Der jahrelange Zwist um den Salzburgring geht in die nächste Runde. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die schwarz-blaue Landesregierung den Pachtvertrag bis 2045 verlängert hat. Die Grünen der Gemeinde Koppl (Flachgau) gehen angesichts dessen einmal mehr auf die Barrikaden. Die Lärmbelastung für Anrainerinnen und Anrainer steige, weshalb sie eine Lärmobergrenze und eine festgeschriebene Anzahl an Rennen und Clubtagen fordern. Hierfür brauche es aber die Unterstützung der Landesregierung.
"Private Spaßfahrten" ohne Lärmbegrenzung
Die größten Belastungen seien nicht die Rennen oder das Electric Love Festival. „Das Problem sind die privaten Spaßfahrten von Clubs, die sich den Ring für ein Wochenende oder zwei drei Tage pachten. Für sie gibt es keine Lärmbegrenzung. Und wir sehen, dass das seit 2015 total überhandgenommen hat“, prangert Wolfgang Hyden, Sprecher der Grünen Koppl, an.
Das Problem betreffe nicht nur seine Gemeinde, sondern auch Plainfeld und Hof (Flachgau). An die 80 Clubs aus Süddeutschland, der Schweiz oder Tschechien würden mittlerweile zum Salzburgring kommen und „dort nach Lust und Laune fahren, wie sie wollen“, berichtet er im SALZBURG24-Interview am Donnerstag. Neben einer Lärmobergrenze soll die Anzahl der Rennen und Clubtage eingeschränkt werden.
Lärmobergrenze für fahrende Fahrzeuge gefordert
„Früher gab es fünf Rennen im Jahr, auf diese Rennwochenenden konnte man sich einstellen. Mittlerweile gibt es ungefähr 180 Tage Dauerlärm und Dauerbeschallung. Die Anrainer haben nicht mehr die Möglichkeit, sich zu erholen. Irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht“, so der Sprecher der Koppler Arbeitsgruppe für Umwelt und Zukunft (KAUZ). Seit Jahren hätten die Betroffenen die Politik mehrmals darauf hingewiesen, dass es eine Lärmobergrenze für fahrende Fahrzeuge brauche. „Wenn ich den Lärm bei einem stehenden Fahrzeug messe, so ist dieses beim Fahren um das Fünffache lauter. Das müsste der Ring selbst regeln, was er aber nur sehr spärlich tut.“ Seit Mitte Juli sei zudem versucht worden, einen Termin mit der für Umweltschutz zuständigen LH.-Stv. Marlene Svazek (FPÖ) zu vereinbaren. Bislang sei dies aber nicht zustande gekommen, so Hyden.

Anrainer:innen fordern Betriebsstättengenehmigung
Ein weiteres Problem sei die Zulassungsart. Der Ring gelte nämlich als Veranstaltungsstätte, führt Hyden aus. Es gebe einen Veranstaltungsbescheid von der Bezirkshauptmannschaft aus dem Jahr 1994. „Hier gibt es keinerlei Anrainer:innenrechte. Bei einer Betriebsstättengenehmigung müsste jeder Betrieb schauen, dass er mit den Anrainern, die rundherum wohnen, so zusammenkommt, dass es für sie ein erträgliches Leben ist.“ Dabei gebe es über 200 Betriebstage pro Jahr. Ändern könne man die Zulassung nur, indem man eine Behörde zu einem Feststellungsbescheid „zwingt“, sagt Hyden. Aber auch hierfür hätten die Anrainer:innen kein Recht, das könne nur die Politik.
Kein Kompromiss beim Salzburgring in Sicht
Aus dem Büro von Marlene Svazek heißt es auf S24-Anfrage, dass es dem Zweck einer Rennstrecke entspreche, dass dort Rennen abgehalten werden. Es gebe keinen Grund für Einschränkungen, sofern die Veranstaltungen im Rahmen des rechtlich Zulässigen stattfinden würden. Und: „Sobald es zu einer ernstzunehmenden Einschränkung für Anrainer kommt, wird man reagieren und unterstützen. Bisher gab es keinen Bedarf für Einschränkungen.“
Ob sich eine Lösung für den Salzburgring findet, mit der sowohl der Betreiber, als auch die Anrainer:innen leben können, bleibt also offen. Aus derzeitiger Sicht scheint jedenfalls kein Kompromiss in Sicht.
(Quelle: salzburg24)