Eine komplexe Großübung, bei der erstmals Künstliche Intelligenz zur Erstellung eines Lagebildes zum Einsatz kam, ging am Samstag an vier Standorten im Bundesland Salzburg über die Bühne. Um 10.15 Uhr ist der Startschuss am Schauplatz in Seekirchen am Wallersee gefallen. Wir haben alle Bilder für euch!
SALZBURG24 (mem)
Sturm, Starkregen, Hagel und Überschwemmungen waren die Annahme für die komplexe Großübung am Samstag in Salzburg. Ziel war es, Koordination und Zusammenarbeit der Einsatzkräfte zu trainieren, wichtige Daten zu sammeln, die dann mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz analysiert werden und künftige Einsätze noch effizienter machen sollen.
Wissenschaft und Einsatzkräfte arbeiten zusammen
Insgesamt rund 800 Beteiligte aus Salzburg, Tirol und Bayern nahmen an der Übung teil. Die Schauplätze befanden sich in der Landeshauptstadt, dem Flach- und Tennengau sowie in einer High-Tech-Einsatzzentrale, wo die Kooperation von Wissenschaft und Einsatzkräften erprobt wurde. In Katastrophenfällen soll es mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz gelingen, in Zukunft noch schneller einen umfassenden Lageüberblick zu erhalten.
Rotes Kreuz Salzburg/ThannerLeiter des Katastrophenschutzes des Landes Markus Kurcz (rechts), Prof. Bernd Resch (Universität Salzburg) und Landesrettungskommandant Anton Holzer (Rotes Kreuz) in der High-Tech-Einsatzzentrale bei den letzte Vorbereitungen zur KI-Großübung.
Katastrophenszenarien in drei Salzburger Bezirken
Übungsannahme waren Sturm, Starkregen, Hagel und Überschwemmungen in Teilen Salzburgs, die für die Stadt Salzburg, den Flachgau und Tennengau die Aktivierung der Katastrophenschutz-Mechanismen erforderten. Im Rahmen der Übung waren Einsatzkräfte in Kuchl, Seekirchen, Oberndorf und Laufen sowie der Stadt Salzburg in Aktion.
Abrissstelle am Hauptbahnhof als Übungsumfeld
Angenommen wurden ein Chemieunfall beim Bahnhof in Kuchl (Tennengau), eine überflutete Siedlung sowie ein überschwemmter Campingplatz in Seekirchen (Flachgau), Personen in der Salzach in Oberndorf/Laufen (Flachgau/Bayern) sowie eingestürzte Gebäude in der Stadt Salzburg. Die Abrissstelle der Verwaltungsgebäude im Bahnhofsbereich sollten dafür das ideale Übungsumfeld bieten, wo verschüttete Personen gefunden und gerettet werden mussten.
Der Zeitplan im Überblick
Übungsszenario Seekirchen (Wallersee), Beginn um 10.15 Uhr
Übungsszenario Stadt Salzburg (Bahnhofsbereich), Beginn 10.45 Uhr
Übungsszenario Oberndorf/Laufen (Salzach), Beginn 11 Uhr
Übungsszenario Kuchl (Bahnhofsbereich), Beginn 11.15 Uhr
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Schwimmende Dächer am Wallersee
Besonders sichtbar waren bei der Großübung schwimmende Dächer im Wallersee. Dort wurde eine überflutete Siedlung simuliert. Die Arbeiten zu diesem Einsatzort fanden bereits in der vergangenen Woche statt. Ein schwimmendes Dach, das Schüler der HTL Salzburg konstruierten, wurde dabei zu Wasser gelassen. Mit Booten und Hubschraubern wurden dort Personen geborgen. Gegen 9 Uhr landete der Black Hawk des Bundesheers. "Für uns ist die Übung in dieser Dimension außergewöhnlich, vor allem mit den verschiedenen Einsatzorganisationen. Bei uns war die Vorfreude auf heute schon sehr groß“, so Constantin Naderer, Einsatzleiter der Wasserrettung.
Land Salzburg/Martin WautischerDer Black Hawk des Bundesheeres ist am Samstag im Rahmen der KI-Großübung in Seekirchen gelandet.
Für eine großangelegte Übung am Wallersee wurde in der HTL Salzburg ein "schwimmendes Dach" konstruiert. Die Übung soll Daten für eine künstliche Intelligenz sammeln
So lief die Katastrophenübung in Kuchl ab
Wie die Übung genau abgelaufen ist, berichtet die Freiwillige Feuerwehr Kuchl in einer Aussendung. In der Marktgemeinde Kuchl kam es in dem Szenario nach Sturm und Starkregen sowie Hagel zu großflächigen Überflutungen. Katastrophenalarm wurde ausgelöst. Aufgrund von Vermurungen an Gleisanlagen im Bereich des Bahnhofes in Kuchl entgleiste ein Zug. Zwei Übungsszenarien galt es abzuarbeiten. Aus einem Kesselwaggon traten gefährliche Stoffe aus. Weiters kollidierte die Zuggarnitur mit mehreren Fahrzeugen. Mehrere Personen und Anrainer:innen melden den Vorfall über Notruf an die LAWZ. Die Feuerwehr Kuchl und das Rote Kreuz sowie das Bayrische Rote Kreuz wurden alarmiert.
Sofort nach dem Eintreffen der Einsatzkräfte wurden verletzte und teils eingeklemmte Personen in Szenario eins in den Fahrzeugen betreut und mittels schwerem hydraulischen Rettungsgerät befreit. Durch die Entgleisung und den Aufprall des Waggons kamen mehrere Personen im Waggon zu Sturz. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz wurden die teilweise schwerverletzten Personen mit Tragen aus dem Waggon getragen. Aufgrund der hohen Anzahl von Verletzten wurde vom Roten Kreuz eine SANHIST (Sanitätshilfsstelle) eingerichtet und betrieben. Die verletzten Personen wurden erstversorgt, triagiert und mit Rettungswägen und Rettungshubschraubern in umliegende Krankenhäuser transportiert.
In Szenario zwei kam es wegen der Entgleisung eines Zuges zu einem Gefahrgutaustritt aus einem Kesselwaggon. Die alarmierte Feuerwehr Kuchl sperrte den Gefahrenbereich großräumig ab. Einsatzkräfte in Chemieschutzanzügen der Schutzstufe 2 und Schutzstufe 3 retteten am Unfall beteiligte Personen. Nach dem Abdichten des leckgeschlagenen Waggons wurden alle kontaminierten Einsatzmittel und Einsatzkräfte dekontaminiert.
Die Feuerwehr Kuchl und der Löschzug Jadorf waren mit 61 Kräften im Einsatz. Ebenso dabei waren das Einsatzleitfahrzeug Tennengau (FF Oberalm) mit vier Einsatzkräften, der Tennengauer Bezirksfeuerwehrkommandant Markus Kronreif, Abschnittsfeuerwehrkommandant 2 Tennengau Rupert Unterwurzacher, das Rote Kreuz mit KAT-Zug und 52 Einsatzkräften sowie Notärzt:innen, das Bayerische Rotes Kreuz, das KAT-Referat der Bezirkshauptmannschaft Hallein mit zwei Personen, die Marktgemeinde Kuchl mit Bürgermeister und Vizebürgermeister und ein Einsatzteam (Übungskoordinatoren) und Einsatzleiter ÖBB vom Streckendienst.
"Verschüttete" beim Abrissgebäude im Bahnhofsbereich
Beim Abrissgelände der Verwaltungsgebäude im Bahnhofsbereich wurden im Rahmen der Übung eingestürzte Gebäude simuliert. Laute Hilfeschreie der Statisten, die als Opfer geschminkt waren, ließen das Adrenalin der Einsatzkräfte in die Höhe schnellen. Hunde suchten nach den „Verschütteten“, ein Verletzter musste aus einem Hochhaus abgeseilt werden und vieles mehr. Immer dabei die Beobachter der Übung, die unter anderem mittels Drohne und Social Media Postings Daten in die High-Tech-Zentrale schickten.
Daten werden in Echtzeit mit KI ausgewertet
In der Einsatzzentrale liefen alle Daten und die Kommunikation zusammen. „Wir stellen die Informationen zur einfacheren und effizienteren Bewältigung der Lage bereit. Social-Media Daten, Drohnen- und Satellitenbilder werden dafür in Echtzeit und mit Hilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet. Wir schaffen damit einen Brückenschlag von der Grundlagenforschung in die Anwendung“, erklärt Prof. Bernd Resch von der Universität Salzburg in einer Aussendung.
"Wir haben heute viel gelernt"
Ein Erfolg war die Großübung für Landesrettungskommandant Anton Holzer. „Die Social-Media Daten und Drohnenbilder sind wertvolle und zuverlässige Informationen für Einsatzstäbe, die es uns möglich machen rascher Hilfe zu den Einsatzorten zu bringen.“ Markus Kurcz vom Katastrophenschutz des Landes ergänzt: „Die Daten können uns helfen, die Lage besser einschätzen zu können. Gezielte und noch schnellere Hilfe für die Menschen bei Katastropheneinsätzen ist das gemeinsame Ziel. Ich denke, wir haben heute viel gelernt.“
Abstimmung unter Einsatzkräften als Challenge
Eine Herausforderung am Schauplatz Seekirchen, aber auch bei den anderen Szenarien, war die Abstimmung der verschiedenen Einsatzorganisationen. Die Vielzahl an gleichzeitig laufenden Aufgaben vom Bergen bis zur Erstversorgung wurde gemeistert. „Insgesamt war es eine unheimlich lehrreiche Übung. Sie hat aber auch aufgezeigt, wo wir noch nachschärfen können“, so der Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr Simon Leitner. Jedenfalls konnten alle geretteten Personen mit Hubschraubern und Fahrzeugen in das Lazarett in der Mittelschule in Seekirchen gebracht werden.
Für Uwe Kippnich vom Bayerischen Roten Kreuz war die heutige Großübung beispielhaft für die gute Zusammenarbeit zwischen europäischen Ländern: „Solche Übungen dienen dazu die grenzüberschreitende Hilfe noch besser als bisher abzustimmen, neue Methoden in der Praxis zu überprüfen und dann die Ergebnisse wieder zurück an die Forschung zu spielen, das am Ende auch das erforscht wird was den Menschen hilft.“
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