Drama im Obertrumer See

Badeunfall in Seeham: "Musste dem Kleinen sagen, dass sein Vater tot ist"

Pavlina und Franz Lechner aus Seeham haben den kleinen Buben vorübergehend bei sich aufgenommen und ihn betreut. 
Veröffentlicht: 23. August 2023 08:58 Uhr
Der tödliche Badeunfall am Wochenende in Seeham hätte tragischer nicht verlaufen können. Ein sechsjähriger Bub aus Tschechien musste das Ertrinken seines Vaters mitansehen und konnte sich aufgrund der Sprachbarriere nicht verständigen. Ein Flachgauer Paar hat das Kind vorübergehend bei sich aufgenommen. Sie schildern uns das Erlebte aus ihrer Sicht.

Vor den Augen seines Sohnes ist Samstagvormittag ein 34-jähriger Tscheche im Obertrumer See beim Strandbad Seeham (Flachgau) ertrunken. Andere Badegäste hatten gegen 11 Uhr den im Wasser strampelnden Sohn bemerkt und waren ihm zur Hilfe geeilt. Aufgrund der Sprachbarriere war allerdings erst nach einiger Zeit klar, dass sein Vater neben ihm untergegangen war.

Retter ziehen leblosen Körper aus Wasser

Wenig später wurde der leblose Körper des Mannes in sechs Metern Tiefe und 30 Meter vom Ufer entfernt geborgen. Das geschockte Kind wurde weiter entfernt vom Kriseninterventionsteam der Rettung betreut. Wenig später traf Pavlina Lechner am Unglücksort ein. Sie arbeitet eigentlich in einer Bäckerei in Seeham. Bekannte hatten sie alarmiert, weil sie ursprünglich aus Tschechien kommt und die Sprache beherrscht. „Ich musste dem Kleinen sagen, dass sein Vater tot ist“, schildert die 52-Jährige das Aufeinandertreffen mit dem Buben. „Das war sehr hart.“ Die Tragik des Ereignisses stecke ihr noch heute in den Knochen, sagt sie im S24-Gespräch.

Sie und ihr Mann hätten dann rasch darum gebeten, sich um den Buben zu kümmern. „Wir haben die Rettung gefragt und die wiederum die Polizei. Die hatten nichts dagegen. Also haben wir den Kleinen mit zu uns in die Wohnung in Seeham genommen.“ Ab diesem Zeitpunkt stand das Flachgauer Paar dann fast durchgehend in Kontakt mit Behörden und der tschechischen Botschaft in Wien.

Mutter des Buben am Abend kontaktiert

„Es war ein regelrechtes Prozedere, bis die Mutter des Jungen gefunden werden konnte“, erzählt Franz Lechner. Das Handy des Vaters sei über einen PIN-Code gesichert gewesen, den keiner kannte, weshalb man auch keine Kontaktdaten hatte. Über die Botschaft habe man die Polizei in Prag informiert, die die Mutter zuerst ausfindig machen und ihr dann am Abend die Schreckensnachricht überbringen musste. Die Mutter habe dann gegen 20 Uhr bei ihnen angerufen und auch mit dem Buben gesprochen.

„Sie war nicht in der Lage ins Auto zu steigen und ihren Sohn zu holen, daher hat sie einen Bekannten, der in Österreich wohnt, geschickt“, schildert Pavlina. Dieser sei dann gegen 1 Uhr nachts in Seeham angekommen und habe den Buben abgeholt. „Sie hat sich dann bei mir nochmals gemeldet, als der Kleine bei ihr angekommen war.“

Die Zeit des Wartens habe man versucht, mit Spielen zu verbringen und das Kind abzulenken – "so gut es eben ging". So wurden ferngesteuerte Modellfahrzeuge und andere Spielsachen ausgepackt. „Am Abend haben wir eine Kindergeschichte in tschechischer Sprache im Fernsehen geschaut, danach ist er zum Glück auch gleich eingeschlafen.“

"Wollten einfach helfen"

Auf die Frage, warum sie das alles erzählen, sagen die beiden: „Es war uns einfach wichtig zu helfen und wir wollen mit dieser Geschichte auch andere Menschen zum Helfen ermutigen – ohne sich vor möglichen Konsequenzen zu fürchten. Das Kind kannte niemanden und die Sprache war ihm auch fremd. Wir wollten einfach für den Kleinen da sein. Und er war so brav und so lieb und das, obwohl er genau mitbekommen hat, was passiert war“, erinnert sich die gebürtige Tschechin zurück, die selbst Mutter von zwei Kindern ist.

Der vergangene Samstag sei ein schwerer gewesen. Ein solches Schicksal mitzuerleben, gehe an die Substanz und gleichzeitig mitten ins Herz, sagt Franz Lechner. Er und seine Frau würden jedenfalls wieder den Kontakt zu dem Kind und seiner Mutter suchen. „Aber erst irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt.“

Der tödliche Badeunfall in Seeham reiht sich in eine Serie an Badeunfällen in Österreich ein. Bislang werden 41 Opfer gezählt. Alleine im Juli und August werden bis heute 22 Badetote verzeichnet.

(Quelle: salzburg24)

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