Wertvoller Zufallsfund

Obertrumer restauriert barocken Sekretär aus dem Jahr 1770

​Über 250 Stunden war der Obertrumer Paul Kurz mit der Restaurierung dieses Zylindertabernakels beschäftigt. Das barocke Möbelstück stand mehr als 70 Jahre in einem nicht genutzten Kirchennebengebäude in Feldkirchen bei Mattighofen. 
Veröffentlicht: 24. September 2024 08:35 Uhr
Einen historischen Tabernakel – also eine spezielle Form eines Sekretärs – hat ein Obertrumer aufwendig restauriert. Das Möbelstück stammt aus dem Jahr 1770 und befand sich 70 Jahre lang unbemerkt in einem Kirchengebäude im grenznahen Oberösterreich. Nun soll sich ein neuer Besitzer oder eine neue Besitzerin finden.

Ein wahrer Zufallsfund kam beim Abbruch eines nicht genutzten Kirchennebengebäudes im angrenzenden Feldkirchen bei Mattighofen (Bezirk Braunau) in Oberösterreich ans Licht: Ein Zylindertabernakel aus der Zeit um 1770, der mehr als 70 Jahre lang nicht bemerkt worden war. Doch die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. Paul Kurz aus Obertrum (Flachgau) hat sich auf die Restaurierung historischer Möbel spezialisiert und nahm sich der Aufgabe an.

Tabernakel in 250 Stunden restauriert

Über 250 Arbeitsstunden steckte der Flachgauer seit Februar 2023 in das Projekt, wie er in einer Presseaussendung erklärt. Die originalgetreue Rekonstruktion brachte einige Herausforderungen mit sich: „Im Zuge der Sanierung war die Verleimung und Ergänzung fehlender und loser Furnierteile notwendig. Diverse beschädigte Blindhölzer mussten neu angefertigt werden, ebenso sechs Beine, Teile der Rückwand, viele fehlende Profile, Intarsienarbeiten und eine fehlende Schublade. Auch im Bereich der Schlösser und Schlüssel gab es Ergänzungen“, schildert der Experte.

Es folgte eine weitere Überraschung, denn in dem Tabernakel aus Nussholz befanden sich 20 Geheimschubladen, in denen zum Teil ungeöffnete (Liebes-)Briefe aus dem Jahr 1790 und Münzen versteckt waren. Den letzten Schliff verlieh Kurz dem Sekretär mit einer Schellackpolitur. „Schellack wurde vor allem bei antiken Möbeln und Musikinstrumenten des 18. und 19. Jahrhunderts verwendet und ist ein natürliches Harz, das aus den Absonderungen der in Indien und Thailand lebenden Lackschildlaus gewonnen wird.“

Aufgrund seines besonderen historischen Werts soll das historische Möbelstück jetzt weiterverkauft werden. Kurz geht davon aus, dass der Sekretär höchstwahrscheinlich in Wien hergestellt wurde. Genaue Angaben aus dieser Zeit fehlen allerdings. Der Wert dürfte Schätzungen zufolge im mittleren fünfstelligen Bereich liegen.

Was ist ein Zylindertabernakel?

Ein Zylindertabernakel ist ein kunstvoll gestaltetes Möbelstück, das vor allem in der Barockzeit und dem Biedermeier beliebt war. Es handelt sich um eine spezielle Form eines Sekretärs. Schreibtischplatte und zugehörige Fächer werden immer synchron geschlossen. Dafür wurden Gestänge an den Seitenwänden verbaut. Barocke Zylindertabernakel sind oft reich verziert, mit aufwendigen Intarsien, Schnitzereien und kostbaren Furnieren. Der Tabernakel diente sowohl als praktisches Möbelstück zum Aufbewahren und Schreiben von Dokumenten als auch als Statussymbol. Er war häufig in den Arbeitszimmern wohlhabender Bürgerinnen und Bürger oder des Adels anzutreffen.

Im Barock wurde der Status der Kirche nach der Reformation wieder gestärkt, die daraus resultierende opulente Darstellung in der Kunst, verhalf auch dem Tabernakel zum Aufschwung. Der Tabernakel ist dem Altar der Kirche nachempfunden und war besonders im 17. und 18. Jahrhundert modern. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sind Tabernakel nur noch selten zu finden, da sie in der Folgezeit als zu groß und zu unpraktisch angesehen wurden.

Das Besondere am "Mattighofener Zylindersekretär" sei, dass der Schließmechanismus über ein Rollo gelöst wurde. Die Schreibtischplatte und die Fächer sind mit diesem verbunden. Diese Funktionalität sei „extrem selten“, betont der Obertrumer Paul Kurz abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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