Seit zwei Jahren stehen im Skigebiet Gaißau-Hintersee in Salzburg alle Lifte still. Auch in diesem Winter wird es in dem Skigebiet zwischen der Gemeinde Hintersee (Flachgau) und Krispl (Tennengau) keinen Betrieb geben. Nach drei Konkursen und zwei Eigentümerwechseln hat die Liftgesellschaft seit Sommer 2023 neue Besitzer. Diese hegen große Pläne, benötigen dafür aber Geld. Von 30 bis 40 Mio. Euro ist die Rede. Doch die Suche nach Partnern für Investitionen gestaltet sich schwierig, ein baldiger Neustart ist aktuell nicht in Sicht.
Mit drei Sesselbahnen, vier Schleppliften und einem Baby-Lift ist die Skischaukel vor den Toren der Stadt Salzburg kein großes Skigebiet. Die beiden Talstationen liegen auf 740 bzw. 860 Meter Seehöhe, dennoch gilt das Gebiet als Schneeloch, auch wenn Meteorologen lieber von einer „Nordstaulage“ sprechen. „Wenn Schnee fällt, dann durchaus auch stark. Und er kann sich gut halten, weil es dort relativ kühl ist“, heißt es von der Geosphere Austria. Nachsatz: „Aber der Klimawandel macht auch vor Gaißau-Hintersee nicht halt.“
Bis 2050 soll zwar der Niederschlag tendenziell zunehmen, Schneehöhe und Skisaisonlänge werden wegen der Temperaturerhöhung aber geringer bzw. kürzer. Trotz technischer Beschneiung, die es in Gaißau-Hintersee nicht gibt.
Gaißau-Hintersee: Öffnung scheitert an fehlender Beschneiungsanlage
Die neuen Eigentümer – drei Unternehmen und eine Privatperson aus der Region – sind überzeugt, dass das Skigebiet ohne große Investitionen keine Zukunft hat. „Wir haben entschieden, dass wir ohne Beschneiungsanlage nicht aufsperren werden. Das würde nur Geld kosten“, sagte Andreas Schnaitmann. Der Transportunternehmer ist einer der vier Gesellschafter und Sprecher der GH Projektentwicklung GmbH. Neben Wasserleitungen und Schneekanonen brauche es einen großen Speicherteich. „Nur dann können wir in kurzer Zeit schlagkräftig beschneien.“ Der Bestand der Pisten sei ausreichend, allerdings müsse in eine oder zwei neue Bahnen investiert werden. Zu den Plänen zählt auch eine neue Bergstation mit Gastronomie.
Lifte in Gaißau-Hintersee sollen künftig auch im Sommer laufen
Die Gesellschafter sind überzeugt, dass sich ihr Engagement nur bei Ganzjahresbetrieb rechnet. Die Lifte sollen in Zukunft auch im Sommer laufen. Schnaitmann beziffert den Investitionsbedarf mit rund 30 bis 40 Mio. Euro. Dazu sei man auf der Suche nach Partnern. Der Unternehmer räumt dabei ein, dass sich das derzeit schwierig gestalte. „Beim Kauf waren die wirtschaftlichen Aussichten noch anders. Wir waren optimistisch, rasch Partner zu finden, wenn wir die Pläne gut aufbereiten.“
Gekauft habe man die Liftgesellschaft, damit nicht, wie in der Vergangenheit, wieder ein Käufer ohne Bezug zur Region zum Zug komme. „Das Skigebiet ist für die Gemeinden und das Ortsleben wichtig. Es gibt bei uns keinen Kramer mehr, wir drohen zur Schläfergemeinde zu werden“, sagt Schnaitmann. Die öffentliche Hand stehe dem Projekt positiv gegenüber. Allerdings würden die Gemeinden wegen ihrer Budgets vor eigenen Herausforderungen stehen.
Dafür hat das Land Salzburg finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt – wenn die neuen Eigentümer ein wirtschaftliches Betriebskonzept vorlegen. Verknüpft wird die Förderung damit, den Betrieb mittelfristig, das heißt mindestens drei Jahre lang, fortzuführen, hieß es aus dem Büro von Wirtschaftslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP).
„Ohne künstliche Beschneiung braucht man nicht aufsperren. Dann hätten wir vielleicht 30 Skitage im Jahr“, bekräftigte Paul Weißenbacher, der Bürgermeister von Hintersee. Er beklagt: „Ohne Skibetrieb brechen uns die Nächtigungen und die Kommunalsteuer weg.“ Langläufer und Tourengeher statt Skifahrer seien nette Alternativen. „Aber der Tagesgast lässt zu wenig da.“ Es wäre darum wichtig, dass die neuen Betreiber rasch jemanden fänden, der bereit sei, ordentlich zu investieren. „Leute mit Ideen und Plänen allein hatten wir in der Vergangenheit schon genug.“
Zwei der Skihütten im Gebiet, die Spielbergalm und die Latschenalm, machen unterdessen mit den Tourengehern und Schneeschuhwanderern ihr Geschäft. „Das sind gute Gäste, aber ob sie kommen, hängt von der Schneesicherheit ab“, sagt Maria Ziller von der Spielbergalm. „Letztes Jahr war ein schlechter Winter für uns, weil zwar heroben Schnee lag, es unten aber aper war.“ Sie würde sich deshalb Schneekanonen wünschen. Doch spricht man mit Bewohnern im Ort, zweifeln viele, ob, wann und wie es weitergehen soll.
„Für mich ist es immens wichtig, dass das Skigebiet wieder kommt“, sagt der Hinterseer Hotelier Albert Ebner, der in den vergangenen Jahren viel in seinen Betrieb investiert hat. „Wir würden uns wünschen, dass zumindest im Winter 2025/2026 wieder aufgesperrt wird. Aber ich sehe keine Bewegung in diese Richtung. Gäbe es da Ambitionen, müsste man jetzt mit den Vorarbeiten beginnen. Im Frühjahr ist es zu spät für Revisionen oder das Finden von Mitarbeitern.“
Der größte Grundeigentümer sind die Österreichischen Bundesforste (ÖBf), die mit den derzeitigen Eigentümern eine vertragliche Regelung zur Nutzung der ÖBf-Flächen abgeschlossen haben. Sollte der Liftbetrieb dauerhaft eingestellt werden, dann wären die Liftanlagen zu demontieren und die als Wald ausgewiesenen Flächen wieder aufzuforsten, hieß es gegenüber der APA. Dass das Gebiet dann für Tourengeher verloren gehe, stimme aber nicht. „Eine Alternative wäre die Entwicklung eines Winternutzungskonzeptes für Skitourengeher, für das es dann auch die entsprechenden behördlichen Genehmigungen brauchen würde.“
Flachgauer Skigebiet mehrmals im Konkurs
Der erste Lift in Gaißau wurde 1970 eröffnet. Weitere Anlagen folgten. 1985 ging das Skigebiet an die Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm. Diese traten es 2011 an einen Investor ab. 2014 übernahm eine Salzburger Firma die Mehrheit an der Gesellschaft und holte einen chinesischen Geldgeber an Bord, der in der Folge 75 Prozent des angeschlagenen Betriebs übernahm. Nach mehreren schneearmen Wintern entschuldete sich das Unternehmen im Jänner 2017 erfolgreich über ein Sanierungsverfahren. Versprochene Investitionen blieb der Mehrheitseigentümer aber genauso schuldig wie ausstehende Pachtzahlungen. Darum wurde im Herbst 2019 erneut ein Konkursverfahren eröffnet. Die Gesellschaft ging an einen einheimischen Abbruchunternehmer. Dieser versuchte eine Beschneiung zu installieren, scheiterte aber 2022 aus finanziellen wie naturschutzrechtlichen Gründen. Das Skigebiet ging erneut in Konkurs.
(Quelle: apa)