Über Jahrzehnte hinweg war der Kapitelwirt in Mattsee (Flachgau) ein Treffpunkt für Vereine und Gruppen aus der Gemeinde. Dementsprechend stark hat die Nachricht, dass der Wirt seine Pforten schließt, vergangenen September im Ort eingeschlagen. „'Unser letzter Wirt sperrt zu' war das, was durch die Gemeinde gegangen ist. Natürlich gibt es in Mattsee noch andere Angebote, aber so einen Ort des Zusammenkommens direkt im Ortskern hätte es dann nicht mehr gegeben“, schildert Fabian Schmid im Gespräch mit SALZBURG24 am Montag. Schmid, der selbst Mitglied in mehreren Vereinen ist und zudem im Gemeinderat sitzt, habe sofort „Feuer gefangen“ und fieberhaft nach Ideen gesucht, wie man den Wirt erhalten kann – im besten Fall mit Unterstützung der Menschen im Ort.
Kapitelwirt „Teil des sozialen Gefüges“ in Mattsee
Nicht nur als Gasthaus, sondern auch als Fläche für Zusammenkünfte und das Gemeinschaftsleben der Gemeinde, sei der Kapitelwirt immer die erste Anlaufstelle gewesen. „Mit der Schließung wäre auch ein wichtiger Teil des sozialen Gefüges in Mattsee verloren gegangen. Als Gemeindevertreter war mir aber klar, dass sich da etwas aus der Bevölkerung heraus tun muss.“ So wurde die Idee einer Bürgerbeteiligung geboren und diese schien auch auf fruchtbaren Boden zu fallen. „Die Idee hat dem Eigentümer gut gefallen – auch wenn dann natürlich noch einiges zu einem möglichen Verkauf geklärt werden musste“, erzählt Schmid.
Endgültig gefällt wurde der Entschluss dann im November und schnell war klar, dass ein gemeinschaftlicher Ansatz auch finanziell die beste Wahl wäre. Um das Projekt in die Tat umzusetzen, hat Schmid die Mitglieder des Vereins „Otelo“ ins Boot geholt, der sich eigentlich auf die Fahne geschrieben hat, jungen Menschen Technik näherzubringen. „Wir arbeiten gerade noch an der Gründung eines eigenen Vereins, dezidiert für das Projekt Kapitelwirt. Für den Anfang hat das so aber bestens funktioniert.“ Gemeinsam mit rund fünf bis zwischenzeitlich acht Helfer:innen konnte dann alles in die Wege geleitet werden.
Initiative sucht Beteiligte für „Projekt Kapitelwirt“
Jeden Mittwoch treffen sich die Beteiligten nun im Stiftskeller in Mattsee, um an dem Projekt zu tüfteln – auch Interessierte seien herzlich eingeladen. Der nächste Schritt: Eine gemeinsame Finanzierung. „Es ist einfach etwas anderes, wenn sich Menschen daran beteiligen, denen etwas an dem Vorhaben liegt, als wenn man auf eine Bank zurückgreift“, erklärt der Verantwortliche. In den kommenden Wochen und Monaten werden also Bürger:innen gesucht, die sich an der Finanzierung beteiligen, um eine Kreislauffinanzierung auf die Beine zu stellen. Diese soll letztlich wieder den Menschen, die sie geleistet haben, zugutekommen, indem sie sich aktiv an der Gestaltung des „Gesellschaftsortes“ beteiligen können.
Denn die Vision für den Kapitelwirt umfasse weit mehr als das klassische Wirtshausleben. Neben Festen, kulturellen Veranstaltungen und Workshops oder Seminaren träumt Schmid auch von einer Tanzbar in seiner Heimatgemeinde: „Regelmäßige Termine, bei denen man niederschwellig einmal die Grundschritte verschiedener Tänze lernen und andere Tanzbegeisterte kennenlernen kann – das stelle ich mir sehr lässig vor.“
Um das zu realisieren, wird schon bald intensiv mit der Suche nach Menschen, die sich beteiligen wollen, gestartet. „Sobald wir die finalen Kaufverträge haben, können wir so richtig loslegen“, freut sich Schmid.
(Quelle: salzburg24)