Das Salzachauen-Gebiet zwischen Anthering und St. Georgen im Flachgau stellt eine der artenreichsten und ökologisch wertvollsten Landschaften des Bundeslands dar. Doch die Artenvielfalt ist bedroht, seltene Tierarten drohen auszusterben. Die Gründe hierfür sind vielfältig und allesamt menschengemacht. So gibt es keine regelmäßigen Überschwemmungen in der Au und Monokulturen dominieren statt natürlichen Auwäldern.
Das soll sich nun aber ändern. Die Antheringer Au soll renaturiert, also wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt, werden.
EU stemmt 23 Millionen Euro für Salzburger Projekt
Seit über zehn Jahren laufen die Verhandlungen für einen Ankauf mit dem Grundeigentümer, die vor kurzem positiv abgeschlossen werden konnten. Der Kaufpreis von 35,6 Millionen Euro (37,3 Millionen Euro inkl. Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer etc.) wurde durch ein vom Bund im Jahr 2009 beauftragtes und 2019 vom Land aktualisiertes Gutachten vorgegeben und durch ein zweites Gutachten bestätigt. 23 Millionen für den Kauf der Flächen werden vom Resilienzfonds der EU übernommen. Das Land übernimmt damit 14,3 Millionen Euro.
Mit dem Ankauf der über 520 Hektar ist jetzt die komplette Umsetzung des bereits seit Jahrzehnten bestehenden Projekts Naturpark Salzachauen möglich und vergrößert damit die Fläche auf insgesamt 820 Hektar. Die Verträge sollen noch im Oktober unterzeichnet werden
Weitwörther Au mit Antheringer Au verbunden
Von 2015 bis 2021 wurden bereits gut 300 Hektar Wald- und Wasserflächen in der Weitwörther Au bei Oberndorf renaturiert, um einen der artenreichsten Lebensräume des nördlichen Alpenvorlands zu erhalten. "Nun nutzt das Land die historische Gelegenheit, die direkt an die Weitwörther Au anschließende Antheringer Au anzukaufen und ein Juwel für Natur und Mensch auf Generationen zu sichern", berichten Landeshauptmann Wilfried Haslauer und die ressortzuständige Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi (beide ÖVP) im Rahmen des heutigen Pressegesprächs gemeinsam mit den Koalitionspartnern Heinrich Schellhorn (Grüne) und Andrea Klambauer (NEOS) sowie dem Grundeigentümer Maximilian Mayr-Melnhof und dem Initiator des Projekts, Eberhard Stüber.
Größtes Naherholungsgebiet im Zentralraum
Auwälder sind für Natur- und Hochwasserschutz von zentraler Bedeutung. Mit dem Ankauf und der Renaturierung der Antheringer Au soll ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit der Bevölkerung geleistet werden. "Durch die Revitalisierung der Salzach können wir die Sohlstabilisierung beschleunigen, den Hochwasser-Rückhalt verbessern und schaffen damit auch das größte Naherholungsgebiet für die Salzburgerinnen und Salzburger im Zentralraum", teilt Haslauer mit.

Durch die Regulierung der Salzach im 19. Jahrhundert wurden die Auwälder in Weitwörth und Anthering trockengelegt sowie zusätzlich großflächig Fichtenwälder gepflanzt. Jetzt gebe es die "einmalige Chance, das weite Gebiet zu renaturieren und damit ein europaweites Vorzeigeprojekt umzusetzen", sagt Naturschutzlandesrätin Gutschi.
Dazu gehören großflächige Maßnahmen, wie die Absenkung der Au, die Anbindung alter Nebenarme an den Fluss und eine Aufweitung der Salzach. Wichtig seien zudem neue Gewässer und die Umwandlung monotoner Fichten- in natürliche Auwälder. Diese würden als effektive CO2 Speicher auch eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen. Parallel dazu soll die Au als Erholungsraum für die Salzburger Bevölkerung, mit Anbindung an Lokalbahn und Radwegenetz, gestaltet werden.
Gatter-Jagd in Antheringer Au vor dem Aus
Wie Grundeigentümer und Landesjägermeister Maximilian Mayr-Melnhof informiert, wird "bis Ende 2024 die von uns durchgeführte Jagd möglich sein, auf diese Weise wird der Wildbestand weidgerecht reduziert." Das derzeitige Gatter soll dann verschwinden und mit einem Abwehrzaun zu den Wiesen und Nachbar:innen ersetzt werden. "Das Recht auf Brennholzentnahme aller Bauern bleibt selbstverständlich erhalten", so Mayr-Melnhof.
Neben dem Kaufpreis sind 11 Mio. Euro für die Aufweitung der Salzach und den Hochwasserschutz vorgesehen - Mittel, die zur Gänze vom Bund getragen werden. Für die Renaturierung und Naturschutzmaßnahmen sollen weitere 10 Mio. Euro fließen. Dazu soll die EU aus dem LIFE-Fonds, mit dem Umweltmaßnahmen finanziert werden, 60 Prozent beisteuern. Der 40-Prozent-Anteil des Landes ist über den Naturschutzfonds abgedeckt.
Für SPÖ „falscher Zeitpunkt“
Kritik kommt von Salzburgs SPÖ-Chef David Egger. „Mitten in einer Rekord-Teuerung weitere 37 Millionen Euro für die Vergrößerung der Salzachauen auszugeben, ist der falsche Zeitpunkt“, heißt es in einer Aussendung. Auch wenn die Renaturierung der Weitwörther Au und die Erhöhung der Artenvielfalt sich positiv auf den Hochwasserschutz auswirken würden, solle sich die Politik darauf konzentrieren, „alle Möglichkeiten zu nutzen, damit das Leben für die Bevölkerung bezahlbar bleibt.“ Begrüßt wurde der Schritt des Landes hingegen vom Naturschutzbund.
FPÖ kritisiert „fehlende Lösungen“
Auch FPÖ-Klubobfrau Marlene Svazek zeigt sich in einer Pressemitteilung skeptisch: „Mit dem heute vorgestellten Deal zum Kauf der Antheringer Au gelingt Landesrätin Gutschi zwar kein Coup, sie eröffnet aber zahlreiche Konflikte und Baustellen, für die jedenfalls noch keine Lösungen erkennbar sind.“
Renaturierung der Antheringer Au im Überblick
- Flussbauliche Sanierung bringt Beschleunigung der Sohlstabilisierung und Minderung des Hochwasser-Risikos durch Ausbau der bestehenden Ufersicherung, Neuschaffung eines Nebenarms und Wiederanbindung von Seitenarmen. Schaffung eines „Naturfluss-Systems“ zur eigendynamischen Entwicklung
- 500 Hektar artenreicher Naturwald entstehen durch Absenkung der Au, Umwandlung standortfremder Waldbestände in natürliche Auwälder und Schaffung zahlreicher neuer Augewässer als Lebensraum für seltene Arten.
- Nachhaltige und effektive CO2-Bindung in wiedervernässten Auwäldern.
- Attraktive Besuchseinrichtungen wie Aussichtskanzeln, Infopoints und ein Besuchszentrum
- Kosten für den Ankauf: 37 Millionen Euro. Davon übernimmt 23 Millionen der Resilienzfonds der EU
- Kosten Aufweitung Salzach/Hochwasserschutz: Elf Millionen - werden vom Bund getragen
- Kosten Renaturierung/Naturschutzmaßnahmen: Zehn Millionen Euro, hier ist ein EU-Life-Projekt – wie bei der Weitwörther Au – geplant, bei dem 60 Prozent von der EU kofinanziert werden. Der Anteil des Landes Salzburg beläuft sich hierbei auf 40 Prozent und ist über den Naturschutzfonds abgedeckt
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(Quelle: salzburg24)