Die Telefonzelle – ein für viele fast schon antikes Relikt – erlebte zuletzt unrühmliche Schlagzeilen in der Stadt Salzburg: Unbekannte haben einen Böller gezündet und die Kabine zerstört. Aber wie viele Telefonzellen gibt es eigentlich noch und was passiert mit letzten verbliebenen und vermeintlich ausgedienten Exemplaren?
Fast jede Gemeinde hat eine Telefonzelle
388 von den österreichweit noch rund 6.700 verbliebenen Telefonzellen gibt es im Bundesland Salzburg – davon etwa 120 in der Landeshauptstadt. In ganz Salzburg gab es im Jahr 2011 übrigens noch 890 Telefonzellen. "In fast jeder Gemeinde steht zumindest noch eine Telefonzelle", heißt von Betreiber A1 auf SALZBURG24-Anfrage. Weil die flächendeckende Versorgung mit dem Telekomgesetz 2021 gefallen ist, dürften die Münzfernsprecher künftig immer weniger werden. "Wann, wo und wie viele Telefonzellen abgebaut werden, wird derzeit evaluiert", sagt A1-Sprecher Jochen Ohnewas-Schützenauer. Eine endgültige Entscheidung sei bislang noch nicht getroffen worden.
Viele Pläne für alte Kabinen
Smartphones bestimmen längst unseren Alltag, auch Festnetztelefone werden deshalb immer weniger. "Der Bedarf an Telefonzellen ist wegen der hohen Mobilfunkdichte im Laufe der vergangenen Jahre stark zurückgegangen." Dennoch soll das nicht das endgültige Aus für die Telefonzellen bedeuten. Einzelne Standorte sollen am Leben gehalten werden. A1 will die noch verbliebene Telefonzellen gemeinsam mit der Post, Gewista und Insh Telekom "nachhaltig weiterentwickeln". Man sei bestrebt, mit lokal ansässigen Unternehmen und den Gemeinden zusammenzuarbeiten.
Geplant sind etwa Bankomaten, Werbe- Kunst und Kulturflächen, Poststationen oder Notfall-Telefonsäulen mit Defibrillatoren. A1 stellt Gemeinden zudem nicht mehr benötigte Häuschen als Bücherzellen zur Verfügung. Vereinzelt werden alte Telefonzellen bereits als Stromtankstellen genutzt – Tendenz steigend. Die heute noch wenig verbliebenen Telefonzellen werden laut A1 vor allem von Touristinnen und Handybesitzern genutzt, die keinen Akku mehr haben.

Blick in Geschichte der Münzfernsprecher
Der erste Münzfernsprecher ging am 17. August 1903 am damaligen Wiener Südbahnhof in Betrieb. Gegen Einwurf von 20-Heller Stücken waren damit lokale Telefongespräche möglich. Ab 1907 durften Telefonautomaten auch in Kaffeehäusern aufgestellt werden. Ende 1907 waren in Wien 44 Münzfernsprecher aufgebaut und je einer in Trient und einer in Brixlegg. Zwischen 1903 und 1909 wurden in Bahnhöfen, Kaffeehäusern und in öffentlichen Gebäuden österreichweit 97 Telefonautomaten aufgestellt. Ab 1909 durften Fernsprechapparate in Kiosken auch auf der Straße errichtet werden. Zu Beginn allerdings nur "versteckt“ um das Ortsbild nicht zu verunstalten.
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(Quelle: salzburg24)