„Loaded gun“ nennen Meteorologen genau das, was Samstagabend in der Stadt Salzburg passiert ist. Das extrem kurze und gleichzeitig extrem heftige Gewitter hat eine Spur der Verwüstung verursacht. Warum eine Vorwarnung bei solchen Gewittern nicht möglich ist, erklärt uns genau jener Salzburger Wetterexperte, der am Samstagabend im Dienst war.
Es war eine einzige Gewitterzelle, die Samstagabend gegen 20 Uhr punktuell für orkanartige Sturmböen und Starkregen sorgte – und in weiterer Folge für zahllose umgestürzte, teils entwurzelte Bäume, abgedeckte Dächer und beschädigte Oberleitungen der Obusse. Die Feuerwehren hatten im Stadtgebiet insgesamt 120 Einsätze abzuarbeiten, Personen kamen nicht zu Schaden. Besonders betroffen war das gesamte Stadtgebiet von Salzburg sowie die Flachgauer Gemeinden Elsbethen und Wals-Siezenheim.
Regen-Alarm/ScreenshotEin Screenshot eines Regenalarms vom Samstag, 20.30 Uhr, zeigt die Gewitterzelle über der Stadt Salzburg.
„Es war sehr viel Energie in der Atmosphäre“, beschreibt Josef Haslhofer von der Geosphere Austria das Gewitter rückblickend. Der Wetterexperte war am Samstag der diensthabende Meteorologe, hielt die Wetterlage im Blick und war auch für Warnungen zuständig. „Dass das Gewitter, das von Teisendorf hereinzog, so heftig wird, konnte ich erst aufgrund der aktuellen Messdaten vom Salzburger Flughafen sehen – und da war es schon zu spät.“ Aber was war passiert?
Einzelne Gewitterzelle bündelt gesamte Energie
Wie eine Luftblase, die aufsteigt, bildete sich am Samstag eine einzige Gewitterzelle, die die gesamte Energie aus der Umgebung abgesaugt und sich dann entladen hat. „Diese Zelle hat viel mehr Kraft als mehrere Gewitterzellen zusammen. So etwas kommt sehr selten vor und wir nennen das in der Fachsprache ‚loaded gun‘“, so Haslhofer im S24-Interview. Bei einem üblichen Gewitter gibt es stets mehrere oder viele Zellen unter denen die Energie aufgeteilt ist. Es entsteht, wenn stark unterschiedlich temperierte Luftmassen aufeinandertreffen oder in der Atmosphäre zwischen unten und oben besonders große Temperaturunterschiede bestehen.
Downburst sorgte für Schäden
Die starke Kraft der kleinen Gewitterzelle über der Stadt Salzburg hat am Samstag zudem einen Downburst ausgelöst. Ein Downburst ist eine heftige, abwärtsgerichtete Luftströmung oder auch Fallbö genannt. Dabei wird der Abwind so stark beschleunigt, dass die Bö wie ein „Sack“ aus dem Niederschlagsbereich ausfällt und am Boden auseinanderläuft. Dass diese heftigen Fallwinde häufig für schwere Schäden verantwortlich sind, hat man am Samstag erkennen können.
Eine Statistik, wie oft es in Salzburg zu derartig heftigen Gewittern kommt, gibt es bis dato nicht. Eine rechtzeitige Vorwarnung sei aufgrund der Eigendynamik der Gewitterzellen auch in Zukunft schwer. „Man kann nicht voraussehen, ob und wo sich eine derart energiereiche Zelle bildet und wo sie in weiterer Folge entladen wird. Außerdem müsse man mit Warnungen auch immer sehr bedacht umgehen, betont Haslhofer. „Denn es bringt auch niemandem etwas, wenn wir laufend Warnungen ausgeben und dann passiert nichts“.