Die Faschingszeit gilt als die Zeit der Narren und des Irrsinns. Sie diente vor allem im Mittelalter dazu, die Obrigkeit zu verspotten und zu kritisieren. Dieser ursprüngliche Gedanke findet sich gerade in den größeren Umzügen in der Faschingszeit wider, gerade in Karnevalhochburgen bekommt die Politik ihr Fett ab.
Bei den Faschingskostümen entfachte in den vergangenen Jahren eine Diskussion darüber, was im Hinblick auf Diskriminierung angebracht ist und was nicht. Sind Verkleidungen wie Cowboy und "Indianer" noch zeitgemäß? Schon dem Begriff "Indianer" wird häufig eine diskriminierende Konnotation zugeschrieben. Laut Maia Loh vom Afroasiatischen Institut (AAI) Salzburg spielt hier der historische Kontext eine Rolle: "Es gibt noch immer sehr ungleiche Verhältnisse auf der Welt. Darunter leiden vor allem lokale Bevölkerungen, die sich etwa in einer kolonialen Situation befinden und häufig ihre Kultur nicht ausleben durften", so die Expertin im Gespräch mit SALZBURG24 am Freitag.
"Es ist wichtig, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen"
Damit stelle sich die Frage nach der Verantwortung einer dominanten Gesellschaft. "Welche Verantwortung liegt bei einem, wenn man sich diese Kostüme aus Spaß anzieht, während andere strukturelle Diskriminierung erfahren, wenn sie diese Kleidung tragen?", so Loh weiter. Mit Blick auf den Fasching spricht sie sich gegen eine Verbotskultur aus und appelliert daran, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Dann würde man auch verstehen, warum manche Kostüme fragwürdig sind.
In Österreich und Salzburg nach wie vor verbreitet ist auch das sogenannte "Blackfacing" – also das Schwarzfärben des Gesichts. Hier spiele vor allem der Kontext eine Rolle: "Bei den Sternsingern etwa ist die schwarze Person ein König und hat eine positive Konnotation. Dennoch oder gerade deshalb ist hier Blackfacing unangebracht. Bei anderen Karnevalsveranstaltungen wie etwa in Köln sieht man ganze Gruppen, die mit Blackfacing schwarze Menschen ins Lächerliche ziehen und die Geschichte der Sklaverei somit verharmlosen", gibt die Bildungsreferentin des AAI zu bedenken.
Tiroler Forscher gegen politische Korrektheit in Fasnacht
Der Tiroler Forscher Thomas Nussbaumer spricht sich in einem APA-Gespräch hingegen für eine Fasnachtzeit "frei von überschießender politischer Korrektheit" aus. Der Tradition und ihrer Wurzeln entsprechend, arbeite die Fasnacht in Tirol naturgemäß "mit Tabubrüchen und Grenzüberschreitungen". Sie würde zudem die wichtige soziale Funktion eines "temporär moralfreien Raums" darstellen.
Dem entgegnet Loh, dass der Karneval – etwa gerade in Brasilien – immer stark dazu verwendet wurde und wird, gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse umkehren zu können. "Aber es ist einfach eine andere Ausgangslage, wenn sich Nachfahren versklavter Afro-Brasilianer:innen in eine Rolle einer Dominanzperson begeben, oder die Dominanzgesellschaft sich in die Rolle unterdrückter Position begeben."
Was beim Faschingskostüm zu beachten ist
Es empfiehlt sich somit, sich vor der Faschingsveranstaltung mit der geplanten Verkleidung auseinanderzusetzen. Eine wichtige Bedeutung kommt gerade bei Verkleidungen dem Begriff der "Kulturellen Aneignung" zu – also der Übernahme von Ausdrucksformen einer anderen Kultur. In Bezug auf den Fasching gibt es dazu zahlreiche Anleitungen – als Faustregel gilt: Bei Verkleidungen, durch die sich andere Menschen verspottet fühlen könnten, ist eine gewisse Vorsicht geboten.
Sich bei Blackfacing & Co aber einfach auf die Tradition hinauszureden, sei zu wenig: "Wir haben uns gewisse Dinge angeeignet. Die Machtstrukturen haben mit einer Geschichte zu tun, die man entweder fortführt oder eben versucht, anders zu gestalten. Es liegt somit in der Verantwortung eines jeden einzelnen, einen respektvolleren Umgang miteinander zu finden", so Loh abschließend. Der Kreativität sind beim Faschingskostüm somit keine Grenzen gesetzt, bei historisch bedenklichen Verkleidungen sollten aber gewisse Aspekte beachtet werden.
(Quelle: salzburg24)