jugend-Streetwork im Pongau, Pinzgau und Tennengau, wo die jungen Menschen schon seit 20 Jahren unterstützt werden. Nachdem es in der Stadt Salzburg zuvor keine solche Hilfe für junge Menschen gab, muss hier nun also vorwiegend Aufbauarbeit geleistet werden.
(Quelle: salzburg24)