Noch wirkt das Freilichtmuseum in Großgmain (Flachgau) wie ein Geisterdorf. Kommende Woche dürfte sich das aber ändern, wenn die Saison 2025 startet und sich wieder Gäste um die teils mehrere hundert Jahre alten Gebäude tummeln, die zeigen sollen wie das Leben in Salzburg in den vergangenen rund 400 Jahren ausgesehen hat. Für die Besucherinnen und Besucher hält das Museum heuer ein Highlight bereit, bei dem auch internationales Publikum erwartet wird: Der Kalkofen wird erstmals seit 19 Jahren wieder angeworfen. Der darin selbst produzierte Baustoff soll dann einerseits für die eigenen Museumsgebäude, aber auch für den Erhalt anderer Bauwerke – darunter die Festung Hohensalzburg – verwendet werden, erklärt Direktor Peter Fritz am Montag bei einem Pressetermin.
Kalkbrennen als tausende Jahre alte Bautechnik
Das Kalkbrennen ist ein baukulturell besonderes Ereignis, wie Fritz betont. Denn: Die Technik ist buchstäblich uralt. Bereits in der Bronzezeit, um das Jahr 3.000 v. Chr., begannen Menschen in verschiedenen Kulturen wie in Mesopotamien, Ägypten und Griechenland, Kalkstein zu brennen. Das war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von Baustoffen. In der Römerzeit fand das Material dann breite Anwendung und ermöglichte den Bau von Gebäuden, die teils heute noch erhalten sind.
Die Langlebigkeit von Gebäuden, bei denen Kalk zum Einsatz kam, hebt auch Fritz im Gespräch mit SALZBURG24 hervor. Allem voran schimmle das Material nicht. Jene Häuser, die heute im Freilichtmuseum zu sehen sind, seien von ihren früheren Bewohnerinnen und Bewohnern einmal jährlich „herausgekalkt“ worden. So hätten sich die Menschen Schimmel, Ungeziefer und Co ferngehalten. Dem Material sei es – neben den Kompetenzen des Museums in Sachen Gebäudepflege und Wartung – zu verdanken, dass die teils hunderte Jahre alten Häuser, die aus dem Bundesland Salzburg abgetragen und in Großgmain wiederaufgebaut wurden, auch heute noch stehen.
Festival und Forschung rund um den Kalkofen
Wenn der Kalkofen im Juni 2025 wieder angeheizt wird, werden auch internationale Gäste aus der Forschung erwartet. Sie wollen nicht nur den Kalkbrand selbst untersuchen, sondern auch, welche Ableitungen man aus früheren Bauweisen für heutige Projekte ziehen kann. Rund um den Ofen, der dann etwa vier bis fünf Tage lang im Dauerbetrieb sein wird, plant das Freilichtmuseum außerdem eine Art „Festival“ für Interessierte: Man kann den Prozess beobachten oder sogar mit anpacken, kündigt Fritz an.
Auch vor dem Sommer haben die Handwerker im Freilichtmuseum noch alle Hände voll zu tun. Bis Ende März soll das Holzlager einer Tischlerei, das im Salzburger Stadtteil Gneis abgetragen wurde, wiederaufgebaut werden. Aktuell ist dort nur das Grundgerüst zu sehen. Zudem muss das Dach des Mesnerhauses im Freilichtmuseum (ursprünglich aus Bergheim) neu gedeckt werden. Das heißt: Alle 23.000 Schindeln werden händisch ersetzt.
Ebenfalls für heuer geplant ist das Abtragen eines Stalls in Neukirchen (Pinzgau). Dieser soll im kommenden Jahr gemeinsam mit einem Wohngebäude aus Krimml, das bereits am Museumsgelände liegt, als Hofgruppe wiederaufgebaut werden und die Entwicklungen im Bereich Tourismus im Bundesland darstellen. Im Wohngebäude wolle man dann zeigen, wie die ersten Frühstückspensionen Salzburgs ausgesehen haben, erklärt Fritz.
Besucherhaus im Salzburger Freilichtmuseum mit 2026 komplett neu
Das Salzburger Freilichtmuseum öffnet am 19. März wieder für Gäste. Im vergangenen Jahr besuchten rund 100.000 Menschen das Museum. Damit wurde das Vor-Corona-Niveau übertroffen. Heuer soll das letzte Jahr sein, in dem der alte Eingangsbereich genutzt wird. Der Bau des neuen Besucherzentrums, das Kassen, Archiv und Bibliothek, Seminarräume und Verwaltung zusammenfasst, soll im Herbst fertiggestellt und das Gebäude mit der Saisoneröffnung im kommenden Jahr öffentlich zugänglich werden. Die Kosten für den rund 6,9 Millionen Euro teuren Bau übernimmt das Land Salzburg zur Gänze.
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(Quelle: salzburg24)

















