Fast 23.000 Unternehmen in Salzburg sind sogenannte Ein-Personen-Unternehmen (EPU) – damit machen sie den Großteil (55 Prozent) der Firmen im Land aus. Auf ihre wachsende Bedeutung als „Rückgrat“ der heimischen Wirtschaft hat auch die Salzburger Wirtschaftskammer (WKS) beim „EPU-Top-Themen-Tag“ in der Stadt Salzburg am Mittwoch aufmerksam gemacht. Am stärksten sind die Einzelunternehmen von der Anzahl her in den Branchen Personenbetreuung, Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT sowie Werbung und Marktkommunikation vertreten.
Bürokratie belastet Salzburger Einzelunternehmer:innen
Dabei stünden die meisten EPU vor allem durch die umfangreiche Bürokratie vor großen Herausforderungen: Bis zu 20 Wochenstunden an administrativen Aufgaben würden einer aktuellen Studie zufolge für Selbstständige anfallen, so WKS-Präsident Peter Buchmüller. „Da muss dringend eine Entlastung her, damit sich Ein-Personen-Unternehmer und -Unternehmerinnen besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“
Denn was die Kleinstunternehmen ohnehin auszeichne, sei das breite Aufgabengebiet. Eine Person decke dabei alle Abteilungen einer laufenden Firma ab. „Als Ein-Personen-Unternehmer bin ich für alles zuständig – von Einkauf, über Buchhaltung bis hin zum Marketing.“ Diese Vielseitigkeit erfordere nicht nur eine hohe Kompetenz, sondern eben auch Flexibilität und effizientes Zeitmanagement.
Steuerliche und soziale Verbesserungen für EPU gefordert
Ein weiterer großer Stolperstein für die Einzelunternehmer:innen sei die steuerliche Lage. Die Notwendigkeit einer gerechteren steuerlichen Behandlung werde auch für die Wirtschaftskammer zunehmend zum Thema: Neben der Senkung der Einkommenssteuer und der Verbesserung der Kleinunternehmerregelung werden etwa niedrigere Lohnnebenkosten und ein höherer Gewinnfreibetrag gefordert. „EPU sind Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet und daher für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in Salzburg sehr zentral.“ Denn letztlich seien sie auch eng mit den größeren Unternehmen im Bundesland verflochten und wichtige Partner für diese.
Auch sozial gebe es Nachbesserungsbedarf für die rund 23.000 Einzelunternehmer:innen in Salzburg – von denen rund 51 Prozent Frauen sind: „Wenn Ein-Personen-Unternehmen wegen Krankheit ausfallen, ist das wirtschaftlich oft der Anfang vom Ende“, so Michael Fedorcio, Generalsekretär von vidaflex, der gewerkschaftlichen Initiative für EPU und neue Selbständige laut APA. Krankengeld ab dem 4. Tag des Krankheitsausfalls sei daher eine überlebenswichtige Absicherung für Selbstständige.
Zahlen und Fakten zu Ein-Personen-Unternehmen in Salzburg:
- 22.700 EPU in Salzburg
- 55 Prozent aller Unternehmen in Salzburg sind EPU
- 51,2 Prozent der EPU in Salzburg werden von Frauen geführt
Auch der Zugang zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung werde für viele EPU erschwert. Entscheidet man sich nicht innerhalb von sechs Monaten nach Aufnahme der Selbstständigkeit dafür, ist ein Beitritt erst wieder nach acht Jahren möglich, kritisiert vidaflex.
Um den Einzelunternehmer:innen zur Seite zu stehen, gibt es bei der WKS mit Alexander Decker aus Tamsweg (Lungau) einen eigenen EPU-Sprecher, der im Rahmen von Sprechstunden zur Verfügung steht. Er ist auch selbst als Einzelunternehmer in der Werbebranche tätig. Auch in Rechts- und Steuerfragen seien die Selbstständigen angehalten, sich an die Expert:innen der Wirtschaftskammer zu wenden, erklärt auch Peter Kober, Leiter der WKS-Gründerservice im Rahmen des EPU-Tags. „Die großen Unternehmen haben meist eigenen Abteilungen für Rechts- und Steuerfragen. Deshalb sind unsere Services auf die Bedürfnisse von EPU sowie Klein- und Mittelbetrieben ausgelegt.“
(Quelle: salzburg24)