Salzburg

Costa-Condordia-Drama: Heinz Schaden befürwortet Haftstrafen

Zwei Jahre nach dem Costa Concordia Unglück wartet der Kapitän noch auf sein Urteil
Veröffentlicht: 07. Jänner 2014 11:54 Uhr
Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden befürwortet Gefägnisstrafen für die Verantwortlichen des Costa-Concordia-Unglücks. Als das Kreuzfahrtschiff vor zwei Jahren einen Felsen vor der Insel Gilio rammte befand sich der Salzburger Bürgermeister unter den Passagieren. Der Kapitän wartet noch auf sein Urteil.
SALZBURG24 (Melanie Berger)

Zwei Jahre sind seit der Schiffskatastrophe des Kreuzers Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio vergangen. 32 Menschen haben ihr Leben verloren. Auch 77 Österreicher befanden sich damals an Bord, alle konnten sich glücklicherweise retten. Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) war unter den letzten Passagieren, die auf der Steuerbordseite das Schiff verlassen konnten. Er werde niemals wieder eine Kreuzfahrt unternehmen, berichtete er danach. "Das Unglück habe ich psychisch verkraftet. Aber einen Zorn auf die Führungscrew habe ich schon noch.", so Schaden. Der Salzburger Bürgermeister berichtet von chaotischen Verhältnissen bei der viel zu späten Evakuierung. Die Verantwortlichen sollen ins Gefängnis, das hätte seiner Ansicht nach eine abschreckende Wirkung.

Panik und Chaos auf der Costa Concordia

Die Tragödie ereignete sich am 13. Jänner 2012 um 21.45 Uhr: Ein lauter Knall erschütterte die Costa Concordia auf der Fahrt vom Hafen Civitavecchia ins ligurische Savona. Der Kreuzfahrtriese mit seinen 290 Metern Länge und 4.229 Menschen an Bord rammte einen Felsen vor der Insel Giglio.

Der Ruck überraschte die Passagiere, die zum Großteil gerade am Dinner im Speisesaal teilnehmen. Das Licht ging aus, die Costa Concordia neigte sich schnell zur Seite, Teller und Gläser rutschten von den Tischen. Die aufgeschreckten Menschen liefen zu den Rettungsbooten, stolperten übereinander und fielen die Stiegen hinunter. Panik und Chaos brachen aus, als sich der Luxusliner um 80 Grad nach Steuerbord neigte. Doch über die Lautsprecher ertönte die Nachricht, es handle sich lediglich um Probleme mit der Stromversorgung. Erst nach einer Stunde wurde mit der Evakuierung begonnen. Wegen der starken Schieflage könnten die Rettungsboote nur mühsam ins Meer gelassen werden. Im Teil des Schiffes, der unter Wasser stand, blieben mehrere Menschen eingeschlossen. Fünf Boote der Küstenwache eilten zu Hilfe. Rettungskräfte zogen zahllose Schiffbrüchige aus dem Meer und brachten sie auf die Insel Giglio. Die Einwohner öffneten Schulen, Kindergärten, Kirchen und Privathäuser und versorgten die Menschen mit Decken, Mänteln und heißen Getränken. Auch Heinz Schaden war begeistert von der Hilfsbereitschaft: "Sie waren unglaublich hilfsbereit und gastfreundlich."

Schettino-Urteil vielleicht vor dem Sommer

Inzwischen läuft in der toskanischen Stadt Grosseto der Prozess wegen des Schiffunglücks weiter. Angeklagt ist Kapitän Francesco Schettino, dem eine 20-jährige Haftstrafe droht. Schettino, der nach dem Desaster fast sechs Monate lang unter Hausarrest verbracht hatte, wird mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierungsaktion, sowie Verursachung von Umweltschäden vorgeworfen. Zu einem Urteil in dem seit Juli laufenden Prozess könnte es noch vor dem Sommer kommen. Am 31. Jänner entscheidet das Kassationsgericht in Rom, oberste Instanz im italienischen Justizsystem, über den Einspruch, den die Oberstaatsanwaltschaft von Florenz gegen die Strafen eingereicht hat, zu denen im Juli fünf Mitangeklagte des Kapitäns verurteilt worden waren. Ein Gericht in Grosseto verhängte gegen einen Reedereivertreter und vier Besatzungsmitglieder Gefängnisstrafen zwischen eineinhalb und zwei Jahren und zehn Monaten. Die Strafen werden von der Staatsanwaltschaft als zu mild beurteilt. Die strafmildernden Umstände sollen neu überprüft werden, fordern die Staatsanwälte. Die Angeklagten hatten zuvor zumindest eine Teilschuld an dem Unglück anerkannt, um ihre Strafe zu mildern.

Spektakuläre Bergungsaktion

Die "Costa Concordia" - im Besitz der italienischen Gesellschaft Costa Crociere - liegt mittlerweile nicht mehr wie ein gestrandeter Wal vor der Insel Giglio, sondern ist im Zuge einer spektakulären Aktion im September aufgerichtet worden. Nie zuvor war ein derart großes Passagierschiff geborgen worden. Mehr als 20 Stunden dauerte die Aufrichtung des 290 Meter langen Schiffes am 16. September 2013 - acht Stunden länger als ursprünglich vorgesehen. Mithilfe von Stahlseilen und Flaschenzügen wurde der Luxusliner Millimeter für Millimeter von dem Felsen gehoben, auf dem er seitlich lag, und in senkrechte Position gebracht.

Ozean-Riese soll verschrottet werden

Die Costa Concordia mit ihren 14 Decks wurde auf einer im Meeresgrund verankerten Plattform fixiert. Auch über die Weihnachtsfeiertage wurden die Arbeiten am Schiff fortgesetzt. Im April sollen Schwimmkästen installiert werden. Dann könnte das Schiff theoretisch wieder schwimmen und die Insel Ende Juni endgültig verlassen. Ein konkreter Termin ist allerdings noch nicht fixiert. Die Entscheidung, in welchen Hafen der Kreuzfahrtkoloss gebracht werden und wie er dorthin gelangen soll, ist noch nicht getroffen worden. Im Oktober hatten die Bergungsexperten das niederländische Transportschiff "Dockwise Vanguard" reserviert. Ob dieses tatsächlich zum Einsatz kommen wird, steht noch nicht fest.

Die Regierung in Rom teilte kürzlich mit, dass das Schiff in Italien abgewrackt wird. Der toskanische Hafen Piombino, der der Insel Giglio am nächsten liegt, hat Finanzierungen für Erweiterungsarbeiten erhalten, die die Abwrackung eines Schiffes der Dimension der Costa Concordia ermöglichen sollten. Auch die Civitavecchia bei Rom und Livorno buhlen um den Großauftrag. In Livorno befindet sich die Werft des Schiffbauriesen Fincantieri, der die Costa Concordia gebaut hat und noch über die Konstruktionspläne verfügt.

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(Quelle: salzburg24)

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