Flachgau

Künstler Jürgen Fux im Sonntags-Talk: "Früher konnte ich nicht einmal die Miete zahlen"

Als einer der renommiertesten Künstler Österreichs stellt sich Jürgen Fux unseren Fragen beim Sonntags-Talk in seiner Galerie in Anif.
Veröffentlicht: 08. Oktober 2017 11:57 Uhr
Als sich Jürgen Norbert Fux 1998 der Kunst widmete, wurde er zunächst von vielen belächelt - sogar von seinen Freunden. Bis vor zwölf Jahren reichte sein Einkommen gerade einmal für die Miete, nun hängen seine Kunstwerke in der ganzen Welt. Wie er zu Salzburgs Aushänge-Künstler und Enfant-Terrible avancierte und nun weltweit in der Kunst- und Sportszene in aller Munde ist, verrät er in unserem heutigen Sonntags-Talk.

Was zunächst vor knapp 20 Jahren auf dem Balkon in Anif (Flachgau) als Hobby seine Anfänge nahm, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Lebenselixier von Fux. Der gelernte Metzger ist aktuell mit seiner "Leather ART" und seiner Kunstserie "The Artist’s left Hand" weit über die Grenzen Europas hinaus bekannt. Mit seiner Kunst hat der Salzburger bereits viele Teile der Welt erreicht. Neben den USA, Kanada und Südamerika folgten jüngst China und Fernost. "Bis auf Australien und Afrika hängen meine Werke überall", erklärt Fux stolz im SALZBURG24-Gespräch bei einem Besuch in seinem Atelier in Anif. Seine Bilder erzielen Preise von 1.000 bis hin zu 140.000 Euro und sind bei vielen Promis beliebt.

SALZBURG24: Fuxi, du widmest dich seit fast 20 Jahren der Kunst. Wie bist du dazu gekommen?

JÜRGEN FUX: Im Alter von 23 Jahren zeichnete ich auf meinem Balkon in Anif einfach drauf los. Mit ein paar kleineren Ausstellungen wollte ich den Leuten zeigen, was ich von Kunst verstehe und wie ich sie interpretiere.

Wie sind die Werke angekommen?

Zunächst wurde ich richtig belächelt. Sogar meine Freunde haben mich beim Stammtisch in Anif ausgelacht und nicht ernst genommen. Die ersten Ausstellungen (Anm. aus Acryl) waren bei Thomas Geierspichler und der Bäckerei Ebner nicht gerade von Erfolg gekrönt. Anfangs habe ich nicht genau gewusst, wie ich meine Miete zahlen soll. 

Was hat dir dann zum Durchbruch verholfen?

Im Jahr 2007 habe ich einen Anruf von der Familie Porsche erhalten. Sie waren von den Bildern im ehemaligen Zoo in Anif beeindruckt und kauften sofort ein Bild. Das war der Türöffner zu anderen Kreisen. Mit den Kontakten und dem Einkommen konnte ich später mit dem Erwerb anderer Materialen meine Ideen verwirklichen. Mittlerweile besitzt die Familie Porsche über 100 meiner Bilder.

Was ist das Besondere an deinen Bildern?

Puh, das weiß ich selber nicht. Mein Markenzeichen ist der Strichcode und die unverwechselbaren Portraits. Ich denke, dass die Exklusivität mit der beschränkten Stückzahl etwas Besonderes ist. Laut Kunstkuratorium zähle ich in Österreich zu den fünf aufstrebendsten Künstlern.

Was willst du mit deinen Bildern ausdrücken?

Bei jedem Projekt entstehen um die 2.000 Bilder. Mit verschiedensten Einstellungen und Variationen versuche ich meine Idee in die Tat umzusetzen. Jedes einzelne Gesicht soll zum Themen-Schwerpunkt eine Aussage an das Publikum vermitteln. Die Betrachter sollen dann selbst entscheiden, was das Bild für sie bedeutet - den eigenen Vorstellungen sind keine Grenzen gesetzt.

Gab es einen besonderen Auftrag, den du nie mehr vergessen wirst?

Auf jeden Fall jener in den Vereinigten Staaten (lacht). Ein Kunde hat mich gebeten, ihm eine Skulptur aus der Serie "The Artist’s left Hand" anzufertigen. Kurios dabei war, dass es sich um meinen eigenen Mittelfinger handelte. Die acht Meter hohe Hand steht nun in seinem Garten und zeigt von einer Anhöhe auf das Grundstück der Nachbarn hinunter. Grund für diese Anschaffung sollen Streitereien um ein Grundstück gewesen sein.

Ein Fux-Unikat: Seine linke Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger aus Glas. /SALZBURG24/Andonov Salzburg24
Ein Fux-Unikat: Seine linke Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger aus Glas. /SALZBURG24/Andonov

Was sagst du jenen Leuten, die behaupten, dass deine Bilder zur Fotografie zählen und nicht zur Kunst?

Dass sie keine Ahnung haben. Jeder, der bei mir war und meine Bilder gesehen hat, weiß, dass ich kein Fotograf bin. Die Fotografie ist für mich nur ein Mittel zum Zweck. Mit Joachim Bergauer unterstützt mich Salzburgs bester Fotograf bei der Umsetzung meiner Ideen.

Andere Künstler, wie Schriftsteller oder Maler, arbeiten oft in der Nacht. Wie schaut es da bei dir aus. Bist du eher Tag- oder Nachtarbeiter?

Ich bin ein extremer Nachtarbeiter. Teilweise sperre ich mich zwei Tage in der Werkstatt ein und schalte mein Handy aus. Meine Rituale wie Kaffee und Zigaretten bei der Eni-Tankstelle in Niederalm werden aber dennoch eingehalten. Wahrscheinlich bin ich einer der wenigen die ohne Drogen auskommen.

Vom Metzger zu einem der renommiertesten Künstler Österreichs. Wie fühlt sich das an?

Natürlich hervorragend. In der Kunsstszene bin ich jedoch ein bunter Hund. Vor zwölf Jahren war ich nur in Salzburg bekannt und bei der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wollten meine ehemaligen Partner nur Kapital schlagen. Viele glaubten, dass sie bei einer Zusammenarbeit und einigen Ausstellungen im Himmel angekommen sind und ihr eigenes Ding durchziehen können. Die Kunst ist allerdings wie eine Börse. Ausschlaggebend für den Erfolg ist das Netzwerk und die Auswahl der Galerien. Mit harter Arbeit und viel Glück stehe ich jetzt da und kann zufrieden auf meine Arbeit zurückblicken. Mit dem was ich mache, will ich mir die Welt ansehen.

Du kommst beruflich viel herum. Wo gefällt es dir am besten?

Auf jeden Fall in Israel. Tel Aviv ist die geilste Stadt der Welt. Drei Mal im Jahr verschlägt es mich dort hin. Ich bin verliebt in diesen Ort. Besonders geil finde ich, dass verschiedenste Kulturen ohne Tumulte zusammen leben können. Die aufstrebende Stadt schläft nie und ist in der Entwicklung um zehn Jahre vor Salzburg.

Und was schätzt du an Salzburg?

Das ist meine Heimat und für mich eine der lebenswertesten Städte der Welt. Nach den Geschäftsreisen freue ich mich meine Familie zu treffen und mit Freunden in Anif auf ein oder zwei Spritzer zu gehen. Hier komme ich am besten zur Ruhe und kann nach den vielen Reisen gut entspannen.

Wie stehst du als Künstler zu den Salzburger Festspielen?

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Zum einen sind sie das Beste was der Stadt passieren hat können. Zum anderen stehen die Bilder heimischer Künstler in deren Schatten. In Salzburg wird man erst durch internationale Erfolge wahrgenommen.

Tut Salzburg zu wenig für die Kunst?

In Salzburg gibt es super geile Künstler, die sich aber durch ihre Individualität hervorheben müssen. Derzeit gibt es wenig Aufmerksamkeit für die Einheimischen in der Kunstszene.

Was könnte man dagegen tun?

Mein Vorschlag wäre, dass im Salzburger Museum zwei Mal jährlich ein Salzburger Künstler ausgestellt wird. Aber überhaupt nicht zwingend in der Festspielzeit. Mit diesem Schritt würden die Einheimischen eine super Plattform erhalten. Die Bürger zahlen schließlich dafür.

In deiner Galerie hängen Werke vom Reistport, auch prominente Sportler hast du schon portraitiert. Inwiefern bist du im Sport verankert?

Als ehemaliger Anifer Hobby-Fußballer bin ich schon immer sportbegeistert. Als Kulturbeauftragter unterstütze ich bei den Walser Ringern den Vorstand - auch der Reitsport hat es mir zuletzt mit ihrer extremen Naturgewalt und Ästhetik angetan. Seit sieben Jahren entwerfe ich für den Nachtslalom in Flachau und für das Air-Race die Trophäen. Für die olympische Bewerbung Salzburgs der Spiele 2008 und 2014 war ich ebenso als Kulturbotschafter engagiert. Genauso wie für "World of Wrestling", einem der fünf größten Verbände der Welt.

Wie man dich kennt, bastelst du schon an neuen Projekten. Was kommt da auf uns zu?

Momentan befindet sich ein großes Fußball-Projekt auf der Zielgeraden. Die Idee ist es, von jedem europäischen Topclubs die fünf beliebtesten Spieler zu portraitieren und die Original-Bilder dem Verein zum Verkauf zu übergeben. Von jedem Spieler wird es dann fünf Werke geben, welche im Rahmen einer Auktion im VIP-Bereich an die Mitglieder und Sponsoren verkauft werden. Mit einer Auflage von 250 bis 1.000 Stück wird es auch für die Fans - in Form von Kunstdrucken - eine Möglichkeit geben, die Bilder zu erwerben. Im Kunstbereich hat das noch keiner gemacht, da nehme ich eine gewisse Vorreiterrolle ein.

Für das Nova Rock Festival und die Wiesen im Burgenland hast du schon das Bühnenbild entworfen. Welche Ziele verfolgst du noch?

Ich habe noch sehr viele Ideen, die ich mir gerne verwirklichen will. Eine davon ist sicherlich das Bühnenbild für die Salzburger Festspiele.


Lieber Fuxi, wir sagen vielen Dank für das nette Gespräch!

 

Zum Abschluss haben wir noch ein paar Spontan-Fragen parat.

Großstadt oder Dorf? Puh, schwierig. Aber ich nehme Großstadt.

Frühaufsteher oder Langschläfer? Frühaufsteher

Bar oder mit Karte zahlen? Bar

Ronaldo oder Ibrahimovic? Wegen seiner Art nehme ich Ibrahimovic.

Fußball oder Pferdesport? Beides cool, aber derzeit tendiere ich zum Pferdesport.

Bier oder Wein? Wein

Bierzelt oder Discoparty? Eindeutig Bierzelt mit Lederhose.

Rock oder Schlager? Rock

Gert Richter oder Erwin Wurm? Ich entscheide mich gegen den teuersten Künster der Welt und nehme Erwin Wurm.

Sonntags-Talk auf SALZBURG24

Wir veröffentlichen jeden Sonntag ein Interview mit besonderen Menschen aus Salzburg – egal ob prominent oder nicht. Wir freuen uns über eure Vorschläge an: nicole.schuchter@salzburg24.at.

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(Quelle: salzburg24)

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