Die Höhepunkte der Wespensaison sind üblicherweise im August und September. Heuer sind die Tiere schon etwas früher dran, was Expert:innen ein starkes Wespenjahr prophezeien lässt.
Auf Grund des milden Winters und der bislang hohen Feuchtigkeit kommt es heuer zu einem Insektenjahr. Und Insekten wie Raupen, Blattläuse, aber auch Stechmücken stehen auf dem Speiseplan der Wespen. Somit wird es auch für sie ein gutes Jahr – und das solltet ihr über sie wissen:Wespe ist nicht gleich Wespe. Und nicht alle von ihnen bilden Staaten. Konkret gibt es rund 300 Wespenarten in Österreich. Staaten bilden nur zehn davon. Dazu gehören die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Diese beiden sind auch diejenigen, die uns Menschen sehr nahekommen können.
Jene Arten, die größtenteils einzeln leben, fallen hingegen kaum auf – außer man begibt sich ganz gezielt auf die Suche. Hornissen zählen ebenfalls zu den Wespen und sind wegen ihrer Größe und ihrer brummenden Fluggeräusche relativ leicht erkennbar. Die Unterschiede zwischen den anderen Wespenarten sind oft weniger eindeutig. Anhaltspunkte können Aussehen, Verhalten, Nistweise oder der Lebenszyklus liefern.
Wie lange sind Wespen aktiv?
Um ihre eigene Art zu erhalten, bleiben die staatenbildenden Wespen einem bestimmten Zyklus treu. Was in den einzelnen Phasen genau passiert, haben wir hier für euch zusammengefasst.
Solitäre Phase
Los geht es im Frühjahr: Dann erwacht die Königin aus der Winterruhe, die sie alleine an einem möglichst vor Fressfeinden geschützten Ort verbracht hat. Wird es wieder nach den kalten Monaten wieder sonnig und warm, macht sich die Königin auf Nahrungssuche. Ihr Objekt der Begierde sind kohlehydrathaltige Baumsäfte. Außerdem hält sie Ausschau nach einem geeigneten Platz für ein Nest.
Hat sie ein lauschiges Plätzchen gefunden, startet die „Chefin“ ganz allein mit dem Nestbau. Tausende Flüge können nötig sein, bis sie genug winzige Holzfasern von verwittertem oder morschem Holz abgeraspelt und zerkaut hat. Mit diesem eigenen „Pappmaschee“ ist sie über mehrere Wochen hinweg mit dem Bauen beschäftigt. Während der solitären Phase versorgt sich die Königin selbst mit Futter. Außerdem legt sie Eier und wärmt und nährt die Larven. Und weil das noch nicht genug Multi-Tasking ist, verteidigt sie ihr neues Zuhause auch vor Angreifern.
Kooperative Phase
Ist das alles geschafft und die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, startet die kooperative Phase. Aufgabe der Arbeiterinnen ist es – wie der Name schon sagt – der Königin bei Futterbeschaffung, Nesterweiterung oder Brutversorgung unter die Arme bzw. die Flügel zu greifen. Eier legen darf aber weiterhin nur die Königin.
Soziale Phase
Die soziale Phase ist erreicht, wenn ungefähr 15 Arbeiterinnen im Nest aktiv sind. Jetzt fliegt die Königin nicht mehr aus. Bis zum Sommer können starke Völker bis zu 12.000 Tiere umfassen. Erst in dieser Phase fallen die Nester den meisten Menschen auf.
Reproduktionsphase
In der Reproduktionsphase – dem Höhepunkt – schlüpfen aus den Eiern der Königin die Geschlechtstiere, also Männchen und fruchtbare Weibchen. Sie paaren sich und legen den Grundstein für die Erhaltung ihrer Art.
Absterbephase
Wächst das Volk nicht mehr, sondern wird kleiner, beginnt die Absterbephase. Die Königin legt keine Eier mehr, weshalb keine neuen Wespen mehr schlüpfen. Die Tiere verlassen das „sinkende Schiff“ und kommen nicht mehr zurück. Arbeiterinnen, Männchen und die alten Königinnen sterben ab.
Überwinterungsphase
In die Phase der Überwinterung schaffen es nur die befruchteten Weibchen, die auch Jungköniginnen genannt werden. Sie alle suchen sich ihre eigenen Schlupflöcher, um zu überwintern. Als Unterschlupf können Holzstapel, Mauerfugen oder Spalten in Baumrinden dienen. Im nächsten Jahr wachen die Königinnen dann wieder aus ihrem Winterschlaf auf und der Kreislauf beginnt von vorn.
Der Lebenszyklus von Hornissen dauert zum Beispiel von Mai bis Oktober oder November. Die Gewöhnliche und die Deutsche Wespe sind etwas früher dran. Bei ihnen beginnt der Zyklus schon im April, dauert aber ebenfalls bis Oktober oder November. Die Rote Wespe startet ebenfalls schon im April, allerdings endet der Kreislauf bereits im September. Deutsche, Gewöhnliche und Rote Wespe zählen zu den Kurzkopfwespen.
Im Gegensatz zur Deutschen und Gewöhnlichen Wespe, die uns gerne mal einen Besuch am Esstisch abstattet, halten sich Langkopfwespenarten fern. Mittlere, Sächsische, Norwegische oder Waldwespe bleiben also lieber auf Abstand. Ihr Lebenszyklus ist auch kürzer und die Nester befinden sich oft an zugänglicheren Stellen.
Ein Sonderfall sind die Feldwespen. Sowohl Volk als auch Nest sind deutlich kleiner als bei den anderen Arten. Ihre Nester haben außerdem keine schützende Hülle, die Waben sind offen. Ein Nest ist mit meist maximal 30 Tieren schon ausgewachsen und nur so groß wie ein Tennisball. Feldwespen stechen nur selten zu.
Was tue ich gegen ein Wespennest?
Solltet ihr ein Nest bei euch daheim entdecken, ist Vorsicht geboten. Denn einfach entfernen selbst dürft ihr diese nicht, weil Wespen geschützt sind. Auch die Freiwilligen Feuerwehren im Land Salzburg sind dafür nicht zuständig, solange keine Gefahr im Verzug ist. Das stellte Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker bereits im Frühling gegenüber S24 klar. Er rät stattdessen dazu, einen Kammerjäger zurate zu ziehen. Sollten die Floriani in einzelnen Gemeinden doch ausrücken, kostet das. Die Berufsfeuerwehr der Stadt Salzburg berechnet für eine Wespennest-Entfernung 100 Euro.
Weil die Tiere nur für eine Saison am selben Standort bleiben, sind die Nester ab dem Herbst ohnehin leer. Diese könnt ihr hängen lassen, weil sie sich mit der Zeit von selber zersetzen. Ein leeres Wespennest wird nicht wieder von Wespen besiedelt werden.
Wie kann ich Wespen fernhalten?
Wer Begegnungen mit Wespen verhindern möchte, sollte vor allem Fleisch und Süßes gut abdecken und süße Getränke verschließen, denn darauf fliegen die kleinen Tierchen wortwörtlich. Die verlockenden Düfte von süßen Getränken, Kuchen und Grillgut sind für Wespen einfach so unwiderstehlich, dass andere Düfte sie nur noch wenig interessieren oder stören. Mit diesem Wissen im Hinterkopf trinkt ihr am besten mit Strohhalm und nicht direkt aus der Flasche. Das ist besonders wichtig, wenn das Trinkgefäß undurchsichtig ist.
Bunte Kleidung lockt die Tiere genauso an wie Parfum, Aftershave, Deo oder Cremes mit Duft. Außerdem könnt ihr Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen anbringen, regelmäßig Verschalungen und Ritzen checken und mögliche Einfluglöcher über den Winter abdichten. Im Garten solltet ihr nicht barfuß unterwegs sein und Fallobst regelmäßig wegbringen. Tauchen die schwarz-gelben Brummer doch auf, solltet ihr ruhig bleiben. Denn unser Angstschweiß ist ein Warnsignal für Wespen, also kontraproduktiv. Auch herumfuchteln oder die Wespen anblasen bewirkt eher das Gegenteil.
Was soll man nach Wespenstich tun?
Solltet ihr doch einmal gestochen werden, ist das in den meisten Fällen kein Grund zur Panik. Sollte ein Stachel steckengeblieben sein, entfernt ihr diesen und spült die betroffene Stelle am besten mit kaltem Wasser. Auch kalte Kompressen können angenehm sein und gegen Juckreiz helfen. Kratzen solltet ihr – so verlockend es auch ist – lieber nicht. Grund ist das mögliche Infektionsrisiko. Meistens klingen Symptome wie Jucken, Rötungen und Schwellungen innerhalb eines Tages schon deutlich ab. Hat es euch allerdings im Mund oder Rachen erwischt, kann es gefährlich werden. Begebt euch also schnell zum Arzt oder einer Ärztin.
In seltenen Fällen kommt es zu allergischen Reaktionen. Dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zufolge sind in den vergangenen zehn Jahren in Österreich insgesamt 55 Menschen nach Stichen durch Bienen, Wespen oder Hornissen verstorben. 2022 und 2023 gab es mit jeweils neun Toten sogar Zehnjahreshöchststände. Hinzu kommen pro Jahr im Schnitt fast 1.200 stationäre Behandlungen aufgrund von Insektenstichen.
Auch wenn sie für uns manchmal lästig sind, nehmen Wespen für die Natur eine wichtige Rolle ein, betont der Naturschutzbund: „So versorgen sie ihren Nachwuchs mit Mücken, Blattläusen und ähnlichen Insekten und reduzieren damit die anderen Lästlinge. Und auch für die Produktion von Brot, Wein und Bier ist die Existenz von Wespen nicht unwesentlich. Denn dafür benötigt man den Hefepilz Saccharomyces cerevisiae, der sich im Magen von Wespen über den Winter rettet – wie Wissenschaftler nun herausgefunden haben.“
Mit diesen Infos seid ihr nun hoffentlich für ein friedliches Zusammenleben mit den Brummern gerüstet und könnt die Grillerei inklusive Nachspeisen genießen.
(Quelle: salzburg24)