Wenn der Schmerz bleibt

Krebstod des eigenen Kindes: Hinterbliebene finden Hilfe auf Sonneninsel in Seekirchen

Auf der Sonneninsel in Seekirchen finden krebskranke Kinder und ihre Familien einen Ort der Erholung. Außerdem werden Trauerwochenenden für Hinterbliebene abgehalten.
Veröffentlicht: 14. Februar 2025 16:16 Uhr
Auf der Sonneninsel in Seekirchen finden krebskranke Kinder und deren Angehörige einen Ort der Entspannung und Erholung. Darüber hinaus bietet die Einrichtung Hinterbliebenen im Fall des Todes des eigenen Kindes eine Hilfestellung. Ein betroffener Vater hat uns von seinen Erfahrungen erzählt.

In Österreich erkranken laut Statistik Austria jährlich rund 250 Kinder und Jugendliche an Krebs. Obwohl die Heilungschancen mittlerweile sehr gut sind, endet die Krankheit für 20 Prozent der Betroffenen tödlich. Für die Hinterbliebenen beginnt dann ein langer und schwieriger Weg der Trauer. Auf der Sonneninsel in Seekirchen (Flachgau) können Familien im geschützten Rahmen über ihre Trauer und den Tod des eigenen Kindes sprechen. Anlässlich des Weltkinderkrebstags am morgigen Samstag haben wir uns das Thema genauer angesehen.

Der Tod des eigenen Kindes stellt wohl eines der traumatischsten Erlebnisse im Leben eines Erwachsenen dar. Jemand, der diesen Schicksalsschlag durchmachen musste, ist Daniel Krenn aus Henndorf (Flachgau). "Es tritt damit plötzlich das ein, was für einen über all die Jahre hinweg eigentlich unvorstellbar ist. Die Welt verliert damit ihre Farbe. Das prägt nachhaltig deine Sicht auf das Leben und darauf, wie es weitergehen soll", erzählt der 41-Jährige im Gespräch mit SALZBURG24 am Freitag.

Trauer als große Herausforderung im Leben

Der gebürtige Passauer hat Ende Juni 2022 seine damals zehn Jahre alte Tochter verloren. Die Trauer habe gerade zu Beginn eine schier unüberwindbar scheinende Herausforderung dargestellt. "Im ersten Jahr war für mich die größte Schwierigkeit, überhaupt aus dem Bett zu steigen. Dann kommen die ersten Weihnachten und die ersten Feiertage – da ist es schwer, Bedeutung zu finden."

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Daniel Krenn fand nach dem Tod seiner Tochter über die Sonneninsel eine Möglichkeit, mit seiner Trauer umzugehen. 

Die Sonneninsel in Seekirchen war Krenn bereits von früheren Aufenthalten mit seiner Tochter bekannt. Zeitfenster zwischen den Chemotherapien hat die Familie genutzt, um dort der Tochter ein paar Tage Erholung zu ermöglichen. Angeboten werden etwa Alpakawanderungen, Massagen oder Räume für Kunsttherapie. Insgesamt gibt es 50 Betten, im Schnitt seien etwa zehn Familien vor Ort. Platz ist auch für weitere Angehörige wie Großeltern oder Freund:innen.

Hilfe für Hinterbliebene

Nach dem Tod seiner Tochter lernte Krenn die Sonneninsel bei einem weiteren Besuch dann von einer anderen Seite kennen – aus der Sicht eines Hinterbliebenen. Zuvor verband er die Einrichtung noch mit Schmerz, weil sie für seine Tochter ein so wichtiger Ort war. "Da habe ich das erste Mal ein Trauerwochenende aus der Ferne mitbekommen. Dann habe ich mich dazu entschieden, Hilfe zu suchen."

Die Trauerwochenenden für Hinterbliebene finden aufgrund der großen Nachfrage mittlerweile vier Mal im Jahr statt. Das Angebot umfasst gemeinsame Aktivitäten und den Austausch in der Gruppe samt therapeutischer Begleitung. Für Geschwister gibt es ein speziell auf das Alter der Kinder und Jugendlichen abgestimmtes Programm.

Austausch und gemeinsames Trauern

Das gemeinsame Trauern nehme etwas den Druck aus der Situation und helfe dabei, aus einer anderen Perspektive auf das Leben zu blicken. "Man kann dann auch einfach mal über die schönen Momente seines Kindes reden. Das ist sehr wertvoll. Dein Kind hat dann wieder Platz, was im Alltag ja eher nicht der Fall ist, da es nach wie vor ein Tabuthema ist." Auch der Austausch zum Umgang mit Erwartungshaltungen oder Auswirkungen auf das Arbeitsleben seien sehr wichtig.

"Das tun, was einem selbst guttut"

Anderen Hinterbliebenen rät der Henndorfer, zunächst das zu tun, was einem selbst guttut. Erst wenn die eigene Bereitschaft besteht, sollte man ein Trauerwochenende in Betracht ziehen. "Die Tage sind lang und die Tage sind hart. Ich habe mir immer gedacht, solange jeder Tag nur einen schönen Moment hat, ist es das Leben wert, gelebt zu werden. Das kann alles sein, ein Gespräch oder Erlebnisse in der Natur. Solange es diesen einen guten Moment gibt, dann stehen im Jahr 365 schöne Momente dem Schmerz gegenüber."

Der Aufenthalt auf der Sonneninsel ist übrigens kostenlos. Die Einrichtung finanziert sich gänzlich über Spenden. Der Zugang ist zudem niederschwellig gehalten, ein Antrag kann online ausgefüllt werden, daraufhin folgt vorab ein Telefonat mit eine:r Psycholog:in.

Daniel Krenn hat bei der Sonneninsel nicht nur Hilfe, sondern mittlerweile auch einen Arbeitsplatz gefunden. Bei den Trauerwochenenden bringt er sich als Bindeglied zwischen Betroffenen und Betreuern ein. Auch wenn er noch einen langen Weg vor sich hat – "das Leben wird nun wieder bunter."

(Quelle: salzburg24)

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